
© shotshop.com
Mit unserem Leitungswasser und mit schadstofffreien Wasserkochern unbedenklich.
Anm. der Redaktion: Dieser Artikel ist eine leicht angepasste Version eines Artikels, der auf Luxemburgisch in unserer Rubrik Mr Science veröffentlicht wurde.
Mr. Science, ich habe gehört, dass man Wasser nicht zweimal aufkochen darf, weil es dann mehr Schadstoffe enthalten würde?
Viele Internetseiten warnen davor. Aber es macht keinen Unterschied, ob ich Wasser einmal oder mehrmals aufkoche. Entscheidend ist nur die gesamte Dauer des Kochens. Denn je länger ich Wasser koche, umso mehr verdampft. Wenn ich also einen Liter Wasser so lange koche, bis nur noch so viel übrig ist, wie ich für eine Tasse Tee brauche, dann habe ich die Schadstoffe im Wasser konzentriert. Statt in einem Liter sind sie jetzt in 0,2 Liter enthalten. Ihre Konzentration ist um den Faktor 5 gestiegen.
Das macht einem Angst!
Ja, aber die kannst du mit einer einfachen Frage wieder verlieren: Hättest du Angst, die ursprüngliche Menge Wasser zu trinken, also den gesamten Liter?
Nein, natürlich nicht...
Genau, weil unser Trinkwasser in der Regel sehr sicher ist und Schadstoffe nur in geringen Konzentrationen enthält. Sorgen müsste man sich nur machen, wenn das Trinkwasser stark verunreinigt ist. Aber dann sollte man es sowieso lieber nicht trinken.
Das zweite Argument ist: durch die längere Kochzeit würden Schadstoffe aus dem Topf oder Wasserkocher in das Wasser übergehen.
Und?
Wissenschaftler haben das untersucht und festgestellt, dass Edelstahl beim Kochen keine Schadstoffe an Wasser abgibt. Sollte man aber einen Wasserkocher mit Plastikelemente verwenden, die Schadstoffe an das Wasser abgeben, dann sollte man in dem Wasser noch nicht mal einmal aufkochen.
Die Angst vor dem zweimal Aufkochen ist also unbegründet?
Mit unserem Leitungswasser und mit schadstofffreien Töpfen oder Wasserkochern: Ja, auf jeden Fall!
Infobox
Durch das Erhitzen von Wasser werden im Wasser enthaltene Gase ausgetrieben, wie etwa Sauerstoff und Kohlendioxid. Außerdem lagert sich ein Teil des im Wasser enthaltenen Kalziums und Magnesiums als Kalkbelag im Wasserkocher ab. Aber anders als auf einigen Webseiten behauptet, entstehen durch das Kochen keine Stoffe wie etwa Arsen oder Fluor aus dem Nichts. Wenn sie allerdings schon vorher im Wasser vorhanden sind, werden sie durch das Kochen konzentriert. Unser Trinkwasser wird aber sehr gut kontrolliert und enthält - wenn überhaupt - nur Spuren solcher potentiell giftigen Elemente, so dass auch beim erneuten Aufkochen keine Gesundheitsgefahr droht.
Aus dem Plastik von Wasserkochern können Bisphenol A oder andere Spuren von Chemikalien ins Wasser gelangen. Die gesundheitliche Wirkung dieser Stoffe ist oft noch gar nicht in vollem Umfang bekannt. Man weiß aber, dass einige von ihnen schon in geringen Konzentrationen unser Hormonsystem durcheinanderbringen.
Ob das Metall von Wasserkochern gesundheitlich bedenkliche Stoffe abgibt, hat das deutsche Bundesinstitut für Riskobewertung im Jahr 2015 untersucht. Dafür wurden 11 handelsübliche Wasserkocher getestet. Beim Kochen von Wasser gaben sie nur geringe Spuren von Metallen wie Blei, Nickel, Mangan, Chrom und Zink ab. Die Konzentrationen lagen deutlich unter den von Experten empfohlenen Grenzwerten.
Autor: Ingo Knopf/scienceRELATIONS
Redaktion: Joseph Rodesch (FNR)
Infobox
http://www.bfr.bund.de/cm/343/freisetzung-von-metallen-aus-kaffeemaschinen-und-elektrischen-wasserkochern.pdf
Leaching of heavy metals (Cr, Fe, and Ni) from stainless steel utensils in food simulants and food materials, 1994, Bulletin of Environmental Contamination and Toxicology
Jede 2 Wochen beantwortet Mr Science auf Eldoradio eine Frage. Diese Frage wurde in der Sendung vom 25.10.2017 beantwortet.