(C) Uwe Hentschel

Le peloton du tour « Cycle for science » est international.

Sportverletzungen machen einem oft das Leben schwer. Mit ihrer Cycle for science Tour werben internationale Sportmediziner für Möglichkeiten der Prävention.

900 Kilometer mit acht Stationen in fünf Ländern: Die Cycle for Science Tour ist für die Teilnehmer ein strammes Programm, wie sich bereits am Ende der dritten Etappe bei der Ankunft in Luxemburg zeigt. Völlig durchnässt und verfroren kommen die Radfahrer am Nachmittag im Hotel an. Kein gelbes Trikot, keine jubelnden Fans entlang der Strecke, kein Preisgeld. Wofür also die ganzen Strapazen?

„Wir haben gedacht, wir müssen etwas machen, um auf die Sportverletzungen aufmerksam zu machen“, sagt Romain Seil. Der Facharzt für Orthopädie am Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) ist  Vizepräsident der European Society of Sports Traumatology, Knee Surgery and Arthroscopy (ESSKA). Und die ESSKA ist in Europa die repräsentativste, medizinische Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Sportverletzungen.

Zwischen den einzelnen Etappen Symposien mit Fachvorträgen

2014 hat die ESSKA ihren letzten Kongress in Amsterdam veranstaltet, in diesem Jahr findet der Kongress in Barcelona statt. Und im Rahmen der Cycle for Science Tour soll der „Kongress-Zepter“ von Amsterdam nach Barcelona gebracht werden. Viele Kollegen des Luxemburger Orthopäden radeln mit. Fachärzte und Forscher aus ganz Europa, aber auch aus den USA oder China.

Romain Seil selbst jedoch sitzt nicht im Sattel. Er organsiert das Symposium, das am Ende des dritten Etappentags in Luxemburg veranstaltet wird. Insgesamt werden im Rahmen der Radtour, bei der die Teilnehmer einen Teil der Distanz zwischen Amsterdam und Barcelona auch mit dem Bus zurücklegen, vier Symposien veranstaltet.

Professionalisierung im Jugendsportbereich hat gravierende Folgen

Einer der Fachvorträge des Symposiums in Luxemburg befasst sich mit der Prävention von Arthrose, ein anderer mit Meniskusverletzungen und ein weiterer mit der Schulter von Athleten. Wie gefährdet der Schulterbereich ist, weiß Fränck Schleck nur zu gut. Der Radprofi, der genau wie sein Bruder Andy Schirmherr der Aktion ist, hat sich nämlich nur wenige Tage zuvor bei einem Sturz mit dem Rennrad das Schlüsselbein gebrochen.

Radfahren kann zu schweren Verletzungen führen. Die meisten Sportverletzungen, mit denen Seil konfrontiert wird, sind jedoch Folgen von Skiunfällen oder aber hängen mit Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball oder Basketball zusammen.

„Wir haben insbesondere bei jungen Menschen eine hohe Verletzungsrate, was vor allem mit der zunehmenden Professionalisierung im Jugendsportbereich zusammenhängt“, erklärt der Orthopäde. Und das habe gravierende Folgen: „Wer mit 20 einen Kreuzbandriss hat, bekommt oft schon mit 40 Arthrose und muss sich damit dann den Rest seines Lebens plagen.“

Bewegungsabläufe erforschen, um Verletzungen zu vermeiden

Ziel von ESSKA sei es deshalb diesen Verletzungen vorzubeugen.  „Wir forschen daran, zu verstehen, wie solche Verletzungen entstehen“, erklärt er. „Wenn wir die Bewegungsabläufe der Sportler kennen, dann sind wir in der Lage bis zu 50 Prozent der Kreuzbandverletzungen zu verhindern“, ist Seil überzeugt.

Mit der Prävention von Knieverletzungen befasst sich auch der beim Symposium in Luxemburg ebenfalls anwesende Gruppenleiter des Labors für Sportmedizin am Luxembourg Institute of Health (LIH), Daniel Theisen. In mehreren Studien hat das Labor beispielsweise untersucht, inwieweit unterschiedliche Eigenschaften von Laufschuhen die Bewegung des Läufers, also dessen Biomechanik, beeinflussen und dabei gegebenenfalls Kniebeschwerden verstärken oder aber reduzieren.

Überlastungsbeschwerden im Knie oder im Rücken können natürlich auch beim Radfahren auftreten, sagt Theisen. „Radsport ist aber insofern besser, weil man dabei das eigene Körpergewicht nicht trägt und man deshalb auch nicht so hohen Impaktkräften wie beim Laufen ausgesetzt ist.“ Ein gewisses Verletzungsrisiko bestehe natürlich auch bei der Cycle for Science Tour, räumt der Sportmediziner ein. 

Auf dem YouTube Kanal von Cycle for Science gibt es ebenfalls ein Video der Tour. 

Autor: Uwe Hentschel
Foto: Uwe Hentschel

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