Dieser Artikel ist eine leicht angepasste Version eines Artikels, der auf Luxemburgisch in unserer Rubrik Mr Science veröffentlicht wurde. 

Wenn alles Wissen plötzlich weg ist, heißt es: Ruhe bewahren. Atme tief in einem Zug ein. Zähl dabei in Gedanken langsam bis sechs. Dann hältst du die Luft kurz an und atmest genauso langsam wieder aus. Sage dir außerdem, dass du der Situation nicht hilflos ausgeliefert bist. Wenn du so vorgehst, sollte sich nach wenigen Minuten Entspannung breitmachen. Am effektivsten funktioniert das, wenn du schon während der Prüfungsvorbereitung auch die Stressbewältigung übst.

Deine Atmung kannst du zum Beispiel mit Yoga trainieren. Auch gezielte Entspannungsübungen sind leicht erlernbar. Die eigene Sichtweise zu ändern, ist viel schwerer, aber genauso wichtig. Wer in einer missglückten Prüfung das Ende aller Dinge sieht, öffnet der Panik Tür und Tor. Dann hat es auch die beste Atemtechnik schwer. Wenn du dir allerdings sicher bist, dass das Leben auch nach einer vergeigten Prüfung weitergeht, bist du gleich viel entspannter. Und das Leben geht weiter!

Warum kommt es überhaupt zu einem Blackout?

Ein Tiger im Gebüsch oder die Prüfungsaufgabe auf dem Tisch versetzen uns in Stress. Das ist erstmal nichts Schlechtes. Das Stresshormon Cortisol flutet unseren Körper. Hirn und Muskeln bekommen eine Extraportion Energie. Kurz: Ein bisschen Stress macht Höchstleistungen möglich. Doch zu viel Cortisol schlägt auf den Hippocampus. Diese Schaltstelle fürs Erinnern im Gehirn zieht kurzerhand den Stecker, um Schaden zu vermeiden. Der Kopf wird plötzlich leer. Sinken Stress und Cortisolspiegel , geht der Hippocampus wieder ans Netz und die Erinnerung kommt wieder. (1, 2, 3)

Gibt es andere Ursachen für Erinnerungsblockaden als Stress?

Stress ist nicht der einzige Auslöser für Erinnerungsblockaden. Bekannt und berüchtigt ist etwa der Filmriss nach enger guten Party, die aus dem Ruder gelaufen ist – der tritt dann vielleicht bei den Abifeiern nach den Prüfungen auf. Man wacht auf. Kann sich an nichts erinnern.

Wie auch beim Blackout in Prüfungssituationen spielt hier der Hippocampus eine wichtige Rolle. Der prüft in jeder Situation: Sind die Informationen relevant? Sind sie neu? Oder wurden sie im Gehirn vielleicht schon einmal abgelegt? Die Informationen, die diese Schranke passieren, werden an das Langzeitgedächtnis übergeben und können später wieder hervorgekramt werden.

Mit Alkohol können wir nun aber den Hippocampus außer Funktion setzen. Er bewertet dann nichts und leitet auch nichts weiter. Das heißt: Keine der Informationen, die wir im Vollrausch aufnehmen, überlebt bis zum Morgengrauen. (4, 5, 6) Da wird es dann spannend, die Details des Abends mithilfe von Freunden zu rekonstruieren.

Der Hippocampus – Schaltzentrale im Gehirn

Der Hippocampus ist ein recht alter Teil des Gehirns, den wir entwicklungsgeschichtlich sogar mit den Reptilien teilen und der von seiner Form her an ein Seepferdchen erinnert. Nicht alles, was wir tagein, tagaus um uns herum wahrnehmen, wird auch im Gehirn abgelegt. Das allermeiste wird mangels Relevanz gleich wieder gelöscht. Was doch irgendwie wichtig sein könnte, kommt in das Kurzzeitgedächtnis in der Großhirnrinde. Doch nur für die nächsten paar Minuten. Dann wird es erneut bewertet, und zwar von der Amygdala. Ihr Maßstab: Emotionen. Alles, was mit besonders intensiven Gefühlen wie zum Beispiel Angst verknüpft ist, prägt sich stärker ins Gedächtnis ein.

Was jetzt noch im Rennen ist, wird durch die zentrale Schaltstelle im Gehirn geschleust. Den Hippocampus. Der prüft: Sind die Informationen relevant? Sind sie neu? Oder wurden sie im Gehirn vielleicht schon einmal abgelegt? Die Informationen, die diese Schranke passieren, werden an das Langzeitgedächtnis übergeben und können später wieder hervorgekramt werden.

Autor: scienceRELATIONS/Kai Dürfeld
Redaktion: Michèle Weber (FNR)

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