Portrait Ann-Christin Hau

LNS

Dr. Ann-Christin Hau, PhD Researcher Neurowissenschaften, Molekular- und Entwicklungsbiologie.

Seit Dezember 2020 forscht Dr. Ann-Christin Hau am National Center of Pathology des LNS im Team von Prof. Dr. Michel Mittelbronn an neurologischen Erkrankungen und bösartigen Veränderungen im Gehirn 

Wie sind Sie ans LNS gelangt und was ist Ihre Rolle hier?

Ich bin durch Prof. Dr. Michel Mittelbronn ans LNS gelangt, der mich als Kollaborations- und Ansprechpartner schon über einen Großteil meiner beruflichen Karriere hinweg begleitet hat. Davor arbeitete ich bereits in Luxemburg und zwar in der Arbeitsgruppe von Prof. Simone Niclou, der Direktorin der Onkologie-Abteilung des Luxemburg Institute of Health, wo ich fünf Jahre an Anwendungsmodellen für bösartige Gehirntumore geforscht habe. Am LNS betreibe ich nun Diagnostik-assoziierte, sogenannte translationale Forschung zum zentralen Nervensystem mit einem sehr konkreten Fokus auf den Patienten. Die epigenetische Untersuchung eines Gehirntumors beispielsweise kann für die Diagnostik und Behandlung von Krebspatienten sehr nützlich sein.

Was ist Ihnen besonders wichtig an Ihrer Forschung? Warum haben Sie dieses Forschungsgebiet gewählt? 

Bei mir persönlich war es tatsächlich ein ganz, ganz langer Weg bis zum Patienten oder Menschen hin. Begonnen habe ich mit der absoluten Grundlagenforschung an einem Modell-Organismus, der Drosophila melanogaster, aus der Familie der Taufliegen. Hier habe ich zur transkriptionellen Genregulation während Entwicklungsvorgängen geforscht: Wie werden Gene im Gewebe angeschaltet und wie wirkt sich das aus auf die Entwicklung, zum Beispiel eines Organs aus? Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Mir hat dann aber doch die konkrete Anwendbarkeit meiner Forschung gefehlt. Grundlagenforschung ist extrem wichtig, aber den direkten Nutzen für den Patienten zu sehen ist sehr viel befriedigender. Deshalb bin ich der Neurowissenschaft als solche treu geblieben, habe mich aber zunehmend auf ihre konkrete Anwendung zur Behandlung von Krankheiten konzentriert. Deshalb studiere ich seit 2019 auch parallel in meiner Freizeit Humanmedizin.

Wie sehen Sie die Rolle von Frauen in der Wissenschaft? Gibt es immer noch Unterschiede zu den männlichen Kollegen? 

Ich habe den Eindruck, dass manche Frauen, die es weit gebracht haben, insbesondere in der älteren Generation durchaus eine gewisse Härte haben, das heißt, dass man ihnen den schwierigen Weg anmerkt, den sie gehen mussten. Ich glaube, dass wir in der Generation, zu der ich mich jetzt zähle, tatsächlich mehr die Möglichkeit haben, so zu sein, wie wir sein wollen. Viele Frauen wählen allerdings immer noch präferenziell die Rolle eines Managers, anstatt ein Teamleader zu sein, weil man sich in dieser Rolle weniger stark Kritik aussetzt und nahbarer wirkt. Und das ist genau das Problem. Dieses Konzept des Unnahbaren muss die jüngere Frauengeneration durchbrechen, den wissenschaftlichen Nachwuchs entsprechend fördern und voranbringen. Was Unterschiede zwischen den Geschlechtern betrifft, ist mir aufgefallen, dass Männer in der Wissenschaft oft sehr charismatisch auftreten mit sehr viel Selbst- und Projektdarstellung, wohingegen Frauen systematischer und strukturierter arbeiten. Ich agiere deshalb auch gerne in reinen Frauengruppen, weil unsere konzeptionelle Arbeitsweise ähnlich ist. Wissenschaft schließt aber per definitionem die persönliche Komfortzone aus, und die unterschiedlichen Herangehensweisen von Mann und Frau sind im Dienste des Erkenntnisgewinns oftmals gewinnbringend und komplementär.

Was macht Frauen zu den besseren Wissenschaftlern?

Die Gleichwertigkeit von weiblichen und männlichen Wissenschaftlern ist in den meisten Köpfen angekommen und ich denke, dass das komplexe Zusammenspiel zwischen gemischtgeschlechtlichen Fähig- und Fertigkeiten, angefangen bei der Sozialkompetenz über die unterschiedlichen Herangehensweisen an Wissenschaft bis hin zur Umsetzung von Projektideen, sehr zielführend ist, deswegen würde ich auch nicht sagen: Frauen sind die besseren Wissenschaftler. Definitiv aber nicht die Schlechteren ;-) 

Autor: LNS

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Über das LNS

Das Laboratoire national de santé (LNS; www.lns.lu) ist ein öffentlicher Gesundheitsakteur, der mit seiner internationalen Expertise eine wesentliche Säule des Gesundheitssystem Luxemburgs sowie der Nachbarregionen bildet. Bereits seit 1980 unter diesem Namen firmierend, wurde das LNS in seiner jetzigen Form durch das Gesetz vom 7. August 2012 geschaffen. Unter der Schirmherrschaft des Luxemburger Gesundheitsministeriums ist das LNS heute ein interdisziplinäres Institut, das mit seinem komplementären Team aus mehr als 300 MitarbeiterInnen relevante Exzellenz im Dienste der Gesundheit von Land und Leuten anbietet. An seinem im Jahr 2013 eingeweihten Sitz in Dudelange verfügt das LNS hierzu über seine vier wissenschaftlichen Abteilungen in den Bereichen Biomedizin, Mikrobiologie, Rechtsmedizin und Gesundheitsschutz, sowie über das National Center of Pathology bzw. das National Center of Genetics. Neben dem Professionalismus jedes einzelnen Mitarbeiters und der gezielten Nutzung hochmoderner Technologien baut die Entwicklungsstrategie des LNS auf Forschungspartnerschaften und Projektkooperation mit unterschiedlichen Akteuren sowohl innerhalb Luxemburgs als auch auf europäischer Ebene auf.

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