Tischtennisspielerin Sarah de Nutte (hier bei den Europameisterschaften 2022 in München) geht bei den Olympischen Spielen in Paris für Luxemburg an den Start.

Ab sofort ringen Spitzensportler der ganzen Welt bei den Olympischen Spielen in Paris um Medaillen – darunter auch das „Team Lëtzebuerg“ mit 6 Sportlerinnen und 7 Sportlern. Ihr Streben nach sportlichen Höchstleistungen wird durch eine Kombination aus Talent, Hingabe und strategischer Optimierung angetrieben. Die Verwendung von leistungssteigernden Medikamenten ist bei den Spielen streng verboten und wird kontrolliert. Jedoch können Athleten auf ganz legale Weise verschiedene Methoden anwenden, um ihre Leistung zu verbessern.

Frédéric Margue, Head of Performance am Luxembourg Institute for High Performance in Sports (LIHPS) erklärt, wie sie Spitzensportler aus Luxemburg unterstützen und hat am Ende auch ein paar Tipps für Hobbysportler.

Frédéric Margue (M.Sc. Diagnostik und Training) ist derzeit als „Head of Performance“ am „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“ tätig, dem er 2019 beigetreten ist.

Er ist ein Experte für Leistungsphysiologie mit fundiertem Wissen u.a. im Ausdauersport und der Leistungsdiagnostik. Neben der Leitung des Bereiches „Performance“ am LIHPS, bietet  er sportwissenschaftliche Beratung für Athleten und Trainer in Bezug auf die Ergebnisse von metabolischen Leistungstests, Empfehlungen zum Ausdauertraining und berät sie auch zu Thermoregulation, Hypoxie und anderen physiologischen Themen.

Zuvor war er verantwortlich für die Erstellung des sportwissenschaftlichen Konzepts für das „High Performance Training & Recovery Center“ in der Coque, das nun vom LIHPS geleitet wird und von den luxemburgischen Spitzenathleten genutzt wird.

Foto:  LIHPS

 

Welche erlaubten Methoden können Spitzensportler nutzen, um ihre Leistung zu steigern?

Zusätzlich zu ihrem Basistraining können Spitzensportler an unterschiedlichen Stellen schrauben, um ihre Leistung zu steigern. Zum Beispiel ein speziell auf sie und ihre Sportart abgestimmtes Trainingsprogramm, optimale Ernährung, sowie mentale und körperliche Unterstützung durch Sportpsychologen und – physiotherapeuten. Am LIHPS bieten wir auch Leistungs-Analysen an. Zudem bekommen Spitzensportler am „High Performance Training and Recovery Center” in der Coque Zugang zu fortgeschrittenen Trainingsgeräten und -räumen, und in der Sportklinik des Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) zu Sportmedizinern.

Bei der Leistungssteigerung geht es aber auch immer darum, wie der Athlet sich bestmöglich erholen und Verletzungen vorbeugen kann.

Welche Rolle spielt die Sportwissenschaft bei der Leistungssteigerung?

Im Gegensatz zur Sportmedizin ist die Sportwissenschaft ein noch relativ junger Bereich. Sie hat erst in den 70er und 80er Jahren angefangen sich richtig zu verbreiten und ist auch sehr breit gefächert. Nicht alle Teilbereiche der Sportwissenschaft beschäftigen sich mit der sportlichen Leistungssteigerung.

Seit einigen Jahren ist dieser Bereich aber anerkannt und es gibt auch Grundlagenforschung, die Erkenntnisse für die Praxis liefert. Vergleichsstudien, die z. B. zwei verschiedene Methoden für Intervalltraining vergleichen, werden aber nie mit Spitzensportlern durchgeführt, sondern oft mit Sportstudenten.

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Warum Vergleichsstudien mit Spitzensportlern schwierig sind

Frédéric Margue erklärt: „Eine gute Vergleichsstudie hat eine Kontrollgruppe und eine experimentelle Gruppe mit jeweils mehreren Teilnehmern. Spitzensportler wollen aber weder in der einen noch in der anderen Gruppe sein, da sie natürlich bestrebt sind ihre eigene Leistung zu optimieren und in beiden Gruppen das Risiko besteht, dass dies nicht in ausreichendem Maß passieren wird.“

Natürlich schauen wir uns solche Studien an und versuchen dann, die Erkenntnisse daraus so weit wie möglich auf den Spitzensport zu übertragen. Es gibt jedoch auch viel relevantes Praxiswissen, das von Trainer zu Trainer weitergegeben wird.

Wichtig ist auch, dass Wissenschaftler sich mit Leuten aus der Praxis austauschen. Und immer mehr Trainer haben auch eine sportwissenschaftliche Ausbildung.

Wie passen Sie Trainingsprogramme für verschiedene Sportarten und einzelne Spitzensportler an, bzw. wie entscheiden Sie welche Dienstleistungen Sie diesen zur Verfügung stellen?

Am LIHPS gehen wir folgendermaßen vor: Zuerst schauen wir uns die Sportart bzw. die Disziplin an. Wie setzt sich die Leistungsfähigkeit für diese Sportart zusammen? Welche Faktoren können einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit haben? Natürlich können auch externe Faktoren eine Rolle spielen, wie z. B. die persönliche Situation des Sportlers. Deswegen schauen wir uns diese als nächste an. Und dann passen wir unsere Dienstleistungen an die jeweilige Situation an. Dabei stehen der Sportler und sein Trainer immer im Zentrum. Sie treffen Entscheidungen über den Trainingsplan. Wir beraten und stehen mit Dienstleistungen zur Seite.

Was sind konkrete Beispiele von Dienstleistungen und Beratung?

Wir bieten Krafttraining an, machen Leistungstests, zu denen auch Stoffwechsel-Analysen oder Biomechanik-Analysen gehören, und empfehlen Methoden, um Verletzungen vorzubeugen. Ein Team an Sportpsychologen und Ernährungsberatern steht den Sportlern zur Verfügung. Zudem bekommen Sportler Zugang zu bestimmten Räumlichkeiten oder Material, wie etwa einer Thermo- oder Höhenkammer, ein Höhenzelt für zuhause oder  Kompressionsstiefel für die Regeneration.

Bei einer Biomechanik-Analyse werden Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers untersucht. Die Internetseite des LIHPS gibt ein Beispiel:  „Die Sportbiomechanik befasst sich mit der Interaktion zwischen dem Ausführenden (dem Sportler), der Sportausrüstung (z. B. den Laufschuhen) und der Umgebung (z. B. der Laufbahn).“ Weitere Beispiele im Film der „Sportfabrik“, wo Biomechanik-Analysen ausgeführt werden.

Unser Service kann auch ganz praktisch sein, wie z. B. Beratung bei Reisen; wenn ein Sportler zu einem Wettkampf nach Übersee reist, beraten wir welcher Flug am besten geeignet ist und wie er z. B. vor dem Flug seinen Schlafrhythmus schon anpassen kann, um den Jetlag vor Ort am effizientesten zu überwinden. Wir haben auch ein Dual Career Service bei dem wir Sportler beraten, wie sie ihre berufliche bzw. schulische Karriere und ihren Leistungssport unter einen Hut bringen können.

Welche Rolle spielt die Ernährung für die Leistung eines Spitzensportlers?

Ernährung spielt quasi bei jeder Sportart eine Rolle, wobei die Bedürfnisse eines Kugelstoß-Athleten natürlich anders sind als die eines Mittelstreckenläufers. Ähnlich ist es bei den Leistungstests: für den Kugelstoß-Athleten ist ein Ausdauertest nicht relevant, für einen Mittelstreckenläufer liefert er jedoch wertvolle Informationen.

Welche Innovationen der letzten 10 Jahre helfen Spitzensportlern, ihre Leistung zu steigern?

Etwas das sich in den letzten 5 Jahren entwickelt hat und wir auch seit etwa einem Jahr anbieten ist die Ganzkörper-Kältetherapie zur Regeneration nach der Anstrengung. Die Athleten begeben sich hierfür nach ihrem Training für 3 Minuten in eine -110°C kalte Kammer.

Laut aktuellem Stand der Wissenschaft kann eine solche Kältetherapie sowohl kurzfristige als auch langfristige Nutzen haben. Kurzfristig werden durch den Kälteschock z. B. viele Hormone im Körper ausgeschüttet, die zu allgemeinem Wohlbefinden führen und schmerzlindernd wirken. Außerdem kann die Zeit, die benötigt wird um sich von einer harten Trainingseinheit oder einem Wettkampf zu erholen, verkürzt werden. Wird die Kältetherapie regelmäßig angewendet, kann sich zudem die Schlafqualität verbessern. Auf jeden Fall ist sicher, dass Kältetherapie dem Sportler nicht schadet. Falls eine Methode einen potentiellen Nutzen haben kann, ist dies ein Mindestkriterium das erfüllt sein muss, damit wir diese einsetzen.

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Was passiert mit dem Körper bei der Kältetherapie?

Eine Ganzkörper-Kältetherapie (auch noch Kryotherapie genannt) von 3 Minuten bei -110°C löst Reaktionen im menschlichen Körper aus, die Schmerzen lindern, Entzündungen reduzieren und allgemein das Wohlbefinden verbessern:

  • Die peripheren Blutgefäße ziehen sich stark zusammen, um die Wärme im Körperkern zu halten und lebenswichtige Organe zu schützen. Nach der Kältetherapie weiten sich die Blutgefäße wieder, und der Körper wird stärker durchblutet. Dies kann Entzündungen reduziere.
  • Die Kälte verringert die Aktivität von Entzündungs-Botenstoffen und reduziert so Schwellungen und Entzündungen. Dies ist besonders hilfreich bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis.
  • Die gesteigerte Durchblutung und reduzierte Entzündung kann die Regeneration von Muskeln und Gewebe beschleunigen (z.B. bei Muskelkater, Verletzungen oder Überlastungssysndromen der Gelenke und Sehnen).
  • Durch die extreme Kälte werden Endorphine ausgeschüttet, die als natürliche Schmerzmittel und Stimmungsaufheller im Körper wirken.
  • Der Stoffwechsel wird erhöht, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten.

Es ist jedoch wichtig, diese Therapie unter fachkundiger Aufsicht durchzuführen, um Risiken wie Erfrierungen oder andere Kälteschäden zu vermeiden.

Welche neuen Trends gibt es oder welche könnten zukünftig zum Einsatz kommen?

Aktuell kommt Hitzetraining bei 30-40°C schon häufig zum Einsatz, aus unterschiedlichen Gründen. Erstens müssen die Leistungssportler sich an solche Umweltbedingungen gewöhnen, zum einen weil unsere Sommer wärmer werden, zum anderen weil Wettkämpfe heutzutage auch an Orten stattfinden, an denen es sehr heiß ist, z. B. im Qatar. Zweitens bieten solche Bedingungen einen zusätzlichen Trainingsreiz. Bei Hochleistungssportlern, die schon jahrelang trainieren, stellen wir uns immer die Frage: Wie können wir diese Person zusätzlich stimulieren? Und zuletzt wissen wir, dass durch die Hitze auch körperliche Veränderungen hervorgerufen werden, z. B. steigen Hämoglobin-Werte nach längeren Perioden von Hitzetraining.

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Hämoglobin im Leistungssport

Hämoglobin ist ein Protein, das in den roten Blutkörperchen vorkommt. Es hat die Hauptfunktion, Sauerstoff von den Lungen zu den Geweben und Organen des Körpers zu transportieren und Kohlendioxid von den Geweben zurück zu den Lungen zu bringen.

Ein höherer Hämoglobin-Wert bedeutet, dass mehr Sauerstoff im Blut transportiert werden kann. Dies hat mehrere Effekte:

  • Mit mehr Sauerstoff können Muskeln effizienter arbeiten und Ermüdung tritt langsamer ein. Dies erlaubt es Leistungssportlern, länger auf einem hohen Leistungsniveau zu bleiben. Dies ist besonders wichtig für Ausdauersportarten.
  • Ein höherer Hämoglobin-Wert kann auch die Erholungszeit nach intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen verkürzen, da die Muskeln schneller wieder mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden.
  • Durch den erhöhten Sauerstofftransport wird die maximale Sauerstoffaufnahme des Körpers erhöht und somit die allgemeine (aerobe) Leistungsfähigkeit verbessert.

Ein zu hoher Hämoglobin-Wert kann allerdings auch das Blut dickflüssiger machen, was das Risiko für Blutgerinnsel, Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. Daher ist eine medizinische Überwachung wichtig.

Das Hitzetraining hat also zum Teil ähnliche Effekte wie das Höhentraining, das gerade eine Renaissance erlebt. Die gezielte Applikation von Hitze- und Höhereizen hat in meinen Augen ein sehr großes Potential für die Optimierung der Leistungsfähigkeit v.a. in den Ausdauersportarten.

Werden auch genetische Profile von Spitzensportlern erstellt, um z. B. Trainings- oder Ernährungsprotokolle auf bestimmte genetische Veranlagungen individuell anzupassen?   

Ich weiß aktuell persönlich von keinem Spitzensportler, der das nutzt und solche Methoden bergen auch ethische Probleme, da genetische Daten sehr persönlich sind. Zudem ist die Kausalität zwischen spezifischen Genen und bestimmten sportlichen Fähigkeiten nicht eindeutig wissenschaftlich abgesichert und damit meiner Meinung nach im Leistungssport noch nicht hinreichend relevant.

Die Grenzen zwischen legaler und illegaler Leistungssteigerung verschieben sich ständig. Wie bleiben Sie als Sportwissenschaftler auf dem neuesten Stand?

In Luxemburg ist das die Aufgabe der ALAD, der Agence Luxembourgeoise Antidopage. Sie gibt diese Informationen an Athleten und Trainer weiter, aber auch an die Sportmediziner am CHL und an uns.

Empfehlen Sie Spitzensportlern auch erlaubte leistungssteigernde Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente?

Nahrungsergänzungsmittel ja, z. B. Bikarbonat bei Fahrradfahrern oder Läufern; oder Beta-alanin als Laktatpuffer bei Mittelstreckenläufern. Medikamente nicht, denn diese können nur von Sportmedizinern verschrieben werden und werden auch nur bei medizinischer Indikation eingesetzt.

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„Saure“ Muskeln vorbeugen

Bei intensiver sportlicher Anstrengung produzieren Muskeln Laktat. Kann dieses nicht schnell genug abgebaut werden, kommt es im Muskel zu einer Übersäuerung. Bikarbonat (oder Natriumbikarbonat) ist leicht basisch und neutralisiert die entstandene Säure. Beta-Alanin hebt die Konzentration von Carnosin im Muskelgewebe, was wiederum die Säure neutralisiert. Solche Mittel können also gezielt eingenommen werden, um zu verhindern, dass die Leistung wegen zu großer Übersäuerung zurückgefahren werden muss. Für manche Sportarten, wie etwa beim Radsport, Sprint, aber auch bei Mittelstrecken, können solche Mittel hilfreich sein. Dosis und Timing müssen aber für jeden Sportler in Anbetracht von Nebenwirkungen optimiert werden.

Welche anderen Unterschiede gibt es zwischen Sportwissenschaft und Sportmedizin?

Ein konkretes Beispiel sind Ausdauerleistungstests. In der Sportmedizin geht es bei einem solchen Test darum, zu bestimmen, ob ein Sportler gesund genug ist, um Leistungssport betreiben zu können. Deshalb folgen die Sportmediziner bei ihren Tests einem fixen Protokoll und machen z. B. ein Elektrokardiogramm und messen Blutdruck – was wir am LIHPS bei einem solchen Test nicht machen.

Unsere Ausdauerleistungstests haben flexible Protokolle und ein anderes Ziel: es geht darum, Leistungsdaten zu ermitteln, die für die jeweilige Sportart relevant sind. Zum Beispiel analysieren wir den Stoffwechsel des Sportlers und schauen uns die Leistung des aeroben und anaeroben Systems an (siehe Infobox). Wir testen wie viel Energie der Sportler wie lange und wie schnell liefern kann, und ob dies den Anforderungen der Sportart entspricht. Ein 200m-Schwimmer benötigt ein anderes metabolisches Profil als ein Triathlet.

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Stoffwechsel beim Sport – aerobes und anaerobes System

Beim Stoffwechsel eines (Leistungs)sportlers gibt es zwei Hauptsysteme, die Energie liefern: das aerobe System (mit Sauerstoff) und das anaerobe System (ohne Sauerstoff).

Bei langanhaltenden Aktivitäten, die nicht zu intensiv sind, wie Laufen oder Radfahren, benutzt der Körper vorrangig das aerobe System.  Das Herz pumpt Sauerstoff durch das Blut zu den Muskeln; dort wird der Sauerstoff verwendet, um Kohlenhydrate und Fette in Energie umzuwandeln.

Bei einer Aktivität, die nur kurz aber sehr anstrengend ist, wie ein Sprint oder Gewichtheben, reicht der Sauerstoff nicht aus, um die benötigte Energie zu produzieren. Dann wird das anaerobe System vermehrt aktiv. Dieses wandelt auch Kohlenhydrate in Energie um, aber ohne Sauerstoff. Der Vorteil: dies geschieht schneller als beim aeroben System. Der Nachteil: es wird dabei auch Laktat produziert. Dies führt zu einem Abfall des pH-Wertes in der Muskulatur (Übersäuerung) und letztlich muss die Leistung zurückgefahren werden.

Denken Sie, dass Spitzensportler die Grenzen der legalen Leistungssteigerung erreicht haben?  

Diese Frage wird mir oft gestellt und sie ist schwierig zu beantworten. Jeder Bereich entwickelt sich weiter und Innovationen führen immer wieder dazu, dass Spitzensportler leistungsfähiger werden. Eine Ausnahme ist vielleicht der Bereich der Biomechanik (Anm. der. Red.: die Analyse und Optimierung der Bewegungen des menschlichen Körpers). Bei einem 100m Sprint ist z.B. eventuell irgendwann ein Optimum an Körperhaltung, Schrittfrequenz und Krafteinwirkung erreicht, sodass mechanisch gesehen keine höhere Geschwindigkeit möglich ist. Aber dann kommt jemand wie Usain Bolt und bricht trotzdem Rekorde.

Was halten Sie von der Idee der „Enhanced Games“, also einer Art Olympiade, bei der Sportler auch bestimmte leistungssteigernde Medikamente benutzen dürfen, die aktuell verboten sind?

Wir müssen bedenken, dass Sportler Menschen sind und die Idee der „Enhanced Games“ ist aus ethischen Gründen äußerst bedenklich und entschieden abzulehnen. Sie widerspricht allen Werten, nach denen wir arbeiten und auch denen eines IOC (International Olympic Committee) und einer WADA (World Anti-Doping Agency). Ich sehe darin auch keine Gelegenheit für die Sportwissenschaft.

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Was sind die „Enhanced Games“?

Die "Enhanced Games" bezeichnen die Idee eines Sportwettkampfs, der als eine Alternative zu den traditionellen Olympischen Spielen vorgeschlagen wurde. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die "Enhanced Games" den Einsatz von leistungssteigernden Substanzen und Technologien erlauben, die bei den Olympischen Spielen und anderen traditionellen Sportwettkämpfen aktuell verboten sind. Dazu gehört Doping, aber auch technologische Hilfsmittel wie fortschrittliche Prothesen oder Exoskelette.

Das Ziel der "Enhanced Games" ist es, zu zeigen, wozu der menschliche Körper fähig ist, wenn er nicht durch die Anti-Doping-Regeln eingeschränkt wird. Dies könnte laut Organisatoren zu neuen Rekorden und extremen sportlichen Leistungen führen. Trotz der Erlaubnis von Doping und Technologieeinsatz sollen bei den "Enhanced Games" eine strenge Überwachung der Gesundheit und Sicherheit der Athleten gewährleistet werden. Die Organisatoren erwarten, dass umfassende medizinische Betreuung und Monitoring-Systeme eingerichtet werden, um sicherzustellen, dass die Athleten keine ernsthaften Gesundheitsrisiken eingehen.

Aktuell wird eine erste Ausgabe der „Enhanced Games“ für 2026 geplant. Die Idee wurde jedoch von Wissenschaftlern, Medizinern und anderen aus der Sportgemeinschaft (inklusive Spitzensportler) stark kritisiert. Kritiker argumentieren unter anderem, dass der Einsatz von Doping die Fairness und den Geist des Sports untergräbt. Obwohl die Spiele eine strenge Gesundheitsüberwachung versprechen, gibt es erhebliche Sorgen über die langfristigen gesundheitlichen Folgen des Einsatzes von leistungssteigernden Substanzen und Technologien.

In der Sportgemeinschaft gibt es jedoch auch einige Befürworter, die die Idee als revolutionär und zukunftsweisend ansehen.

Zu guter Letzt: Haben Sie Tipps für Hobbysportler, wie sie ihr Training optimieren können?

Ein zentraler Ansatz – den wir übrigens auch bei Spitzensportlern verfolgen – ist es Ziele zu setzen, die man erreichen möchte. Wo will ich hin? Wo stehe ich? Was muss ich machen, damit ich mein Ziel erreiche?  

Und: regelmäßiges Training. Kältetherapie z. B. ist zwar jetzt in Luxemburg auch mancherorts für Privatpersonen zugänglich. Aber die Basis muss auch stimmen. Das gilt für Hobbysportler genauso wie für Spitzensportler.   

Interview: Michèle Weber (FNR)
Foto: Granada via Wikimedia Commons (Lizenz:
Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

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Team Lëtzebuerg bei den olympischen Spielen 2024

Leichtathletik

  • Bob Bertemes, Kugelstossen
  • Vera Hoffmann, 1500m
  • Ruben Querinjean, 3000m Hürden
  • Patrizia Van der Weken, 100m

Fahrrad

  • Christine Majerus, Straßenrennen
  • Alex Kirsch, Straßenrennen

Reitsport

  • Nicolas Wagner-Ehlinger, Dressur

Schwimmen

  • Ralph Daleiden-Ciuferri, 100m Freistil

Bogenschießen

  • Pit Klein

Tischtennis

  • Sarah de Nutte, Damen-Einzel
  • Ni Xia Lian, Damen-Einzel
  • Luka Mladenovic, Herren-Einzel

Triathlon

  • Jeanne Lehair, Damen

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