Copyright: Brumat / Uni Luxembourg

Daniele Brida ist seit erst 3 Monaten Physikprofessor an der Universität Luxemburg. Er arbeitet mit den Laser-Werkzeugen, die von Mourou und Strickland entwickelt und heute mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden.

Herr Brida, was denken Sie über die Nobelpreis-Auszeichnung in Physik 2018? Gerechtfertigt?

Ja, auf jeden Fall. Diese Technologie war ein Meilenstein in der Physik und hat die Erforschung ganz schneller, fundamentaler Prozesse und somit sehr vielfältige Applikationen ermöglicht. Aber ich und meine Kollegen sind auch sehr überrascht. Denn diese Entdeckung wurde Ende der 80er Jahre gemacht. 1999 gab es dann einen Chemie-Nobelpreis mit einer Applikation, die auf dieser Laser-Technologie beruht. So dachten wir irgendwie alle, dass es zu spät sei, um Gérard Mourou und Donna Strickland noch den Nobelpreis zu geben. Doch sie haben es auf jeden Fall verdient.  

Wie genau funktioniert diese Laser-Technologie und wo wird sie eingesetzt?

Es geht hier um ein Konzept, das es ermöglicht, extrem kurze und extrem starke Laserpulse zu erzeugen. Mit extrem kurz meine ich 10-15 Sekunden, also eine billiardstel-Sekunde. Mit dieser Technologie konnte man plötzlich extrem schnelle und extrem kleine Prozesse beobachten. Wie etwa Elektronen untereinander kommunizieren oder mit der Materie interagieren. Diese Lasertechnologie erlaubt es auch Materie extrem zu verdichten. Sie ist z.B.sehr vielversprechend für die Fusionstechnologie, um also mit Hilfe dieser Laserpulse aus Wasserstoff Helium zu formen, wobei eine Menge Energie freigesetzt wird. Außerdem kann man die Technologie auch in der Biologie einsetzen, um z.B. Vorgänge oder Moleküle in Zellen zu beobachten und zu lokalisieren. Im Grunde kann man sehr sehr viel mit dieser Technologie machen…

Und sie nutzen diese Technologie selber?

Ja. Mittlerweile ist die Technologie aber noch viel fortgeschrittener. Die Laserimpulse sind nun noch kürzer, liegen bei 10-18 Sekunden, sind also noch 1000mal kürzer geworden. Und stärker. Wir werden selber einen Laser bauen, der auf diesem Konzept beruht.  Mit diesem werden wir dann kurze Laserpulse generieren in verschiedenen Lichtspektren, von Infrarot zu Ultraviolett. Und damit werden wir dann Elektronen in Halbleitern, Superleitern und Nanostrukturen beobachten, welche z.B. in Computern oder Sensoren im Alltag vorkommen.

Was nutzt diese Forschung der Gesellschaft?

Man könnte das so formulieren: Ich versuche die Physik besser zu verstehen, die dazu beitragen kann, Computer schneller oder allgemein Materialien besser zu machen. An der Universität Luxemburg werden wir z.B. mit dem Photovoltaik-Team zusammen arbeiten mit dem Ziel, deren Solarzellen besser zu machen. Wir werden aber auch mit den theoretischen Physikern zusammen arbeiten, um die theoretischen Konzepte hinter verschiedenen physikalischen Prozessen noch besser zu verstehen. Es sind aber auch z.B. Kooperationen mit den Biologen am LCSB möglich, um biologische Prozesse zu untersuchen. Grundsätzlich können wir mit ganz vielen und unterschiedlichen Teams in der Forschung zusammenarbeiten.

Herr Brida, danke für das Gespräch

Autor: Jean-Paul Bertemes (FNR)

 

Hier die Pressemitteilung vom Nobelpreiskommittee:

https://www.nobelprize.org/uploads/2018/10/press-physics2018.pdf

Und hier noch mehr Hintergrundinformationen zum Thema:

https://www.nobelprize.org/uploads/2018/10/popular-physicsprize2018.pdf

Auch in dieser Rubrik

Handy in Schule
Screentime Smartphone-Verbot in Schulen: Was ist der Stand der Wissenschaft?

Sollen Sekundarschulen Handys in Klassenraum und Pausenhof verbieten oder nicht? Das diskutieren Eltern, Lehrer, Schüler und Politik in Luxemburg und weltweit. Ein Blick auf den Stand der Forschung.

Wirtschaftsnobelpreis 2024 Wohlstandsforschung: Gibt es einen Ursprung für globale wirtschaftliche Ungleichheiten?

Der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis handelt vom Ursprung des Wohlstandgefälles weltweit und davon, dass Demokratie den Wohlstand fördert. Prof. Irmen der Universität Luxemburg klärt uns auf.

Demenzerkrankungen Alzheimer: Wo steht die Wissenschaft?

Sie beginnt schleichend und ist bisher nicht heilbar: die Alzheimer-Krankheit. Prof. Dr. Michael Heneka, Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine, über Forschungsstand und Therapien.