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Wie versteht das Gehirn gesprochene Sprache?

Die luxemburgische Forscherin Jill Kries, Postdoktorandin an der Stanford University, wurde vom Luxembourg National Research Fund (FNR) mit einem FNR Award für ihre herausragende Doktorarbeit ausgezeichnet. Diese führte sie an der KU Leuven mit Unterstützung eines AFR-Stipendiums des FNR durch. Ihre Forschung befasste sich mit der Verarbeitung gesprochener Sprache im menschlichen Gehirn – einem grundlegenden Prozess der Kommunikation, der jedoch noch weitgehend unverstanden ist.

Durch die Verbindung von Neurowissenschaften und sprachwissenschaftlicher Theorie modellierte sie, wie das Gehirn gesprochene Sprache unter natürlichen Bedingungen verarbeitet. Sie löste sich damit von traditionellen Ansätzen, die auf künstlichen Stimuli basieren. Mit einem multidisziplinären Ansatz, der Verhaltenstests, Hirnaufzeichnungen (wie das Elektroenzephalogramm) und computergestützte Analysen kombiniert, untersuchte sie verschiedene Patientengruppen, insbesondere ältere Menschen und Aphasiker. Aphasie ist eine Erkrankung, die etwa ein Drittel der Schlaganfallpatienten betrifft und mit Störungen der mündlichen und/oder schriftlichen Kommunikation einhergeht.

Ihre Analysen ermöglichten es, neuronale Teilprozesse zu identifizieren, die bei Aphasie gestört sind – etwa die Fähigkeit, den Rhythmus der Sprache wahrzunehmen oder Wörter mit ihrer Bedeutung zu verknüpfen. Darüber hinaus konnte sie die entscheidende Rolle der Prosodie – also der Schwankungen in der Lautstärke und Intonation der Stimme – für das Sprachverständnis aufzeigen.

Diese Erkenntnisse eröffnen vielversprechende klinische Perspektiven, insbesondere für die frühe Diagnose und gezielte Behandlung von Aphasie.

Während der Klang meiner Stimme durch Ihre Ohren dringt – was geschieht in Ihrem Gehirn, damit Sie verstehen, was ich sage?

Jill Kries

Warum hat die Jury diese Kandidatin ausgewählt?

This PhD has applied contemporary and complex computer science and neuroimaging methods to an understudied population. It has generated a seminal data set that will be re-used in the community for years to come.

Gutachter

This work lays the foundations for new targets in aphasia interventions that have not been previously explored.

Gutachter

Über die Preisträgerin

Jill Kries ist derzeit Postdoktorandin im Lab of Speech Neuroscience an der Stanford University (Fachbereich Psychologie), wo sie unter der Betreuung von Professorin Laura Gwilliams arbeitet. Ihren Doktortitel in kognitiven Neurowissenschaften erwarb sie im experimentellen ORL-Labor der KU Leuven in Belgien unter der Leitung von Professorin Maaike Vandermosten.

Vor ihrer Doktorarbeit absolvierte Jill einen Master of Science (MSc) in Neuropsychologie an der Universität Maastricht, der ein Forschungsprojekt im Brain and Language Lab umfasste, sowie einen Bachelor of Science (BSc) in Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Université Libre de Bruxelles.

 

Shortlist

  • Shubhra Acharya vom Luxembourg Institute of Health (LIH) entdeckte, dass eine Untergruppe von RNA-Molekülen sowohl zur Diagnose der Parkinson-Krankheit durch einen einfachen Bluttest als auch zu ihrer potenziellen Behandlung beitragen könnte, was neue Hoffnung auf eine frühzeitigere Erkennung und verbesserte Therapien weckt.
  • Yannick Weyer von der Medical University Innsbruck, dessen Dissertation sich mit einem neuartigen Proteinabbau-Mechanismus befasste. Dies ist ein wichtiges Thema in der Entwicklung neuartiger Therapeutika, da solche Mechanismen für ein bekanntes Wirkstoffziel relevant sind.
  • Florian Felten, der an der Universität Luxemburg am Interdisciplinary Center for Security, Reliability and Trust (SnT) promovierte. Er arbeitete daran, KI dabei zu helfen, Kompromisse durch multiobjektives verstärkendes Lernen zu verstehen und zu navigieren. 
  • Longfei Song vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) für eine Dissertation, die die Materialien und Methoden zur Herstellung haptischer Geräte verbesserte,  die es Benutzern ermöglichen, Texturen und Empfindungen über Touchscreens zu fühlen. 
  • Johannes Sebastian Laur von der Universität Luxemburg für seine Forschung, die die Grundlage für eine nahtlose Kommunikation in extremen Luft- und Raumfahrtumgebungen wie bei Hyperschallflügen und Weltraummissionen schafft.  
  • Lorena Sánchez Chamorro von der Universität Luxemburg. Ihre Forschung untersuchte, wie und warum bestimmte Personengruppen anfälliger für manipulative Online-Designs wie Cookie-Banner oder Aufforderungen zum Kauf des „letzten Zimmers” sind. Ihre Ergebnisse können Designern, Forschern und politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, fairere digitale Erlebnisse zu schaffen.

 

Hier ist eine Zusammenfassung der FNR Awards Verleihung vom 23. Oktober 2025:

Infobox

Über die FNR Awards
Jedes Jahr zeichnet der Fonds National de la Recherche (FNR) nicht nur Forschende für ihre herausragende Arbeit aus, sondern auch Forscher und Wissenschaftsvermittler für ihre außergewöhnliche Förderung der Wissenschaft in der Gesellschaft. Und seit 2023 können außergewöhnliche Mentoren von ihren Kollegen in einer neuen Kategorie nominiert werden. Die Preisträger erhalten einerseits eine Trophäe und eine Urkunde und andererseits einen Geldpreis in Höhe von €5.000.
Bewerbungen können in den folgenden Kategorien eingereicht werden:
  • Outstanding Phd Thesis
  • Outstanding Scientific Achievement
  • Outstanding Mentorship
  • Outstanding Promotion of Science to the Public

In diesem Jahr hat der FNR sechs Preise in vier Kategorien vergeben. Erfahren Sie mehr über alle Preisträger auf der FNR-Website.

Bewerbungen für die FNR Awards 2026 können ab Ende Dezember 2025 bis zum 10. Februar 2026 um 14:00 Uhr MEZ eingereicht werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des FNR.

Autor: Diane Bertel
Redaktion: Michèle Weber (FNR)
Video der Preisträgerin : MOAST Creative Studio

 

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