Studie abgeschlossen
(C) Uwe Hentschel
Was hat mehr Einfluss auf das Verletzungsrisiko: Der Laufschuh oder die Lauftechnik? Eine in dieser Art weltweit einmalige Studie soll Antworten liefern.
Schätzungsweise 15 Prozent der Bevölkerung gehen regelmäßig laufen. Und die meisten machen es nicht etwa, weil es ihnen große Freude bereitet, sondern vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Insofern ist es etwas unglücklich, dass sich gerade beim Laufen sehr viele Menschen verletzen. Laut Luxembourg Institute of Health (LIH) ist davon jeder zweite Läufer mindestens einmal pro Jahr betroffen.
Besonders hoch ist das Verletzungsrisiko vor allem bei Anfängern. Das ist bekannt. Worüber Forscher bislang allerdings recht wenig wissen, ist, was dieses Risiko maßgeblich beeinflusst. Liegt es vielleicht an der Lauftechnik? Am Laufschuh? Am Gewicht des Läufers? Oder aber daran, dass bei der Wahl des Laufschuhs das Körpergewicht nicht berücksichtigt wurde?
Mindestens 800 Läufer sollen teilnehmen
Am Sports Medicine Research Laboratory (SMRL) des LIH will man das herausfinden. Im Rahmen einer Studie, die jetzt beginnt und für die mindestens 800 freiwillige Laufsportler gesucht werden (siehe Infobox), wollen die Forscher des SMRL herausfinden, ob die Verletzungen eher eine Folge der falschen Lauftechnik oder aber falsch gedämpfter Schuhe sind.
Es ist nicht die erste Studie des SMRL, bei der untersucht wird, inwieweit die Dämpfung von Laufschuhen das Verletzungsrisiko, von dem vor allem das Knie betroffen ist, vermindert oder gar erhöht. Bereits seit Jahren beschäftigen sich Gruppenleiter Daniel Theisen und sein Team mit der Wirksamkeit der vielen Patente, die in modernen Laufschuhen verarbeitet sind.
Identisch aussehende Schuhe mit unterschiedlicher Dämpfung
Und doch ist diese neue Untersuchung etwas Besonderes. Denn wie Theisen erklärt, ist sie die erste weltweit, bei der sowohl die Lauftechnik als auch das Verletzungsrisiko mit einer derart großen Anzahl an Teilnehmern über einen derart langen Zeitraum (sechs Monate) untersucht wird.
Zum Einsatz kommen dabei Schuhe mit wenig und mit viel Dämpfung. Wobei die Schuhe identisch aussehen und nach dem Zufallsprinzip verteilt werden. Das heißt, dass weder die Teilnehmer noch die Mitarbeiter der Studie wissen, mit welcher Dämpfung das jeweilige Schuhpaar ausgestattet ist.
Ergebnis der vorangegangenen Studie: Kein nennenswerter Unterschied
Ähnlich waren auch die Kriterien der vorangegangenen Studie. Nur zeigte das Ergebnis, dass es zwischen den beiden Gruppen keinen nennenswerten Unterschied gab. Wie der Schuh gedämpft war, spielte beim Verletzungsrisiko also keine Rolle. Für Theisen könnte das damit zusammenhängen, dass die Gruppen deutlich kleiner waren und es deshalb womöglich an „statistischer Power“ gefehlt habe. Zudem seien auch die Unterschiede in der Dämpfung nicht so groß gewesen wie bei der nun aktuellen Studie.
Biomechanische Untersuchung hilft bei Erklärung der Unterschiede
Was darüber hinaus ebenfalls anders ist als bei den vorherigen Untersuchungen, sind die zusätzlichen biomechanischen Untersuchungen im Lauflabor, an der jeder Läufer zusätzlich teilnimmt. Dort werden sämtliche Bewegungsabläufe mit 3D-Sensoren und bis zu 2000 Aufnahmen pro Sekunde gemessen und analysiert.
„Angenommen wir finden diesmal einen Unterschied zwischen den zwei Schuh-Gruppen. Dann wissen wir aber immer noch nicht, woher das kommt“, erklärt Theisen. Er hofft deshalb, dass die biomechanische Untersuchung Aufschluss geben wird. Dass man also beispielsweise sagen kann: Die Lauftechnik in Schuh A ist deshalb anders als in Schuh B, weil in Schuh A die Dämpfung stärker ausgeprägt ist.
Argumente von Sportschuh-Herstellern wissenschaftlich nicht untermauert
Glaubt man den namenhaften Herstellern vieler Sportschuhe, so ist die Dämpfung auf jeden Fall entscheidend. Genau wie die vielen anderen Eigenschaften, mit denen die Schuhe ausgestattet sind. „Das Problem ist, dass Argumente benutzt werden, die wissenschaftlich nicht untermauert sind“, sagt Theisen. „Wir jedenfalls haben schon mit einigen Resultaten das Gegenteil beweisen können.“
Teilnahmevoraussetzungen
Teilnehmen kann jeder, der gesund und bereit ist, über einen Zeitraum von sechs Monaten regelmäßig zu laufen. Körpergewicht, Kondition und Erfahrung spielen dabei keine Rolle. Jeder Teilnehmer erhält zusätzlich zu den zur Verfügung gestellten Schuhen gratis eine exakte Analyse seiner Leistungen. Sämtliche Informationen und Teilnahmebedingungen sind auch auf der eigens dafür eingerichteten Seite Tipps.lu zu finden. Dort sollen die Läufer auch regelmäßig ihre Daten eingeben.
Autor: Uwe Hentschel
Foto: Uwe Hentschel
Infobox
Teilnehmen kann jeder, der gesund und bereit ist, über einen Zeitraum von sechs Monaten regelmäßig zu laufen. Körpergewicht, Kondition und Erfahrung spielen dabei keine Rolle. Jeder Teilnehmer erhält zusätzlich zu den zur Verfügung gestellten Schuhen gratis eine exakte Analyse seiner Leistungen. Sämtliche Informationen und Teilnahmebedingungen sind auch auf der eigens dafür eingerichteten Seite Tipps.lu zu finden. Dort sollen die Läufer auch regelmäßig ihre Daten eingeben.