Salz – weißes Gold oder weißes Gift? Schadet mir ein zuviel an Kochsalz ? Und wieviel ist zu viel ?
Ihre Meinung ?
a) Ja, es ist schädlich
b) Nein, ein zu viel Kochsalz hat keine Nachteile
c) Die Nachteile gelten nur für Risikopersonen
Brot und Salz – Gott erhalts’s?
Biertrinker mögen diese Entfremdung des Spruchs hoffentlich nicht verübeln. Und wirklich – Natriumchlorid, also unser Kochsalz, ist lebensnotwendig – für unseren Flüssigkeitshaushalt, Nervenreizleitung, und Aufnahme vieler Nährstoffe in unsere Zellen. Eine sogenannte Hyponaträmie, nach starkem, langem schwitzen, kann zu Ohnmacht und gar Tod führen. In früheren Zeiten wurde Salz gar mit Gold aufgewogen – auch zur Konservierung war es unverzichtbar.
Eine Zufuhr von 3.8 g pro Tag wird empfohlen um Verluste Auszugleichen – dies ist oft schon mit zwei dicken Brotscheiben erreicht -, mehr als 5.8 g/Tag sollten es nicht sein.
Heutzutage hört und liest man eher schlechtes über das Natrium – vor allem hinsichtlich des Bluthochdrucks. Und in der Tat gibt es Studien die zeigen, dass in Kulturen, wie den südamerikanischen Yanomami, in denen die Salzzufuhr sehr gering ist, Bluthochdruck fast unbekannt ist. Das Problem ist, dass zuviel Salz viel Flüssigkeit bindet und somit Blutvolumen- und -druck ansteigen lässt – neben anderen, mehr indirekten Mechanismen. Das Risiko für Gefässschäden und Schlaganfall steigen. Einige Personen reagieren stärker auf Salzzufuhr mit Bluthochdruck als andere. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt maximal 5 g/d.
Wie viel Salz wir verzehren
Leider wird in den meisten Industrieländern tatsächlich zu viel Salz konsumiert – 8-10 g, d.h. das Dopplte der WHO Empfehlung. Das meiste davon stammt von Fertigprodukten (fast ¾) und Backwaren, zum Grossteil Brot. Obst, Gemüse, Milch, unverarbeitete Fleischwaren sind eher arm and Kochsalz.
Die Folgen: Unnötige hohe Sterberaten durch Schlaganfall und andere Herz-Kreislauferkrankungen. Meta-Studien haben gezeigt, dass eine Reduktion der Zufuhr um 5 g (also um etwa die Hälfte) das Schlaganfallrisiko um fast ein Viertel senken würde. Andere Studien haben geschätzt, dass eine Verminderung der Salzreduktion um 3g/d die gleiche schützende Wirkung auf Herzkreislauferkrankungen haben würde wie eine Verminderung der Raucherzahlen um 50%! Was also hindert uns ?
Die Antwort ist wohl: Die Industrie und unser eigener Geschmackssinn: Salz ist wichtiger Geschmacksträger, insbesondere von ansonsten aromatisch weniger ansprechenden Produkten. Auch im Brot ist es schwierig, den Salzgehalt ohne Verlust and Geschmack drastisch zu reduzurieren. Hier sind noch Forschung, aber auch politische Maßnahmen nötig.
Zu Hause haben Sie es allerdings in der Hand: Stellen Sie den Salzstreuer zur Seite und würzen Sie lieber mit anderen Gewürzen oder Mischungen, die wenig Salz enthalten! Ihr Herz wird es Ihnen danken !
Die richtige Antwort laugtet also: a) Ja, es ist schädlich.
Zur Person
Der Autor Torsten Bohn ist Ernährungsforscher am Luxembourg Institute of Health (LIH). Er forscht an der Bioverfügbarkeit von Mikronährstoffen und deren Einfluss auf die Gesundheit. Zudem unterrichtet er als Adjunct Associate Professor an der Universität Luxemburg und ist Chefredakteur des “International Journal for Vitamin and Nutrition Research”. Torsten Bohn, aufgewachsen in Troisdorf bei Bonn, kam nach den Stationen Frankfurt am Main, ETH Zürich und Ohio State University, im Jahr 2007 nach Luxemburg zum damaligen CRP-Gabriel Lippmann. Seit 2016 arbeitet er nun beim LIH und kann auch in seiner Freizeit auf sein Ernährungsknowhow zurückgreifen: Torsten Bohn ist leidenschaftlicher Triathlet und Läufer.
In den kommenden Wochen wird science.lu jeden Dienstag ein neues Quiz von Torsten Bohn veröffentlichen.
Autor: Torsten Bohn (LIH)
Redakteur: Jean-Paul Bertemes
Literatur: Bibbins-Domingo K, Chertow GM, Coxson PG, Moran A, Lightwood JM, Pletcher MJ, Goldman L. Projected effect of dietary salt reductions on future cardiovascular disease. N Engl J Med. 2010 Feb 18;362(7):590-9.