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Stammzellen sind Zellen, aus denen sich jegliches menschliche Gewebe bilden kann, d.h. sie werden zu Herz-, Haut- oder auch Blutzellen. Die Medizin kann Stammzellen gezielt umwandeln und verspricht sich viel von ihrer Nutzung; z.B. die Heilung der bisher unheilbaren Parkinson-Krankheit.

Stammzellen wurden ursprünglich aus Embryos gewonnen, d.h. dem frühesten Entwicklungsstadium eines ungeborenen Kindes - was auch heute noch zu heftigen Diskussionen führt. Doch seit 2006 gibt es eine Methode, die dem Streit endgültig ein Ende setzen sollte.

iPS-Zellen: Stammzellen der Zukunft

Einem Team der Uni Tokyo gelang es, aus den Körperzellen erwachsener Menschen wieder Stammzellen herzustellen. Diese induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) haben alle Vorteile ihrer embryonalen Vorgänger und mehr.

Denn dadurch, dass man jedem Patienten seine eigenen iPS-Zellen züchten kann, schafft man gleich zwei Probleme der Medizin aus der Welt. Erstens gibt es keine Abstoßreaktion des Immunsystems bei Transplantationen (eine der möglichen Stammzellenbehandlungen).

Zweitens bietet die Technik neue Möglichkeiten in der Erforschung erblich bedingter Krankheiten, wie z.B. Christian Jung im Laufe seiner Doktorarbeit an der Technischen Universität München zeigen konnte.

Mit iPS-Technologie erblich bedingte Herzkrankheiten studieren

Jung wollte herausfinden, ob man mit iPS-Technologie zwei genetisch bedingte Herzkrankheiten nachahmen und dadurch eventuell neuartige Behandlungsmethoden finden konnte.

Vor der Entdeckung der iPS-Zellen war es sehr schwierig, menschliche Herzkrankheiten zu studieren. Tiermodelle waren unzulänglich, menschliche Herzzellen zu schwer (und zu gefährlich) zu erhalten.

Aus embryonalen Stammzellen gebildete Herzzellen hätten wiederum nicht die von Jung benötigten genetischen Fehler gehabt, um die Krankheit zu reproduzieren.

Dann kam Dr Yamanaka und seine Entdeckung. „Fantastisch!“ dachten Jung und Kollegen. „Endlich können wir Zellen mit den benötigten Fehlern herstellen.“ Zumindest in der Theorie.

In einem ersten Schritt sammelte Jung Hautzellen von mehreren Patienten, um diese erst zu iPS-Zellen und dann zu Herzzellen zu programmieren. Klingt einfach, dauerte aber ungefähr sieben Monate und wurde noch nie vorher versucht!

Ein erfolgreiches Experiment

Das Experiment gelang: Jung zeigte, wie man Herzzellen außerhalb des Körpers studieren kann! Obendrein entdeckte er, so ganz nebenbei, gleich noch eine mögliche neue Behandlungsmethode der studierten Krankheiten: Das Medikament Dantrolen, das bisher für ganz andere Zwecke eingesetzt wurde.

Auch das ist eine der Möglichkeiten, die iPS-Zellen bieten. Gezüchtete Zellen kann man nun außerhalb des Körpers allen möglichen Medikamenten aussetzen und damit schnell, einfach und ohne Schaden ihre Wirksamkeit testen.

Nicht jedem Doktoranden gelingt so eine Entdeckung: „Es war fantastisch! Andere Gruppen hatten das Gleiche versucht, doch wir waren die ersten, die dabei erfolgreich waren,“ so Jung.

Autor: Liza Glesener

Foto: ©leonardo medical/Shotshop.com

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