(C) Michel Brumat / University of Luxemburg

Roman Kräussl, Luxembourg School of Finance

Aktuelle Forschungsergebnisse an der Luxembourg School of Finance (LSF) an der Universität Luxemburg deuten darauf hin, dass der Glaube von Investoren an höhere Renditen durch Private-Equity-Fonds möglicherweise fehlgeleitet ist, und stellen deren steigende Popularität in Frage.

Viele Anleger meinen, dass sie höhere Returns erzielen können, indem sie Fonds von nicht börsennotierten Unternehmen kaufen (sogenannte Private-Equity-Fonds) statt Fonds, die in börsennotierte Unternehmen investieren. Private-Equity-Fonds wurden in letzter Zeit bei großen Gesellschaften (insbesondere Rentenfonds und Versicherungen) und Privatpersonen, die sich hohe Renditen in Zeiten niedriger Zinsen erwarten, immer beliebter. Aber irren sie sich vielleicht?

Studien oft anfällig für systematische Fehler

Frühere wissenschaftliche Studien würden dies verneinen, aber die neue Studie von Roman Kräussl von der LSF, Narasimhan Jegadeesh (Goizueta Business School, Emory University und NBER) und Joshua M. Pollet (College of Business an der University of Illinois in Urbana-Champaign) lässt Zweifel aufkommen.

Aktuelle Studien seien anfällig für systematische Fehler, meint Kräussl. „Sie sind auf Informationen der General Partner des Fonds oder großer Ableger angewiesen, aber diese haben oftmals andere Erfahrungen gemacht als typische Private-Equity-Anleger. Wir haben einen Weg gefunden, um diese Verzerrung zu umgehen.“

Private-Equity-Anlagen unterscheiden sich kaum vom normalen Aktienmarktindex

Kräussl und seine Kollegen untersuchten die Aktienmarktentwicklung von Fonds mit Portfolios von Private-Equity-Kommanditgesellschaften – eine zuverlässige Grundlage zur Messung von Private-Equity-Anlagerenditen, weil die Aktienpreise dieser Unternehmen je nach Entwicklung ihrer Anlageportfolios fluktuieren.

Dabei zeigte sich, dass die Erwartungen langfristiger Entwicklungen von Private-Equity-Anlagen sich nur sehr wenig von jenen normaler Aktienmarktindexe (zwischen -0,5 und +2,0 Prozent) unterscheiden. In anderen Worten: Die erwarteten Renditen sind ähnlich hoch wie bei an den größten Börsen gehandelten Wertpapieren. Auch wurde festgestellt, dass das systematische Risiko von Startups, also Private-Equity-Anlagen, ähnlich ist wie bei Investitionen in börsennotierte Aktien von Klein- und Mittelbetrieben.

Autor: Uni Luxemburg
Foto: Romain Kräussl © Michel Brumat/University of Luxemburg

Infobox

Publikation

 

„Risk and Expected Returns of Private Equity Investments: Evidence Based on Market Prices“, Jegadeesh, Kräussl und Pollet ist zur Veröffentlichung angenommen in The Review of Financial Studies. Eine Zusammenfassung der Studie ist abrufbar.

 

Kontakt

 

Dr. Roman Kräussl, T. +352 46 66 44 5442, E. roman.kraussl@uni.lu

 

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