Rudi Balling und Forscher aus Luxemburg

(C) Rudi Balling

Rudi Balling (mitte) und seine Forscherkollegen aus Luxemburg

Diese Woche erhielt ich Besuch hier am Scripps-Forschungsinstitut in La Jolla. Aus Luxemburg! Ich hatte einen kleinen, informellen Workshop organisiert, zu dem ich neben den Wissenschaftlern vom Scripps-Institut auch fünf Kollegen vom LCSB eingeladen hatte.

Zwei davon waren junge Doktoranden, die zum ersten Mal in ihrem Leben ein amerikanisches Forschungsinstitut von innen gesehen und erlebt haben. Ich glaube es hat sich gelohnt.

Frühwarn-Signale für Erkrankungen

Das Thema des Treffens hieß: „Frühwarn-Signale für Erkrankungen“. In den meisten Fällen ist es für einen Arzt nicht so schwierig, eine Krankheit wie Diabetes oder Bluthochdruck zu diagnostizieren.

Viel schwieriger ist es jedoch, den bevorstehenden Ausbruch einer Erkrankung vorherzusagen – möglichst bevor klinische Symptome auftreten und am besten so früh, dass der Ausbruch entweder noch verhindert oder zumindest die Folgen abgemildert werden können.

Erste Hinweise dank elektronischer Geräte?

Am LCSB haben wir bereits vor einigen Jahren ein Forschungsprogramm mit dem Ziel initiiert, Erkrankungen im Computer zu modellieren und zu simulieren. Auch am Scripps-Institut steht die „Digitale Medizin“ im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten.

Wir haben in unserem Treffen intensiv darüber diskutiert, wie wir Smart Devices zur Früherkennung von Krankheiten einsetzen können. Denn mit elektronischen Geräten wie Fitness-Armbändern lassen sich mögliche erste Hinweise auf Parkinson wie Herzrhythmus- oder Bewegungs-Störungen sehr zuverlässig aufdecken und überwachen.

Was noch fehlt: Smarte Algorithmen für Smart Devices

Smart Devices haben insbesondere das Potential, Daten in einer Qualität zu erheben, wie sie uns bisher noch nicht zur Verfügung stehen. Informationen über Puls, Blutdruck oder Blutglukose-Konzentrationen können mittlerweile kontinuierlich über Tage und Wochen gemessen werden. Und das nicht nur im Rahmen einer Sprechstunde beim Arzt, sondern im „wirklichen Leben“.

Was aber noch fehlt, sind zuverlässige Auswertemethoden für die großen Datenmengen, die wir mit diesen Geräten produzieren, sozusagen „Smarte Algorithmen für Smart Devices“. Das wird einer der Forschungsschwerpunkte des LCSB in den nächsten Jahren werden.

Überzeugender Auftritt der Forscher aus Belval

Ich glaube es ist uns gelungen, die amerikanischen Kollegen von der der Leistungsfähigkeit der luxemburgischen Biomedizin-Forschung zu überzeugen. Was aber mich – und wie sie mir nachher mitgeteilt haben, auch die Forscher des Scripps-Instituts – am meisten beindruckt hat, waren die Vorträge der jungen Leute, die die luxemburgische Forschung mit Begeisterung, Kompetenz und einem gewissen Stolz vorgestellt und vertreten haben.

Ich werde die nächsten Wochen dazu nutzen, die Möglichkeiten für gemeinsame Forschungsprojekte auszuloten. Und dann die Forscher aus La Jolla zu einem Gegenbesuch nach Luxembourg einladen. La Jolla heisst übersetzt „Das Juwel“ und ist einer der faszinierendsten und forschungsintensivsten Orte in ganz Amerika. Nach dem Meeting dieser Woche ist mir noch mehr klar geworden: Das Juwel von Luxemburg heißt Belval.

Autor: Rudi Balling (LCSB)
Editor: Michèle Weber (FNR)

Rudi Balling, Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine, legt bis zum Herbst ein Sabbatical ein. Diese akademische „Auszeit“ nutzt der 64 Jährige für einen Forschungsaufenthalt in den USA, mit finanzieller Unterstützung des INTER Mobility Fördermittels des Fonds National de la Recherche (FNR). In dieser Kolumne berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen. Die Kolumne wurde ursprünglich im Luxemburger Wort veröffentlicht und ist hier mit freundlicher Genehmigung des Luxemburger Worts und der Universität Luxemburg reproduziert.

 

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