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Laufen ist gut für Körper und Seele zugleich, beugt Krankheiten vor, baut Stress ab und hilft dabei, die Linie zu wahren. Es ist also nicht verwunderlich, dass Laufen zu den beliebtesten Sportarten gehört. Trotz aller positiven Auswirkungen führt das Laufen aber auch zu einer relativ hohen Anzahl von Verletzungen, insbesondere der unteren Gliedmaßen.
848 gesunde und zufällig ausgewählte Teilnehmer
Welche Risikofaktoren ausschlaggebend für Laufverletzungen sind und welche Rolle das Dämpfungssystem von Laufschuhen bei der Vermeidung von Verletzungen spielt, haben das Luxembourg Institute of Health (LIH) und das Decathlon SportsLab jetzt in einem gemeinsamen Forschungsprojekt untersucht. 848 gesunde und zufällig ausgewählte Freizeitläuferinnen und -läufer umfasste die Studie, die im Einzelnen auf folgende Aspekte einging:
- Effekt der Schuhdämpfung auf das Verletzungsrisiko
- Einfluss der Körpermasse auf das Verletzungsrisiko
- Rolle der Körpermasse im Zusammenhang mit der Wechselwirkung von Schuhdämpfung und Verletzungsrisiko
- Einfluss der Schuhdämpfung auf die Lauf-Biomechanik
- Potenzielle biomechanische Verletzungsrisikofaktoren
- Einfluss des Körpergewichts auf die Lauf-Biomechanik.
Die bisher veröffentlichten Ergebnisse befassen sich mit den ersten vier Aspekten.
Schuhe unterschieden sich nur in ihren Dämpfungseigenschaften
Nach dem Zufallsprinzip erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen von zwei Schuh-Prototypen, die sich nur in ihren Dämpfungseigenschaften unterschieden, und wurden zu Studienbeginn auf einem mit Kraftmessplatten ausgestatteten Laufband bei ihrer bevorzugten Laufgeschwindigkeit getestet. Anschließend waren alle Beteiligten über einen Zeitraum von sechs Monaten dazu aufgefordert, ihre gewohnte Laufpraxis fortzusetzen und sämtliche Trainingsaktivitäten und Verletzungen – das heißt: alle körperlichen Beschwerden, die das Laufen für mindestens sieben Tage reduzierten beziehungsweise unterbrachen – im sogenannten TIPPS-System (Training and Injury Prevention Platform for Sport) einzutragen.
Mehr als 220000 Kilometer in sechs Monaten
Die 848 Freizeitläuferinnen und -läufer meldeten insgesamt 24170 Lauf-Sessions. Dabei wurden insgesamt 220014 Kilometer in den Studien-Laufschuhen zurückgelegt. Das mittlere Körpergewicht betrug bei den Männern 78,2 kg und bei den Frauen 62,8 kg. Über den Zeitraum von sechs Monaten meldeten 128 Teilnehmer (15 %) mindestens eine laufbedingte Verletzung im TIPPS-System. Im Durchschnitt lag die Inzidenzrate bei 5,7 Verletzungen pro 1000 Laufstunden. Am stärksten betroffen waren Knöchel (26 %), Knie (22 %) und Unterschenkel (18 %). Sehnenentzündungen (48 %) und Muskelschäden (19 %) traten am häufigsten auf.
Schuhdämpfung beeinflusst das Verletzungsrisiko
Die Studie zeigte, dass Läufer, welche die steife Version der Laufschuhe erhielten, ein deutlich höheres Verletzungsrisiko hatten. Die Körpermasse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer spielte hierbei allerdings keine unmittelbare Rolle. Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Body-Mass-Index oder zwischen dem Anteil der Fettmasse und dem Verletzungsrisiko festgestellt. Allerdings legten die Ergebnisse offen, dass leichtere Joggerinnen und Jogger ein höheres Verletzungsrisiko in steifen Laufschuhen hatten, während bei schwereren Läuferinnen und Läufern, im Gegensatz zur verbreiteten Meinung, kein Schuheffekt beobachtet wurde. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass leichtere Läuferinnen und Läufer Schuhwerk mit einer stärkeren Dämpfung nutzen sollten.
Vertikale Stoß-Spitzenkraft ist bei weicheren Laufschuhen höher
Ferner konnte im Rahmen der Studie festgestellt werden, dass die vertikale Stoß-Spitzenkraft beim Laufen, die üblicherweise als Risikofaktor für Verletzungen angesehen wird, in der Gruppe mit den weicheren Laufschuhen höher war als in der Vergleichsgruppe. Die im Labor aufgezeichneten biomechanischen Lauftests brachten allerdings keine Unterschiede bei der Stoßbelastung zwischen den beiden Schuhtypen zutage. Da das Verletzungsrisiko in der Gruppe mit der weicheren Laufschuhversion geringer war, hält die Studie fest, dass der vorteilhafte Effekt einer stärkeren Dämpfung nicht auf eine Abnahme der Stoßkraft und der Belastungsrate zurückgeführt werden kann.
Ein wichtiges Thema mit Blick auf die öffentliche Gesundheit
„Als öffentliche Forschungseinrichtung setzt sich unser Institut mit Gesundheitsfragen auseinander, die für die Öffentlichkeit wichtig sind. Laufen ist ein Volkssport, und wir freuen uns mit der vorliegenden Studie einen Beitrag zur Aufklärung von Risikofaktoren für Laufverletzungen leisten zu können“, so Laurent Malisoux von der LIH-Forschungsgruppe Physical Activity, Sport & Health research. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse unseres gemeinsamen Forschungsprojekts nachhaltig zur Verletzungsprävention beisteuern können“, so Laurent Malisoux weiter.
„Die Arbeit des Decathlon SportsLabs konzentriert sich sowohl auf den Schutz von Sportlern als auch auf deren Leistungssteigerung§, ergänzt Nicolas Delattre vom Decathlon SportsLab. „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Studien wie dieser fließen in die Entwicklung unserer Sportartikel ein und unterstützen damit Sportler weltweit bei ihren Aktivitäten.“
Mehr Infos zur Studie gibt es hier. Weitere Analysen des während der Studie gesammelten Datensatzes sind zurzeit in Arbeit.
Autor: LIH
Editor: Uwe Hentschel