(C) University of Luxembourg
Nach wie vor hängt die Luxemburger Wirtschaft – und damit auch Arbeitsplätze – stark vom Finanzplatz ab. Aber hängt der Finanzplatz auch vom Bankgeheimnis ab? Nein, sagt Julian Presber von der Luxembourg School of Finance.
Als im Frühjahr die Nachricht vom Wegfall des Bankgeheimnisses international die Runde machte, sahen nicht wenige „kritische Beobachter“ die Lichter am luxemburgischen Finanzplatz bereits ausgehen. Nicht so Julian Presber, der an der Luxembourg School of Finance (LSF) den Master in Banking and Finance verantwortet und zudem die Kontakte zu den Akteuren des Finanzplatzes – also auch zur Politik - koordiniert.
Internationaler Finanzplatz mit ausgewogenem Angebot und gewachsener Expertise
Zwar, so Julian Presber, gebe es an der LSF kein Forschungsprogramm zur Zukunft des Finanzplatzes, jedoch sei man als praxisnahe Bildungseinrichtung Teil desselben – und ein gefragter „Ratgeber“. Seiner Schnittstellenfunktion und seiner Bank-Vergangenheit entsprechend, sieht der Kanadier die Situation akademischer als ein Politiker und praxisnäher als viele Akademiker. Entsprechend differenziert und klar ist seine These: Der Finanzplatz Luxemburg ist langfristig sehr gut, will meinen: diversifiziert aufgestellt.
Erstens habe man in Luxemburg einen Finanzplatz, der sehr international aufgestellt sei, und zweitens seien die angebotenen Dienstleistungen einerseits vielseitig und andererseits geprägt von spezieller Expertise, die über Jahrzehnte aufgebaut worden sei. Und die Finanzwelt stehe und falle nun mal, wie andere Wirtschaftszweige auch, mit Kompetenz.
Vielseitige Kompetenzen schaffen ein Angebot, das weltweit überzeugt
Wie z.B. die Kompetenz im Bereich Steueroptimierung: „Das Finanzgeschäft ist von Regulierungen abhängig, und wir haben hier eine Vielzahl von Spezialisten in diesem Bereich“, so Julian Presber. Dabei gehe es eben nicht um Schaffung von Grauzonen zur Steuerhinterziehung, sondern um Steueroptimierung im (sich verändernden) gesetzlichen Rahmen. Dies sei aber nur ein Bereich von vielen.
Viel wichtiger: In Luxemburg gebe es eine Vielzahl Experten mit unterschiedlichsten Kompetenzen, z.B. Analysten und Produktentwickler, die Finanz-Angebote auflegen, die Kunden in aller Welt überzeugen.
Private Banking, Versicherungsprodukte und Investment-Fonds als Trümpfe
Und wie sehen diese Angebote aus? „Im Privat Banking sind Anbieter entstanden, die von hier aus globale Kunden z. B. mit starken Vermögenverwaltungs-Lösungen versorgen“. Zudem sei auch der Versicherungssektor „fit“, und Investment-Fonds made in Luxembourg seien auch in Asien und Amerika Renner. Anders gesagt: Luxemburg ist ein anerkannter Exzellenz-Center für Finanzprodukte, der sich mit der Welt wandelt.
Dass er dabei den „organischen“ Veränderungsprozessen des Marktes unterliegt, die in jeder Branche üblich sind, ist laut Julian Presber normal. (siehe Infobox). Übrigens zeige der neue Master-Studiengang Wealth-Management an der LSF, wie schnell auch der Bildungs- und Forschungssektor hierzulande auf Marktentwicklungen reagiere.
Autor: Sven Hauser
Foto © University of Luxembourg
Infobox
Von den einstmals über 200 Banken im Land sind heute noch rund 150 übrig. Dramatisch? Nein, sagt Julian Presber: Normaler Wandel. Was in der öffentlichen Berichterstattung untergehe, ist das was entsteht – wie die neuen Finanzdienstleister am Markt, die neue Arbeitsplätze bieten und die hier sogar ihre Headquarter einrichten. Derlei Wandel sei normal – und so, wie er in Luxemburg ablaufe, zeige er, dass der Finanzplatz Herausforderungen annehme.