FNR

Für die Umfrage wurde eine für die Bevölkerung repräsentative Stichprobe von 600 Personen befragt.

Um den Bekanntheitsgrad und die Wahrnehmung der luxemburgischen Forschung bei den Einwohnern Luxemburgs zu ermitteln, führt der FNR seit 2007 in regelmäßigen Abständen bei einer statistisch repräsentativen Stichprobe eine Umfrage durch. Die Teilnehmer werden dabei u.a. gefragt, ob sie Forschung und Wissenschaft vertrauen, sich dafür interessieren, sich gut oder schlecht informiert fühlen und wie sie den Impakt von Forschung und Wissenschaft auf unser Leben einschätzen. Dieses Jahr wurden außerdem Fragen zur Rolle der Wissenschaft in der Politik gestellt.

Die Umfrage wird von dem Unternehmen Quest im Auftrag des FNR durchgeführt. Während sich der Fragebogen im Laufe der Zeit leicht weiterentwickelt hat, sind jedoch einige grundlegende Fragen und befragten Attribute unverändert geblieben.

Im Bericht (verfügbar als PDF-Download am Ende des Artikels) wird die Entwicklung der Umfrage über 5 Ausgaben seit 2013 gezeigt.

Seit 2017 erfolgt die Datenerhebung durch eine Kombination von 2 Methoden

  • die cawi-Methode (computergestützte Web-Interviews durch ein Panel von Question.lu) (n= 506; +/- 84 % der Befragten)
  • die capi-Methode (computergestützte öffentliche Interviews im öffentlichen Raum) (n= 94; +/- 16 % der Befragten)

Insgesamt wurde eine für die Bevölkerung repräsentative Stichprobe von 600 Personen befragt.

Die Stichprobe ist repräsentativ aufgrund von Geschlechterquoten, vier Altersquoten und zwei Nationalitätenquoten.

Hier die Zusammensetzung der Stichprobe:

Aus Gründen von Lesekomfort wurde auf die Darstellung von Dezimalzahlen verzichtet. Die Summe der grafischen Gesamtwerte beträgt daher nicht immer genau 100%.

Die meisten gemessenen Variationen sind gering. Aus diesem Grund werden für die Gesamtergebnisse Konfidenzintervalle angegeben. Für diese Umfrage wurde ein Konfidenzniveau von 95% verwendet.  Das bedeutet, dass der "wahre" Wert in 95% der Fälle innerhalb des Bereichs liegt, der durch die Ober- und Untergrenze des berechneten Konfidenzintervalls definiert wird.

Für die Verteilung von ordinalen Scores geben wir asymmetrische Konfidenzintervalle an, die nach der Methode des Wilson Score berechnet wurden. Für Durchschnittswerte wurden symmetrische Konfidenzintervalle unter Verwendung der Fehlergrenzen bestimmt.

Statistisch signifikante Variationen erwähnen wir explizit auch im Text.

Hier eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse der aktuellen Umfrage, die im März 2023 durchgeführt wurde.

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Überblick

Hohes Vertrauen in die Wissenschaft und in die Wissenschaftler

  • Das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung ist bei der luxemburgischen Bevölkerung nochmal gestiegen, von 67% im Jahr 2019, 70% im Jahr 2021 auf 75% im Jahr 2023. Dies ist ein hoher wert, im Vergleich zu gleichen Studien im Ausland. 
  • Forscher genießen ebenfalls ein hohes Maß an Vertrauen (92%), das höchste im Vergleich zu Ärzten, Lehrern, Richtern, den Medien und Politikern.
  • Das Vertrauen in Informationen, die von Akteuren der Wissenschaft in Forschung verbreitet werden, ist ebenfalls weiterhin hoch.

Großes Interesse, Bedarf an Information und Unterstützung für Investitionen in Forschung

  • Das Interesse in Wissenschaft und Forschung in Luxemburg steigt seit 2013 stetig an, von 43% im Jahr 2013 auf 70% in 2023.
  • Aber es besteht noch ein Informationsdefizit bei der Bevölkerung: 58% fühlen sich nicht gut oder nur wenig darüber informiert.
  • Die große Mehrheit der Bevölkerung (92%) unterstützt weiterhin die Investitionen in die hiesige Forschungslandschaft, 54% fordern sogar mehr Investitionen. 
  • Ein großer und steigender Anteil der Bevölkerung denkt, dass Forschung einen Impakt auf die Gesellschaft hat, und dies nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht.
  • Die Bevölkerung ist der Meinung, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren sollen.  
  • Immer noch eine knappe Mehrheit der Bevölkerung (53%) denkt, dass vor allem Kinder in der Grundschule nicht ausreichend in den Wissenschaften ausgebildet werden.

Gute Bekanntheit der Wissenschaftsakteure und der Initiativen des FNR

  • Unter den Wissenschaftsakteuren konnten quasi alle Institutionen an Bekantheitsgrad dazugewinnen. 
  • science.lu kennen 43% der luxemburgischen Bevölkerung, Mr Science sogar 56% (85% der Luxemburger kennen Mr Science, bei den Nicht-Luxemburgern ist er nicht so bekannt)

Im Folgenden weitere Details zu den einzelnen Punkten.

Wie hoch ist das Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaft und Forschung?

75% der Bevölkerung vertraut der Wissenschaft und Forschung – was nochmal ein statistisch signifikanter Anstieg im Vergleich zu den 70% der Umfrage von 2021 ist.

Abbildung 1: Verteilung der Antworten aus der Umfrage 2023, 2021 und 2019 zur Frage Q401: "Wie sehr vertrauen Sie der Wissenschaft und Forschung?"

Diese Meinung ist relativ gleichmäßig in den analysierten Untergruppen verteilt (verschiedene Geschlechte, Altersgruppen, Nationalitäten, Berufsstatus). Mit einer Ausnahme: Menschen mit höherem Bildungsniveau haben ein höheres Vertrauen in Wissenschaft und Forschung als Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau.

  • 65% mit Abschluss in Grundschule + 3 (48% bei der Umfrage 2021)
  • 67% mit Abschluss in Sekundarschule (68% bei der Umfrage 2021)
  • 83% mit Universitätsabschluss (79% bei der Umfrage 2021)

Hervorzuheben ist aber, dass das Vertrauen bei Menschen mit Bildungsniveau Grundschule + 3 im Vergleich zur Umfrage 2021 um 17 Prozentpunkte gestiegen ist.

Wie hoch ist das Vertrauen in den Beruf des Wissenschaftlers?

Im Vergleich mit anderen genannten Berufsgruppen genießen Forscher das höchste Maß an Vertrauen bei der luxemburgischen Bevölkerung:

  • 92% vertrauen Forschern
  • 88% vertrauen Ärzten
  • 79% vertrauen Lehrern
  • 74% vertrauen Richtern
  • 34% vertrauen den Medien
  • 34% vertrauen Politikern

Abbildung 2: Verteilung der Antworten zur Frage Q403 der Umfrage 2023: "Wie sehr vertrauen Sie…(Berufsgruppen)?"

Wichtig: hier kann kein Vergleich gezogen werden zur Frage über das Vertrauen in die Wissenschaft und Forschung allgemein, da es bei der Frage zum Vertrauen in verschiedene Berufe weniger Antwortmöglichkeiten gab.

Interessant ist, dass es hier kaum Unterschiede im Vertrauen zu Forschern gibt, was die unterschiedlichen Bildungsniveaus anbelangt.

Im Vergleich zur Umfrage 2019 (bei der die gleiche Frage zuletzt gestellt wurde) ist das Vertrauen in all diese Berufsgruppen leicht gestiegen.

Welcher Informationsquelle traut die Bevölkerung mehr: den Wissenschaftsakteuren oder der Presse?

Das Vertrauen in Informationen über Wissenschaft und Forschung, die sowohl von den Akteuren in Wissenschaft und Forschung als auch von der Presse verbreitet werden, ist im Allgemeinen hoch.

Aber es ist höher in Informationen, die direkt von den Akteuren aus Wissenschaft und Forschung verbreitet werden.

Abbildung 3: Verteilung der Antworten zur Frage Q202.1 der Umfrage 2023: "Wie sehr vertrauen Sie Informationen die direkt von Forschungs- und Wissenschaftsakteuren verbreitet werden vs Informationen über Wissenschaft und Forschung, die von der Presse verbreitet werden?"

Die Ergebnisse dieser Frage haben sich im Vergleich zu 2021 kaum bzw statistisch nicht signifikant verändert.  

Wie groß ist das Interesse in Wissenschaft und Forschung?

Das Interesse der Bevölkerung in Wissenschaft und Forschung in Luxemburg ist seit der Umfrage 2013 stetig gestiegen.

Abbildung 4: Verteilung der Antworten zur Frage Q201 der Umfragen 2023, 2021 und 2019 über das Maß an Interesse an Wissenschaft und Forschung.

Ähnlich wie in der letzten Umfrage fühlen sich allerdings immer noch beinahe 6 von 10  Befragten (58%) nicht gut oder nur ein wenig über Wissenschaft und Forschung in Luxemburg informiert.

Abbildung 5: Verteilung der Antworten zur Frage Q202 der Umfragen 2023, 2021 und 2019 über wie gut sich die Bevölkerung über Wissenschaft und Forschung informiert fühlt. 

Wie viel soll Luxemburg in Forschung investieren?

Die Unterstützung für Investitionen in die hiesige Forschungslandschaft ist weiterhin gegeben.

  • 54% der Befragten sind der Meinung, dass Investitionen in hiesige Forschungsprogramme sogar noch ein wenig oder viel höher sein sollten als aktuell.
  • 38% sagen, die Investitionen sollen gleich bleiben.
  • Nur 8% sagen, es soll ein bisschen oder viel weniger investiert werden.

Abbildung 6: Verteilung der Antworten zur Frage Q301 der Umfragen seit 2013 über wie viel Luxemburg in Forschungsprogramme investieren soll.

Zur Info: Die Investitionen in öffentliche und private Forschung in Luxemburg ist in den letzten 15 Jahren stetig gestiegen und lagen 2021 bei 426,6 MEUR, was 0,59% des Bruttoinlandprodukts ausmacht.

Abbildung 7: Staatliche Investitionen in öffentliche und private Forschung in MEUR (blaue Balken) und in % des BIP (braune Linie) zwischen 2010 und 2021. Datenquelle: STATEC. Grafik: FNR.

Im Vergleich zur letzten Umfrage von 2021 ist der Anteil der Befragten, die mehr Investitionen fordern ungefähr gleich geblieben, aber immer noch über dem Wert der Umfrage 2019. In den Umfragen zuvor war der Anteil der Befragten, die mehr Investitionen fordern stetig gesunken.

Eine mögliche Erklärung: Da die Investitionen in die Forschung über die letzten 15 Jahren immer weiter gestiegen sind, scheint es nicht verwunderlich, dass immer mehr Menschen sagen: lass uns das aktuelle Niveau beibehalten, das reicht. Die Covid-Pandemie scheint eine Zäsur zu markieren hinsichtlich der Einschätzung des Bedarfs nach mehr Investitionen in Forschung.  

Werden Kinder/Jugendliche in der Schule ausreichend in den Wissenschaften ausgebildet?

Die Mehrheit der Bevölkerung (53%) denkt immer noch, dass vor allem Kinder in der Grundschule nicht ausreichend in den Wissenschaften ausgebildet werden. Was die wissenschaftliche Ausbildung in Sekundarschulen betrifft, so denken 46% ebenfalls, dass diese unzureichend ist. Im Vergleich zu den letzten beiden Umfragen von 2021 und 2019 ist dieser Anteil bei der Umfrage 2023 allerdings zurückgegangen.

Abbildung 8: Verteilung der Antworten zur Frage Q301.1 der Umfragen 2019, 2021 und 2023 über wie gut Kinder in der Schule in den Wissenschaften ausgebildet werden.

Was denkt die Bevölkerung über den Impakt der Forschung?

Die Bevölkerung bestätigt nach wie vor, dass Forschung einen Impakt auf die Gesellschaft hat. Am meisten trägt sie ihrer Meinung nach zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit des Landes bei. Aber sie bietet ihrer Meinung nach auch konkrete Vorteile, wenn es darum geht unseren Alltag verbessern, z.B. unsere Gesundheit oder Mobilität. Und sie kann helfen, Probleme im Zusammenhang mit der Umwelt (z.B. Überschwemmungen, Verschmutzung, erneuerbare Energien) und der Gesellschaft (z.B. Bildung, Mehrsprachigkeit) zu lösen.

Abbildung 9: Verteilung der Antworten zur Frage Q400 der Umfrage 2023 über die Einschätzung des Impakts der Forschung.

Im Allgemeinen ist die Zustimmung in allen abgefragten Kategorien über die Jahre gestiegen. Dies zeigt auch, dass die Bevölkerung eine gewisse Erwartung hat, dass die Forschung Impakt hat.

Inwiefern soll die Wissenschaft eine Rolle in der Politik spielen?

Der Wert wissenschaftlicher Erkenntnisse für die politische Entscheidungsfindung scheint von der Bevölkerung weitestgehend bestätigt zu werden.

  • 79% denken, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Ergebnissen basieren sollen.
  • 88% denken, dass Wissenschaftler sich öffentlich äußern sollten, wenn Politiker ihre Forschungsergebnisse ignorieren.
  • Aber nur 49% denken, dass Wissenschaftler selbst aktiv in der Politik werden sollten. 

Abbildung 10: Verteilung der Antworten zur Frage Q402 der Umfrage 2023 über die Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik.

Wie bekannt sind die öffentlichen Forschungsakteure in Luxemburg? 

87% der Bevölkerung kennt die Universität Luxemburg oder haben schon mal von ihr gehört. Den FNR, Herausgeber von science.lu, Arbeitgeber von Mr Science und Organisator der Researchers’ Days, kennen 69%. Das Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST), das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) und das naturmusée sind im Vergleich zur letzten Umfrage bekannter geworden. Die Ergebnisse für Uni, FNR und das Luxembourg Institute of Health (LIH) sind ähnlich wie die von 2021.

Abbildung 11: Verteilung der Antworten zur Frage Q101 der Umfragen seit 2013 über die Bekanntheit verschiedener Wissenschafts- und Forschungsakteure in Luxemburg.

Wie bekannt sind Mr Science, Science Festival, Researchers’ Days und science.lu?

Bei der Umfrage wurden auch die Bekanntheit der wichtigsten Initiativen des FNR abgefragt, die Wissenschaft in der Gesellschaft fördern sollen.

Allgemein lässt sich festhalten: Mr Science, das Science Festival und science.lu sind relativ gut bekannt, die Researchers' Days etwas weniger. Allerdings ist bei allen noch Luft nach oben, vor allem bei der Nicht-Luxemburgischen Bevölkerung.
 

 

Abbildung 12: Verteilung der Antworten zur Frage Q101 der Umfragen seit 2013 über die Bekanntheit verschiedener Initiativen des im Bereich Wissenschaftskommunikation.

Mr Science kennen vor allem die mit luxemburgischer Nationalität: 85% der Luxemburger kennen den sympathischen Mitarbeiter des FNR, der vor allem aus der Fernsehsendung „PISA – De Wëssensmagazin“ auf RTL Télé Lëtzebuerg bekannt ist. Da diese hauptsächlich in luxemburgischer Sprache gesendet wird, ist es nicht verwunderlich, dass Mr Science bei den Nicht-Luxemburgern deutlich weniger bekannt ist (24%). Hervorzuheben ist allerdings, dass Mr Science eine höhere Bekanntheit bei den Leuten genießt, die ein niedrigeres Bildungsniveau haben, als bei denen mit einem Hochschul- oder Uniabschluss. 

Das Science Festival und die Researchers‘ Days, zwei Events bei dem die Bevölkerung Wissenschaft interaktiv erleben können, haben wieder ihren Pre-Pandemie Bekanntheitsniveau erreicht. 52% kennen das Science Festival, das der FNR zusammen mit dem naturmusée in Luxemburg-Grund alle zwei Jahre organisiert. Nächste Ausgabe: am 11. Und 12. November 2023!

In den Jahren zwischen zwei Science Festivals organisiert der der FNR ein ähnliches Event in der Rockhal in Belval, die Researchers‘ Days. Dieses kennen nur 36%.

Diese beiden Events sind bei allen Befragten gleich gut bekannt – egal welchen Schulabschluss sie haben.

Die Bekanntheit von science.lu und seinen Sozialmedienkanälen hat seit der letzten Umfrage abgenommen – von 51% auf 43%. Sie liegt jetzt wieder auf dem gleichen Niveau wie bei der Umfrage 2019 (43%), die vor der Pandemie durchgeführt wurde.

Während der Pandemie haben wir auf science.lu natürlich viele Artikel über die neuesten Erkenntnisse aus der Covid-Forschung veröffentlicht. Das ist vermutlich für den vorübergehenden Anstieg verantwortlich.

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Hier kannst Du den Bericht der Umfrage herunterladen.

Bericht der Umfrage (auf Englisch)

Text: Michèle Weber & Jean-Paul Bertemes (FNR)
Umfrage: Quest, im Auftrag des FNR
Abbildungen: Quest (mit Ausnahme von Abb. 7: FNR)

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