FNR
Der Fonds National de la Recherche (FNR) führt alle 2 Jahre eine Umfrage zum Stellenwert der Wissenschaft und Forschung durch. In der statistisch repräsentativen Umfrage wird die Bevölkerung u.a. gefragt, ob sie Forschung und Wissenschaft vertrauen, sich dafür interessieren, sich gut oder schlecht informiert fühlen und wie sie den Impakt von Forschung und Wissenschaft auf unser Leben einschätzen. Dieses Jahr wurden außerdem Fragen zur Impfbereitschaft und zur Einschätzung des Beitrags der Wissenschaft in der Covid-Pandemie hinzugefügt.
Die Umfrage wurde Mitte März durchgeführt. Besonders interessant waren die Ergebnisse dieses Jahr aufgrund der Covid-Krise. Haben die Menschen in dieser Zeit der Pandemie, im Vergleich zu den Umfragen der Jahre zuvor, an Vertrauen und Interesse gewonnen oder verloren? Wollen sie mehr oder weniger Investitionen in Forschung? So viel vorweg: Die meisten Werte sind gestiegen. Hier die Bewertung von Marc Schiltz, Generalsekretär vom FNR:
„Es freut uns sehr, dass die luxemburgische Bevölkerung den Forschern und der Forschung vertraut und sich mehr Investitionen in die Forschung wünscht“, sagt Marc Schiltz, Generalsekretär vom Fonds National de la Recherche. „In einer Zeit in der die Wissenschaft stark im Fokus der Öffentlichkeit steht und es neben Lob auch Kritik gibt, war es dieses Jahr besonders spannend zu sehen, ob die Umfragewerte steigen oder fallen werden. Wir hatten damit gerechnet, dass die Werte zur Bekanntheit einzelner Akteure steigen würden. Wir hatten aber nicht damit gerechnet, dass quasi alle Umfragewerte steigen würden. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft ist gestiegen. Ebenso das Interesse. Und die Zustimmung, dass Forschung einen Impakt unser gesellschaftliches, wirtschaftliches und persönliches Leben hat. Was uns auch freut, ist dass die Menschen den Beitrag der luxemburgischen Forschung zur Bewältigung der Coronakrise positiv bewerten.“
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Vertrauen in Wissenschaft und Forschung hat weiter zugenommen
70% der Bevölkerung vertraut der Wissenschaft und Forschung – im Vergleich zu 67% in der Umfrage 2019. Vor allem die Anzahl der Menschen, die „absolut vertrauen“ hat zugenommen, von 14% auf 20%.
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Hoher Zuspruch für den Beitrag der Wissenschaft zur Bewältigung der Coronakrise
Die luxemburgische Bevölkerung bewertet den Beitrag der luxemburgischen Forschung zur Bewältigung der Coronavirus-Krise in Luxemburg sehr positiv. Auf einer Skala von 1 (stimme nicht zu) bis 6 (stimme absolut zu) fand die folgende Aussage am meisten Zuspruch:
Das Wissen der Wissenschaftler ist wichtig, um die Ausbreitung des Coronavirus in Luxemburg zu bremsen: 5,26 von 6 (oder wenn man den Prozentsatz nimmt, der einen der Kästen 5 oder 6 (top box = hoher Zuspruch) gewählt hat, kommt man auf 83% top box (hohe Zustimmung)).
Sehr hoch war der Zuspruch auch bei der Aussage, dass politische Entscheidungen zum Umgang mit dem Coronavirus auf wissenschaftlichen Fakten beruhen müssen (5,18 von 6 bzw 79% top box)
Zum Thema evidenzbasierte Politik: Das luxemburgische Parlament ist zurzeit dabei, in Zusammenarbeit mit dem Fonds National de la Recherche, einen Wissenschaftsdienst fürs Parlament aufzubauen. Im Januar gab es eine Stellenausschreibung zur Rekrutierung von Experten für diesen neuen Dienst. Mehr Infos dazu gibt es in diesem Artikel:
Auch ist die Bevölkerung mehrheitlich der Meinung, dass sich Wissenschaftler aktiv an den politischen Debatten über das Coronavirus beteiligen sollten (4,96 von 6, bzw 73% top box).
Etwas weniger, aber dennoch deutlich und mehrheitlich positiv war die Zustimmung zur Aussage, dass die wissenschaftliche Forschung in Luxemburg zu einer besseren Bewältigung der Coronavirus-Krise auf nationaler Ebene beigetragen hat (4,35 auf einer Skala von 1 bis 6 bzw 54% top box).
Hier meint Marc Schiltz, Generalsekretär vom FNR dazu: "Die Covid-Krise hat uns Luxemburgern vor Augen geführt, inwiefern wir von einer eigenen wissenschaftlichen Expertise hier im Land profitieren. Die Research Luxembourg Task Force, bzw die Forschung allgemein leistet zurzeit einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der Krise. Wir sind froh zu sehen, dass die luxemburgische Bevölkerung den Beitrag der Wissenschaft mehrheitlich anerkennt."
Bei diesen Fragen hat sich der FNR an ähnlichen Umfragen in Deutschland und der Schweiz orientiert.
Mediziner, Forscher, Politiker, Journalisten: Vertrauen in die Aussagen unterschiedlicher Berufsgruppen zum Thema Coronavirus
Den Aussagen welcher Berufsgruppe vertraut die Bevölkerung am meisten zum Thema Coronavirus? Wohl nicht ganz überraschend ist hier das Vertrauen am höchsten in die Aussagen von Ärzten und medizinischem Fachpersonal (85%), dicht gefolgt von den Forschern (82%).
39% vertrauen den Aussagen, jeweils zum Thema Coronavirus, von Repräsentanten öffentlicher Autoritäten oder Institutionen, 31% den Aussagen von Politikern, 28% den Aussagen von Familienmitgliedern, Bekannten und Freunden, und 22% den Aussagen von Journalisten.
Impfbereitschaft (Covid-19) der Bevölkerung
Der FNR hat auch nachgefragt, wie es um die Bereitschaft der Bevölkerung bestellt ist, sich zum Schutz gegen Covid-19 impfen zu lassen. (Achtung: die Umfrage wurde Mitte März gemacht. Die aktuellen Werte können abweichen, da es sich hierbei immer um eine Momentaufnahme handelt und die Impfbereitschaft über die Zeit variiert).
Zum Zeitpunkt der Umfrage wollten sich 67% der Befragten impfen lassen und 6% waren bereits geimpft. Insgesamt käme man mit diesen Werten auf 73% an Geimpften, für den Fall dass sich diese dann tatsächlich auch alle impfen lassen würden.
Ob das reichen würde, für eine Herdenimmunität? Das kann man leider noch nicht definitiv beantworten. Mehr dazu in folgendem Artikel:
Wenn man nun die 6%, die zu dem Zeitpunkt bereits geimpft waren, aus der Rechnung rausnimmt, kommt man unter den Verbleibenden auf eine Impfbereitschaft von 71% der Umfrageteilnehmer, und 14% Unentschlossenen. Dies ist, im Vergleich zu einer Umfrage auf science.lu im Dezember, wo die Impfbereitschaft bei 55% lag, ein deutlicher Zuwachs. (Mehr dazu in der Infobox).
Zu beobachten ist, dass die Impfbereitschaft vor allem mit dem Alter steigt: 84% von der 60+ Bevölkerung wollen sich impfen lassen (davon 78% sehr wahrscheinlich). Bei den 15-29-Jährigen sind es nur noch 59% (davon 42% sehr wahrscheinlich).
Es gibt auch Unterschiede
- in Bezug auf die Nationalität: bei den Luxemburgern eine Impfbereitschaft von 75%, bei „anderen Nationalitäten“ von 69% und bei den Portugiesen von 58%
- in Bezug auf das Geschlecht: 74% der Männer würden sich impfen lassen, bei Frauen sind es 67%.
- in Bezug auf den Bildungsabschluss: je höher der Bildungsabschluss, desto höher die Impfbereitschaft
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Ähnliche Ergebnisse ergaben auch die TNS Ilres-Umfrage, die am 23. März publiziert wurde: Hier hat 66% der luxemburgischen Bevölkerung angegeben sich sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich impfen zu lassen (vs 67% in der FNR-Umfrage) und 5% die bereits geimpft waren (vs. 6% in der FNR-Umfrage). Bestätigen lassen sich auch ähnliche Unterschiede zwischen Geschlecht und Alter hinsichtlich Impfbereitschaft.
Im Dezember hatten wir auf science.lu eine Umfrage zur Impfbereitschaft gemacht, mit über 2500 Teilnehmern (nicht-repräsentativ, dafür aber größere Teilnehmerzahl). Hier war die Impfbereitschaft noch geringer, mit 55% (vs 73% Mitte März). In einer nicht-repräsentativen Umfrage auf science.lu, mit jedoch über 2500 Umfrageteilnehmern, konnten in Bezug auf Nationalität, Alter und Geschlecht jedoch ähnliche Beobachtungen festgestellt werden (Impfbereitschaft höher bei Männern, bei Älteren, bei Luxemburgern vs Portugiesen…) wie in dieser Umfrage. D.h. auch wenn die absoluten Zahlen schwanken, sind die Tendenzen bisher relativ stabil. Hier der Link zu den Ergebnissen der Umfrage von Anfang Dezember.
Um das Profil der Teilnehmer, die sich impfen lassen wollen bzw nicht impfen lassen wollen genauer zu analysieren, wurden unterschiedliche Fragen miteinander verglichen. Hierzu wurden die Teilnehmer in 3 Gruppen eingeteilt: die adopters (die, die sich tendenziell impfen lassen wollen bzw bereits geimpft wurden), die „hesitants“ (die Unentschlossenen), die sich eben noch nicht sicher sind, und die „rejectors“, die sich nicht impfen lassen wollen.
So kann man feststellen,
- dass „rejectors“ tendenziell weniger an Forschung und Wissenschaft sind als „Adopters“,
- dass „rejectors“ weniger Vertrauen haben in Wissenschaft und Forschung als „Adopters“
- dass „rejectors“ sich tendenziell weniger gut informiert fühlen als „adopters“
- dass weniger „rejectors“ besser informiert werden wollen als dies der Fall ist bei den „Adopters“
Achtung: Hierbei handelt es sich um Korrelationen, nicht um Kausalitäten. Wenn Menschen, die sich nicht gut informiert fühlen, sich tendenziell weniger impfen lassen wollen, heißt das nicht unbedingt im Umkehrschluss, dass sie sich automatisch eher impfen lassen würden, wenn sie sich besser informiert fühlen würden. Der Grad an Informiertheit korreliert mit der Impfbereitschaft. Es ist dafür aber noch nicht erwiesen ob er auch der Grund für Impfbereitschaft ist.
Interesse an Wissenschaft hat weiter zugenommen
Auch das Interesse der Bevölkerung an der Wissenschaft ist nochmals gestiegen (um 3 Prozentpunkte), auf nun 64% der Bevölkerung, die sich an Wissenschaft und Forschung interessiert zeigen. Seit dem Jahr 2013 ist dieser Wert stetig gestiegen.
Einschätzung des Impakts von Wissenschaft: überall gestiegene Werte
Der FNR fragt auch regelmäßig in den Umfragen, wie die Menschen den Impakt von Wissenschaft und Forschung einschätzen (auf unsere Wirtschaft, auf unser alltägliches Leben, auf die Umwelt und auf unsere Gesellschaft). Und ob ein kleines Land wie Luxemburg in Forschung investieren sollte und ob Forscher sich genügend bemühen, die Gesellschaft zu involvieren und diese zu informieren. Hier konnten überall steigende Werte verzeichnet werden. Die Werte werden auf einer Skala von 1 bis 6 erfragt. Bildet man nun daraus 3 Boxen (top (5 und 6), middle (3 und 4), bottom (1 und 2)) dann erzielt man folgende Zustimmungswerte (hier wird der Anteil aufgeführt, der der top box entspricht, also mit 5 oder 6 geantwortet hat):
- 87%: Sogar ein kleines Land wie Luxemburg sollte in Forschung investieren (+6 Prozentpunkte)
- 72%: Die wissenschaftliche Forschung trägt zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit von Luxemburg bei (+10 Prozentpunkte).
- 63%: Die wissenschaftliche Forschung in Luxemburg hat einen praktischen und konkreten Nutzen, der das tägliche Leben verbessert (Gesundheit, Mobilität, etc.). (+6 Prozentpunkte)
- 63%: Wissenschaftliche Forschung hilft bei der Lösung von Umweltproblemen in Luxemburg (Überschwemmungen, Umweltverschmutzung, erneuerbare Energiequellen, etc.) (+4 Prozentpunkte)
- 47%: Wissenschaftliche Forschung hilft bei der Lösung von gesellschaftlichen Problemen in Luxemburg (Bildung, sozialer Zusammenhalt, Mehrsprachigkeit, etc.) (+8 Prozentpunkte)
- 32%: Wissenschaftler/Forscher bemühen sich, die Öffentlichkeit einzubeziehen und die breite Öffentlichkeit über ihre Arbeit zu informieren. (+6 Prozentpunkte)
Die Bevölkerung möchte besser informiert werden
- 64% der befragten Bevölkerung gaben bei der 2021 Umfrage an, sich für Wissenschaft und Forschung in Luxemburg zu interessieren (40% mäßig interessiert und 24% sehr interessiert) – ein deutlicher Zuwachs seit dem Jahr 2011, wo sich nur 40% für Forschung und Wissenschaft interessiert haben.
- 40% der Menschen in Luxemburg fühlen sich gut oder mäßig über Wissenschaft und Forschung informiert. Das ist ein Anstieg von 6 Prozentpunkten im Vergleich zur Umfrage von 2019.
- 69% der Menschen möchten aber besser informiert werden, insbesondere die Altersgruppen 60+ mit 75%. Der Wunsch nach mehr Information ist seit 2011 gestiegen und hat sich seit 2019 (2019 waren es 70%) eingependelt. Der Prozentsatz derjenigen, die nicht besser informiert werden möchten, ist erheblich gesunken (von 36% im Jahr 2017 auf 15% im Jahr 2021).
- Wie sieht es aus mit Vertrauen in die Informationsquelle? 89% der Befragten vertrauen den Informationen die sie über Wissenschaft und Forschung lesen, wenn sie von Forschungsakteuren verbreitet werden. Hier hat vor allem die Anzahl der Menschen, die „absolut vertrauen“ zugenommen, von 18% auf 23%. 76% vertrauen den Informationen, die sie über Wissenschaft und Forschung in der Presse lesen.
Kinder/Jugendliche werden nicht ausreichend in Naturwissenschaften ausgebildet
Nur 17% der befragten Bevölkerung sind der Meinung, dass Kinder / Jugendliche in Bezug auf Naturwissenschaften in Grundschulen ausreichend gut ausgebildet sind (24% in Bezug auf Naturwissenschaften in Sekundarschulen).
49% der Menschen sind der Meinung, dass die Sekundarschule die Schüler nicht ausreichend in den Naturwissenschaften ausbildet. Mit 61% fühlen sich besonders junge Menschen (15-29 Jährige) so.
Klare Unterstützung für Forschung in Luxemburg
57% sind der Ansicht, dass die Investitionen der Regierung höher sein sollten. Im Vergleich zur Umfrage von 2019, ist das eine Zunahme von 9%.39% der Befragten sind der Ansicht, dass sie auf dem aktuellen Niveau gehalten werden sollten.
51% kennen science.lu, 55% Mr Science.
51% der Bevölkerung kennt science.lu oder hat zumindest davon gehört oder etwas darüber gelesen. Das ist ein Anstieg von 8 Prozentpunkten gegenüber 2019. Am bekanntesten ist die Website bei 15-29-Jährigen (68%). Interessant zu beobachten ist auch dass mehr Frauen (57%) als Männer (45%) science.lu kennen. Und auch, dass science.lu ähnliche Bekanntheitswerte aufweist, je nach Bildungsabschluss.
55% der luxemburgischen Bevölkerung hat schon von Mister Science gehört. Von 2013 auf 2021 ist das ein Anstieg von 8%. Auch hier ist der Bekanntheitsgrad am höchsten bei 15-29-Jährigen (64%).
Hier kannst du die detaillierten Ergebnisse der Umfrage herunterladen.
Autoren: Jean-Paul Bertemes (FNR), Melanie Reuter (FNR)