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Die eigene Gesundheit wird auch durch psychische Prozesse beeinflusst.

Claus Vögele stellt den Wert der personalisierten Medizin, bei der zur Behandlung einer Krankheit auch das genetische und molekulare Profil des Patienten berücksichtigt wird, keineswegs in Frage. „Der Ansatz ist total wichtig, aber eben nicht ausreichend“, sagt derLeiter des Instituts Health and Behaviour an der Universität Luxemburg. „Schließlich haben wir es bei jedem Menschen mit einem denkenden Organismus zu tun“, erklärt Vögele. Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung sei deshalb auch der verhaltenswissenschaftliche Ansatz. „Wenn wir das nicht berücksichtigen, erreichen wir nur die Hälfte.“

Andrew Steptoe - Pionier der Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin

Zwischen Gesundheit und Verhalten gibt es einen komplexen Zusammenhang. Genau damit befasst sich auch die Konferenz Health & Behaviour, die Vögele am 7. November im Learning Center in Belval veranstaltet. Eröffnet wird der wissenschaftliche Austausch mit einem Keynote-Beitrag von Andrew Steptoe, Leiter der Abteilung für Verhaltenswissenschaft und Gesundheit am University College London. 

Steptoe, der sich in seinem Beitrag mit Sozialen Beziehungen, Einsamkeit und Gesundheit befasst, gilt als Pionier auf dem Gebiet der Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin. „Er ist einer der weltweit bekanntesten Forscher auf diesem Gebiet und hat auch eine ganz wichtige Rolle für meinen beruflichen Werdegang gespielt“, erklärt der Organisator der Veranstaltung. 

Selbstregulierende Prozesse beeinflussen die Gesundheit

Vögele selbst geht in seiner Präsentation auf den Zusammenhang zwischen der eigenen Gesundheit und selbstregulierenden Prozessen ein. Mit letzterem gemeint sind die Fähigkeiten, mit denen Menschen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen steuern – und das sowohl bewusst als auch unterbewusst. Wie der Professor der Uni-Forschungseinheit INSIDE (Integrative Research Unit on Social and Individual Development) erklärt, hänge die Gesundheit maßgeblich von diesen psychischen Prozessen ab.  

„Die Menschen unterscheiden sich sehr stark darin, wie sie mit einer Krankheit umgehen“, sagt der Wissenschaftler. Und dieses Selbstmanagement lasse sich durchaus trainieren. „Wir können dadurch natürlich nicht den absoluten Gesundheitszustand herstellen“, betont er. Vielmehr gehe es darum, den Menschen trotz Krankheit ein weitgehend angenehmes Leben zu ermöglichen. Und hierbei leiste die Verhaltenswissenschaft einen enormen Beitrag. 

Zusammenhänge beschäftigen auch Wirtschaftswissenschaftler

Mit den Wechselwirkungen zwischen Gesundheit und Verhalten beschäftigen sich allerdings nicht nur Psychologen und Mediziner, sondern auch Vertreter anderer wissenschaftlicher Disziplinen. Eine davon ist Conchita D’Ambrosio, Wirtschaftswissenschaftlerin des ebenfalls an der Uni angesiedelten Institute for Research on Socio-Economic Inequality (IRSEI). Auch sie gehört zu den Teilnehmern der interdisziplinären Veranstaltung und setzt sich in ihrem Beitrag damit auseinander, wie wirtschaftliche Entwicklungen das Wohlbefinden beeinflussen.

Dass es einen solchen Zusammenhang gibt, scheint naheliegend. Doch wie Vögele am Beispiel der Finanzkrise erklärt, zeige die Forschungsarbeit seiner Kollegin, dass nicht nur die wirtschaftliche Krise das Wohlbefinden beeinflusse, sondern auch die persönliche Wahrnehmung dieser Krise. 

Schmaler Grat zwischen ausgeprägter Leidenschaft und Krankhaftigkeit

Weitere Referenten der Konferenz sind der Schmerzforscher Fernand Anton, der auf grundlegende Prozesse in der Schmerzregulation eingeht, Aggressionsforscher Georges Steffgen, der sich mit der Bedeutung der Aggressionsprävention für die Gesundheit befasst, und nicht zuletzt Joël Billieux. Der Professor für Klinische Psychologie geht in seinem Beitrag auf Sucht- und zwanghaftes Verhalten ein, wozu neben Glücksspiel- unter anderen auch die Onlinespiel-Sucht zählt. 

„Gerade in diesem Bereich müssen wir noch viel mehr über die Risikofaktoren erfahren. Und wir müssen erkennen, wo die Grenzen zwischen dem Krankhaften und einer ausgeprägten Leidenschaft verläuft“, erklärt Vögele. „Nicht alles, was man gerne tut, ist deswegen gleich eine Krankheit“, stellt der Wissenschaftler klar. „Wir stellen aber auch fest, dass wir es hierbei mit einem großen Anstieg an Fällen zu tun haben.“

Autor: Uwe Hentschel

Die Konferenz am 7. November findet von 10 bis 16.30 Uhr im Luxembourg Learning Center statt. Anmeldungen sind noch bis zum 6. November über folgenden Link möglich.

 

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