(C) Jean-Paul Bertemes (FNR), MOAST Creative Studios

Seit 2012 ist Matteo Polettini Post-Doc in der Forschungsgruppe „Complex Systems and Statistical Mechanics“ von FNR ATTRACT Fellow Massimiliano Esposito in der Fakultät für Wissenschaft, Technologie und Kommunikation der Uni Luxemburg.

Ein energetisches System mit mehr als 100% Energieeffizienz? Unmöglich im makroskopischen Bereich. Nicht jedoch in der Nanowelt (zumindest für kurze Zeit), in der zufällige Schwankungen eine wichtige Rolle spielen. Eine wissenschaftliche Kuriosität mit groβem Potenzial.

Matteo Polettini beschäftigt sich an der Uni Luxemburg mit thermodynamischen Prozessen, also Prozessen, die Energie von einer Form in eine andere umwandeln. Ein Beispiel: Erhitzt man Wasser in einem Wasserkocher, wird elektrische Energie in Wärme umgewandelt. Bei allen Energieumwandlungsprozessen geht ein Teil der Energie verloren. Die größte Herausforderung der Thermodynamik-Forschung ist es, die Energieeffizienz von Systemen den 100% anzunähern.

Matteo Polettini beschäftigt sich jedoch nicht mit dem makroskopischen Bereich, sondern mit Systemen im Nanobereich (stochastische Thermodynamik) - in denen ganz eigene Gesetze gelten. Und hier hat er bei seinen Studien etwas Seltsames gefunden: Ein Peak bei über 100% Energieeffizienz.

Was bedeutet eine Energieeffizienz von über 100%?

„Das ist so als würde z.B. ein Wasserkocher nicht nur 100% der elektrischen Energie in Wärme umwandeln, sondern gleichzeitig Energie produzieren, die er an die Quelle zurückgibt“, erklärt Matteo Polettini.

In der makroskopischen Welt wäre dies eine Sensation, eine Revolution, die alle Energieprobleme der Welt mit einem Schlag lösen könnte. In der mikroskopischen Welt, in der stochastische Phänomene (zufällige Schwankungen) eine wichtige Rolle spielen, handelt es sich eher um eine wissenschaftliche Kuriosität – mit trotz allem groβem Potenzial.

„Wir könnten Prinzipien zur Ausarbeitung von optimalen und starken Maschinen erstellen. Wir sammeln gerade mehr Beweise, die das unterstützen“, sagt Polettini. Für seine Publikation hat er aber bereits jetzt den FNR Awards 2016 in der Kategorie "Outstanding Scientific Publications".

Über Matteo Polettini

Matteo Polettini stammt ursprünglich aus Italien, wo er ebenfalls sein Physik-Studium und seine Doktorarbeit absolviert hat (an den Universitäten von Padova und Bologna). Seit 2012 ist er Post-Doc in der Forschungsgruppe „Complex Systems and Statistical Mechanics“ von FNR ATTRACT Fellow Massimiliano Esposito in der Fakultät für Wissenschaft, Technologie und Kommunikation der Uni Luxemburg.

Video: Jean-Paul Bertemes (FNR), MOAST Creative Studios
Text: Jean-Paul Bertemes (FNR), Michèle Weber (FNR)

 

Infobox

FNR Awards 2016

 

Am Freitag, den 14. Oktober vergab der Fonds National de la Recherche (FNR) bei der 8. Edition der FNR Awards vier Preise für Exzellenz in der Forschung und Wissenschaftskommunikation. In Präsenz der luxemburgischen Wissenschaftsgemeinschaft wurden die jeweils mit 5000€ dotierten Preise in den Kategorien „herausragende wissenschaftliche Publikation“, „herausragende Doktorarbeit“ und „herausragende Förderung der Wissenschaftskultur“ vergeben.

Ziel der FNR Awards ist es, exzellente Forscher und Wissenschaftsvermittler und ihre jeweiligen Institutionen zu belohnen.

 

Auch interessant

Science-Trick En Hiewel hëlleft hiewen

Mat dësem klenge Science-Trick ka souguer e Kand en Erwuessenen „ophiewen“.

FNR
Rätsel aus dem Alldag Wou kënnt metallesche Geroch hier?

Firwat richen eigentlech eng Mënz oder aner metallesch Géigestänn wéi zum Beispill e Schrauweschlëssel oder Dierklensche...

FNR
Luftdruck Klebe Becher an einen Luftballon – aber ohne Kleber!

Dieser Ballon-Teufel hat ein Grobvakuum zwischen seinen beiden Ohren.

FNR

Auch in dieser Rubrik

Herausragende Doktorarbeit FNR Awards 2023: Für eine neue Theorie über die Thermodynamik chemischer Motoren

Emanuele Penocchio erhielt einen Preis für seine Doktorarbeit, in der er molekulare Prozesse in Zellen aus der Perspektive der Thermodynamik beschreibt.

Nobelpreise 2023 Chemie-Nobelpreis: Auch in Luxemburg wird an Quantenpunkten geforscht

Der theoretische Physiker Thomas Schmidt der Universität Luxemburg über die Bedeutung des diesjährigen Nobelpreises und seine eigene Forschung zu Quantenpunkten.

Nobel Prizes 2023 Nobel prize in physics: Research from Luxembourg connected to experiments with short pulses of light

The research of Prof. Daniele Brida from the University of Luxembourg is very connected to the topic of this year's Nobel Prize in Physics awarded today.

EIN interview mit Prof. Alexandre Tkatchenko Rätselhaftes Universum: Ein neuer Ansatz, um dunkle Energie zu verstehen

Prof. Alexander Tkatchenko von der Universität Luxemburg adressiert eines der größten Rätsel der Physik: das Geheimnis der dunklen Energie.