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Remdesivir, Lopinavir und Ritonavir und Hydroxychloroquin werden in der Studie getestet.

Der erste der insgesamt 60 erwarteten Patienten zur Teilnahme an der europäischen klinischen Studie „Discovery“ hat sich heute am Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) eingefunden.

Die Studie zielt darauf ab, vier experimentelle Therapien gegen COVID-19 zu erproben.

Discovery: Eine proaktive, interventionelle Studie

Zur Zeit ist noch keine spezielle Behandlung für COVID-19 verfügbar. Discovery wird die Wirksamkeit und Sicherheit von vier experimentellen Behandlungen untersuchen, die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gegen COVID-19 wirksam sein könnten.

Es handelt sich dabei um Remdesivir, Lopinavir und Ritonavir (antivirale Medikamente, die gegen Ebola-Virus bzw. HIV entwickelt wurden), und Hydroxychloroquin (das gegen die von einem Parasit verursachte Malaria eingesetzt wird). Ebenfalls getestet wird eine Kombination von Lopinavir-Ritonavir zusammen mit Interferon beta (ein kleines Molekül, das von Säugerzellen produziert wird, antivirale sowie wachstumshemmende Effekte hat und bereits zur Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt wird).

Diese Behandlungen wurden von Weltgesundheitsorganisation (WHO) als vordringliche experimentelle Behandlungen gegen Covid-19 klassifiziert.

Die Forscher vegleichen 5 Gruppen Patienten, die eine der folgenden 5 Behandlungsprogramme erhalten:

•         Die reguläre Behandlung

•         reguläre Behandlung plus Remdesivir

•         reguläre Behandlung plus Lopinavir und Ritonavir

•         reguläre Behandlung plus Lopinavir, Ritonavir und Interferon Beta

•         reguläre Behandlung plus Hydroxychloroquin

Die Zuordnung von Patienten zu den verschiedenen Behandlungsprogrammen wird randomisiert, d. h. es wird nach dem Zufallsprinzip ausgelost, welcher Patient welche Behandlung bekommt. Aber Patienten und behandelnde Ärzte werden wissen, welche Behandlung verwendet wird. Dies wird als offene Studie bezeichnet.

Discovery zielt darauf ab, insgesamt 3.200 Patienten mit moderaten bis schweren Symptomen der Krankheit aus verschiedenen europäischen Ländern in die Testreihe einzuschließen. Der Vorteil dieser Studie ist sein proaktiver und anpassungsfähiger Aufbau, der die Verfeinerung der erprobten Therapien in Echtzeit ermöglicht. Die Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung wird schon 15 Tage nach Einschluß des Patienten in die Studie analysiert. So können als wirkungslos befundene Substanzen von der weiteren Studie ausgeschlossen und durch andere ersetzt werden, die in laufenden Forschungsprojekten entwickelt werden. Dies ermöglich es, die effizientesten  Behandlungsmöglichkeiten schnell zu identifizeren und bei der laufenden Behandlung von COVID-19 Patienten eingreifen zu können.

Die Versuchsreihe in Luxemburg: Klinische Praxis und Forschung vereinigt

Der erste Patient aus Luxemburg, der heute in diese Testreihe eingeschlossen wurde, ist dabei ebenfalls zufällig einer der geplanten Behandlungen zugeteilt worden.

Das CHL und insbesondere seine Abteilung für Nationale Infektionskrankheiten (Service National des Maladies Infectieuses – SNMI) und Intensivstation, und die Hôpitaux Robert Schuman (HRS) waren gemeinsam mit dem Luxembourg Institute of Health (LIH) dem Konsortium der Studie bei ihrem Start am 22. März beigetreten.

 „Wir sind erfreut, so zeitnah und nur wenige Wochen nach offizieller Bekanntgabe der Studie bereits mit der Erfassung der Patienten zu beginnen“, bekundet Dr. Staub, Leiter des SNMI und Leiter der Studie. „Das Ziel dieses Projektes ist es, eine konkrete Behandlungsoption eine wachsenden Zahl an Patienten im kritischen Stadium so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen. Enge Zusammenarbeit mit den zuständigen nationalen Behörden und dem LIH war dabei ausschlaggebend für das schnelle Anlaufen der Studie und markiert den Beginn unseres Beitrages zur Eindämmung der aktuellen Pandemie in Luxemburg und darüber hinaus“, fügt sie hinzu.

Die Versuchsreihe wird von Dr. Thérèse Staub (CHL), Dr. Jean Reuter (CHL), Dr. Claude Braun (HRS) und Dr. Marc Berna (HRS) geleitet, wobei das LIH für die Koordination innerhalb Luxemburgs zuständig ist, was auch anderen Krankenhäusern wie dem Hôpitaux Robert Schuman (HRS) die Teilnahme ermöglicht. Das Team vom CHL ist zuständig für die Betreuung der Patienten in der Versuchsreihe und arbeitet eng mit dem Klinischen und Epidemiologischen Forschungszentrum (CIEC) der Abteilung für Öffentliche Gesundheit des LIH zusammen. Der Start dieser Studie wurde durch die schnelle Mobilisierung von Gesundheitsministerium und dem Nationalen Ethikrat (CNER) vereinfacht, welche die Ausführung der notwendigen Autorisierungen und Protokollvorgaben sicherstellten.

„Wir sind stolz, unsere Expertise im Erstellen von klinischen Versuchsreihen in den Dienst der luxemburgischen Gemeinschaft zu stellen, indem wir zur zeitnahen Umsetzung dieser wertvollen internationalen Studie beitragen“, schließt Prof. Laetitia Huiart, Direktorin der Abteilung für Öffentliche Gesundheit und angegliederte Professorin in der Fakultät für Wissenschaft, Technologie und Medizin der Universität Luxemburg.

Die Studie wird ebenfalls die Daten ergänzen, die durch Solidarity erhoben werden, eine bald beginnende internationale Versuchsreihe unter Schirmherrschaft der WHO.

Autor: Research Luxembourg
Editor: Michèle Weber (FNR)

Infobox

Koordination Discovery

Discovery wird koordiniert durch das Französische Nationale Institut für Gesundheit und Medizinische Forschung (Institut national de la santé et de la recherche médicale – Inserm). Es ist eine europäische Versuchsreihe, die durch die EU- Projekte COMBACTE, PREPARE und RECOVER finanziell unterstützt wird.

Über Research Luxembourg

Research Luxembourg ist eine gemeinschaftliche Initiative der Hauptakteure der öffentlichen Forschung in Luxemburg: Luxembourg Institute of Health (LIH); Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER); Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST); Laboratoire National de santé (LNS); University of Luxembourg; Fonds National de la Recherche (FNR), koordiniert durch das Ministerium für Hochschulwesen und Forschung. Das Hauptanliegen dieser Initiative ist es, die wissenschaftliche Kooperation in Luxemburg zu unterstützen und die Arbeit des gesamten Sektors nach außen zu kommunizieren. www.researchluxembourg.lu

Pressekontakte

Research Luxembourg Taskforce: Didier Goossens, didier.goossens@fnr.lu

Luxembourg Institute of Health (LIH): Arnaud d’Agostini, arnaud.dagostini@lih.lu

Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL): Nadine Kohner, Kohner.nadine@chl.lu

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