Demodex mite

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Image of a Demodex mite – a parasite that reaches up to 0.4 mm in size and can live in and on your skin.

Während du diesen Text liest, wimmelt es vermutlich auf deinem Gesicht von Leben: Hunderte von achtbeinigen, wurmähnlichen Parasiten wuseln durch deine Hautdrüsen und Haarfollikel, essen tote Hautschuppen, paaren sich und entleeren sich zwischen die Gesichtshaare, wenn sie sterben. Ein komplettes, erfülltes Leben findet auf Ihren Lippen und in ihren Ohren oder fröhlich auf Ihren Wimpern schwingend statt.

Überhaupt nicht „mikro“: die Demodex-Milbe

Vielleicht hast du schon davon gehört, dass verschiedene Lebensformen auf unserer Haut leben. Bakterien und andere Mikroorganismen bilden eine nützliche Gemeinschaft auf und in unserer Haut, die Mikrobiota genannt wird. Doch Demodex-Milben sind eigentlich nicht „mikroskopisch klein“: Die zwei Arten, die auf Ihrer Haut leben, werden 0,4 bzw. 0,3 Millimeter groß. Durchschnittlich findet man sieben Demodex-Milben pro 10 cm2 Haut. Das heißt, im Moment könnten sich 50 bis 70 Milben auf deiner Stirn befinden. Und sie können sich auch ziemlich schnell fortbewegen, nämlich mit bis zu 10 cm pro Stunde, wobei sie normalerweise nachts unterwegs sind.

Allerdings solltest du nicht glauben, dass du die Tierchen auch zu Gesicht bekommst: Sie sind nicht nur sehr klein und halb durchsichtig, sondern verbringen die meiste Zeit auch in deinem Gesicht! Normalerweise leben sie in Haarfollikeln, wobei sie sich dort mit ihren Schuppen fest verankern und abgestorbene Hautpartikel sowie Talg essen (der Schmierstoff unserer Haut und Haare). Sie sind ziemlich fresssüchtig, was auch ihren Namen erklärt: Wortwörtlich ist er die Kombination der griechischen Begriffe für „fett“ und „Holzwurm“. Allerdings sind es keine Würmer, und damit kommen wir zur Geschichte ihrer Entdeckung.

Demodex-Milben sind den Forschern nicht neu: Sie wurden im Jahr 1841 zum ersten Mal beobachtet, als zwei Wissenschaftler sie unabhängig voneinander entdeckten. Warum diese zwei Männer ausgerechnet Reste von menschlichem Hauttalg unter dem Mikroskop beobachteten, ist eines der Rätsel der Wissenschaft, aber sie entdeckten dabei die Demodex-Milben. Gustav Simon erkannte als erster Forscher im Jahr 1842, dass es sich um Milben handelte. Er nannte sie in Anspielung auf den Ort, an dem sie entdeckt wurden, „Fett-grabende Würmer“. Welch phantasievoller Wissenschaftler!

Inzwischen wurden über 65 Demodex-Arten entdeckt. Die meisten von ihnen leben auf Hunden und anderen Tieren, und nur zwei Arten wählen Menschen als Tummelplatz: D. folliculorum und D. brevis (die kleinere Milbe). Obwohl sie in der Öffentlichkeit nicht sonderlich berühmt sind, haben die Milben ihre eigene wissenschaftliche Fangemeinde. Zahlreiche Forscher haben nämlich diese interessanten Milben schon umfangreich untersucht – auch wenn man durchaus der Meinung sein kann, dass diese Parasiten eher abstoßend sind.

Demodex-Milben in der Forschung: von der Evolution zu Hautgesundheit

Zunächst einmal interessieren sich Biologen für Demodex-Milben aufgrund von deren evolutionären Gewohnheiten. Man entdeckte, dass die Milben nur auf der Haut von Erwachsenen leben; Babys und Kinder produzieren noch nicht genug Talg, um die hungrigen Milben zu ernähren. Aber dann, in der Pubertät! Und wie kommen die Milben auf die Haut? Wahrscheinlich wandern sie von einer Person zur nächsten. Wenn sie sich niedergelassen haben, besiedeln sie die Haarfollikel für den Rest des Lebens ihres Wirtes.

Forscher entdeckten einen erstaunlichen evolutionären Unterschied zu anderen Milben: Sie besitzen keinen rundlichen Körper, sondern einen verlängerten, sodass sie kleinen Würmern ähneln. Warum ist das so? Natürlich, um besser in die Haarfollikel kriechen zu können! Dank ihrer Form kann in einem Haarfollikel eine ganze Party stattfinden mit hinreichend Paarungsmöglichkeiten.

Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Demodex-Milben ihre Partnerin mit einer Penetration befruchten, statt wie andere Milben „Spermien-Pakete“ indirekt weiterzugeben. Nach der Befruchtung legt das Weibchen ihre Eier in die Follikel – Ihre Haarfollikel. Interessanterweise hat eine junge Larve erst sechs Beine, entwickelt aber ein weiteres Beinpaar. Erwachsene Milben leben einige Wochen, bevor sie sterben – genau, auch in Ihren Follikeln. Obwohl die Milben Vielfraße sind, scheiden sie während ihrer Lebenszeit nichts aus. Die Hinterlassenschaften verbleiben in ihrem Körper. Leider öffnet sich nach dem Absterben der Milbe ihr Exoskelett, mit klaren Konsequenzen für Ihre Haut …

Möglicherweise erklärt sich das aktuelle wissenschaftliche Interesse an Demodex-Milben mit unserer Hautgesundheit. Kleinere Mengen an Milben können eine positive Wirkung auf unsere Haut haben: Wenn es allerdings zu viele Milben auf der Haut gibt, können sie zu Irritationen führen, Rosazea, Juckreiz und Schuppen um die Haarfollikel. Bei schweren Symptomen kann der Hautarzt eine Creme verschreiben, die einen Großteil der Eier vernichtet. Es wird weiter geforscht, um den Zusammenhang zwischen Milben und anderen Hautproblemen zu verstehen, außerdem zur Verbreitung von Milben und ihrer Auswirkung auf Immunveränderungen und Drüsen. Zudem versucht man, die Rolle von Milben für die Mikrobiota besser zu verstehen.

Bis der Tod uns scheidet

Sogar der Tod der Demodex-Milben bietet noch eine nützliche Anwendungsmöglichkeit der Forschung, nämlich in der Kriminaltechnik. Die Milben leben nämlich nur noch wenige Tage nach dem Tod ihres Wirtes. Deshalb wird bei einer forensischen Untersuchung vom Arzt untersucht, ob noch Milben auf dem Leichnam vorhanden sind. So kann der Todeszeitpunkt ermittelt werden. Ein kleines Dankeschön der Milben für das lebenslange, üppige Buffet auf der Menschenhaut.

 

Autor: Daniele Proverbio (University of Luxembourg)
Editor: Michèle Weber (FNR)

Daniele Proverbio, M.Sc., ist Doktorand in der Systems Control Group am Luxembourg Center for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg und Visiting Doctoral Fellow an der Universität Exeter. Er hat einen Abschluss in Physik Komplexer Systeme der Universität Turin sowie einen Hochschulabschluss der fachübergreifenden Excellence School Scuola di Studi Superiori di Torino „Ferdinando Rossi“. Er ist einer der beiden Gewinner des Wettbewerbs Wissenschaftskommunikation 2021 der Universität Luxemburg.

Quelle: University of Luxembourg

Forschung ist überall und sie richtet sich an jeden! Alle Forscher*innen und Wissenschaftler*innen in Luxemburg sind aufgerufen, den Beweis dafür zu liefern, indem sie sich an diesem Wettbewerb für allgemeinverständliche Wissenschaftskommunikation beteiligen, der vom Projekt Doctoral Education in Science Communication (DESCOM) der Universität Luxemburg in Zusammenarbeit mit science.lu organisiert wurde.

Er bietet allen Wissenschaftler*innen die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten in Wissenschaftskommunikation zu testen, indem sie einen allgemeinverständlichen Artikel über ein Forschungsgebiet verfassen.

Für die Ausgabe 2021 können die Artikel über Wissenschaft und Forschung in Luxemburg bis zum 31. Juli 2021 auf Englisch, Französisch, Deutsch oder Luxemburgisch eingereicht werden. Die Artikel der Gewinner werden auf science.lu veröffentlicht.

Mehr Informationen zum Wettbewerb in diesem Jahr gibt es  hier.

Infobox

Quellenangaben
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  2. Hom, Milton M., Katherine M. Mastrota, and Scott E. Schachter. "Demodex." Optometry and Vision Science 90.7 (2013): e198-e205.
  3. Rather, Parvaiz Anwar, and Iffat Hassan. "Human demodex mite: the versatile mite of dermatological importance." Indian journal of dermatology 59.1 (2014): 60.
  4. Thoemmes, Megan S., et al. "Ubiquity and diversity of human-associated Demodex mites." PloS one 9.8 (2014): e106265.
  5. Elston, Dirk M. "Demodex mites: facts and controversies." Clinics in dermatology 28.5 (2010): 502-504.
  6. Lacey, Noreen, Kevin Kavanagh, and Scheffer CG Tseng. "Under the lash: Demodex mites in human diseases." The biochemist 31.4 (2009): 20-24.
  7. Strobel, Stephen L. "Human Cutaneous Ectoparasites: A Brief Overview and Potential Therapeutic Role for Demodex." Skin Microbiome Handbook: From Basic Research to Product Development (2020): 171-183.
  8. Özdemir, M. Hakan, et al. "Investigating demodex in forensic autopsy cases." Forensic science international 135.3 (2003): 226-231.

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