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Rot, schwarz oder doch eher blau? In welcher Partei ist am meisten Forschung drin? Science.lu hat die Parteiprogramme auf „Forschungsinhalte“ untersucht. Den Anfang machen die Piraten, die Partei fir Integral Demokratie und die KPL.
Die Luxemburger Piraten sehen sich selbst als Verfechter der „Stärkung der Bürgerrechte, mehr Demokratie und Mitbestimmung“, die PID wiederum macht sich für eine „wahre Demokratie stark“. Entsprechend dieser Ausrichtungen ist auch die Sicht beider Newcomer-Parteien (siehe Infobox) auf das Thema Forschung eher volksnah geprägt, während sich die Kommunistische Partei Luxemburgs (KPL) auf eine – ebenfalls volksnahe – Hochschulpolitik konzentriert.
KPL fordert Hochschule ohne private Gelder und ohne „Fachidioten“
Für die KPL ist klar, dass auch „rund 23 Jahre nach dem vorläufigen Sieg des Kapitalismus“ Bildung „kein Privileg, sondern ein Grundrecht“ ist. Das gilt auch für die Universität Luxemburg, für welche die Partei „die Einstellung von qualifiziertem Personal auf Basis fester Verträge“ fordert, um so „ein Lehren und Forschen unter idealen Bedingungen“ sicher zu stellen.
Die KPL fordert darüber hinaus „den direkten Stopp der Privatisierung (der Universität), d.h. (deren) integrale Finanzierung durch den Staat.“ Denn, so das Parteiprogramm weiter, „Lehrstühle dürfen nicht als Werbesäulen für private Unternehmen herhalten.“
Außerdem dürften „keine ,Fachidioten’ für irgendwelche Nischen im Bereich der Wirtschaft herangezüchtet werden.“ Stattdessen bedarf es laut KPL „in erster Linie umfangreich ausgebildeter Ingenieure, Naturwissenschaftler, Ökonomen und Geisteswissenschaftler“, um Luxemburg „wirtschaftlich neu aufzustellen“.
Piraten wollen mehr Grundlagenforschung
Für die Piraten ist „Bildung die Basis jeder aufgeklärten Gesellschaft“, und „eine universitäre Bildung wichtig, um den Wirtschaftsstandort Luxemburg zu stützen.“
Dabei ist es den Piraten ein Anliegen festzustellen, dass „Luxemburg keine Insel ist“, weshalb die Partei „eine verstärkte Kooperation in den Bereichen Bildung und Forschung besonders in der Großregion“ fordert.
Während die Piraten in Sachen geografische Reichweite von Forschung also aufs offene Meer hinaus wollen, nehmen sie mit Blick auf Forschungsinhalte Kurs auf eine bessere Förderung der Grundlagenforschung, ohne die ihrer Auffassung nach keine Innovationen möglich seien. Denn, so der entsprechende Passus: „Während Luxemburg im Bereich der angewendeten Forschung mittlerweile eine Tradition aufweisen kann, kann man dies von der Grundlagenforschung nicht behaupten.“
PID will „reine und zweckfreie Forschung“ im Sinne des „Allgemeinwohls“
Die Partei fir Integral Demokratie (PID) hat für den Leser ihres Parteiprogramms zunächst eine Definition des Begriffs Forschung parat: „Im weitesten Sinne ist die Forschung die Gesamtheit der in allen Bereichen der Wissenschaften erfolgenden methodisch-systematischen und schöpferisch-geistigen Bemühungen, die das Gewinnen neuer allgemein nachprüfbarer Erkenntnisse sowie das Ermitteln ihrer Gesetzmäßigkeiten ermöglichen.“
Wer sich von dieser etwas sperrig geratenen Einleitung nicht abschrecken lässt, erfährt weiter, dass die Partei sich für „ reine oder zweckfreie Forschung“ einsetzt, die sich „unabhängig von pragmatischen äußeren Zielorientierungen und Anwendungsbezügen um die Ausweitung des Erkenntnisstandes bemüht.“ Für den Staat ergibt sich laut PID daraus die Pflicht, „qualitative Forschung im Sinne des Allgemeinwohls zu finanzieren“, will meinen: Projekte im Sinne von „Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit“.
Autor: Sven Hauser
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Infobox
Sowohl für die Piraten als auch für die PID sind die diesjährigen Kammerwahlen Premieren. Beide Parteien treten erstmals auf nationaler Ebene an, wobei die Piraten bereits seit 2009 auf der politischen Bühne Luxemburgs vertreten sind, die PID erst seit diesem Sommer. Ganz anders die KPL: Sie wurde bereits 1921 gegründet, ist jedoch seit 1994 nicht mehr in der Kammer vertreten.