(C) Uwe Hentschel
Während sich auf dem Gebiet der Haaranalyse ein Großteil der Wissenschaftler dem Nachweis von Drogen und Betäubungsmitteln widmet, konzentrieren sich Caroline Chata und ihre Kollegen vom Laboratory of Analytical Human Biomonitoring (LHAB) am Luxembourg Institute of Health (LIH) bei ihrer Forschung auf die Erfassung von Pestiziden und Umweltschadstoffen im Haar. Das Vorhaben gilt als durchaus ambitioniert. Denn auf diesem Gebiet wurde bislang noch vergleichsweise wenig geforscht. Außerdem sind die Pestizide nur in sehr geringen Mengen im Haar vorhanden, was deren Messung erschwert.
Pestizide sind im Haar länger nachweisbar
Bislang seien zum Nachweis von Pestiziden vor allem Urin- und Blutproben verwendet worden, sagt Caroline Chata. Dabei habe die Verwendung der Haarmatrix viele Vorteile. „Auf der einen Seite ist die Sammlung von Proben schnell und einfach, weil man dafür im Gegensatz zu Bluttests keine Berechtigung benötigt“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Auf der anderen Seite lassen sich aus Haarproben auch Informationen über einen verlängerten Kontakt mit chemischen Produkten herauslesen“. Ein Zentimeter einer Haarsträhne enthalte Informationen, die einen Monat lang zurückgehen, fügt sie hinzu. Bei Blut und Urin hingegen seien die Stoffe nur wenige Stunden lang nachweisbar.
Seit weniger als einem Jahr ist die Doktorandin am LIH tätig. Nun hat sie bereits als Teilnehmerin einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz ihren ersten Preis gewonnen. Bei der Jahrestagung der Society of Hair Testing im brasilianischen São Paulo wurde sie für ihre wissenschaftliche Präsentation vor einem Expertenpublikum ausgezeichnet. Der Vortrag von Caroline Chata, der als bester der Veranstaltung gewertet wurde, überzeugte unter anderem durch seine wissenschaftliche Reife und nicht zuletzt durch die Bedeutung des Forschungsthemas.
Konzentration der Schadstoffe im Haar meist identisch mit der im Blut
In ihrem Vortrag präsentierte Caroline Chata ihre Ergebnisse mit Proben von Rattenfellhaar. Unter Berücksichtigung ethischer Richtlinien seien die Ratten unterschiedlich starken Konzentrationen von mehr als zwanzig verschiedenen Pestiziden ausgesetzt worden, erklärt sie. Die ebenfalls durchgeführten Analysen von Blutproben hätten gezeigt, dass die Konzentration der Pestizide in den meisten Fällen im Haar genauso ausgeprägt gewesen sei wie im Blut.
Das Projekt der Doktorandin, das sich auf die Untersuchung von Mechanismen konzentriert, die für die Aufnahme von Pestiziden in das Haar verantwortlich sind, zielt darauf ab, ein theoretisches Modell zu erarbeiten, das sich auf andere Stoffe hochrechnen lässt und deshalb über ein hohes Anwendungspotenzial verfügt..
Autor: LIH
Foto: Uwe Hentschel
Infobox
Die Society of Hair Testing (SOHT) wurde 1995 gegründet und umfasst Mitglieder aus mehr als 20 Ländern. Die Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die Forschung im Bereich der Haaranalyse sowie die forensischen und klinischen Anwendungen, die sich daraus ergeben, zu fördern. Jedes Jahr veranstaltet die SOHT eine Fachtagung, bei der renommierte, aber auch Nachwuchswissenschaftler ihre Forschungsergebnisse präsentieren. Die diesjährige Fachkonferenz fand kürzlich in São Paulo statt.