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Jüngste wissenschaftliche Studien zeigen wie die Milliarden von Bazillen in unserem Darm unseren Body-Mass-Index (BMI) und unser Immunsystem beeinflussen. Forscher in Luxemburg arbeiten an zwei Pilotprojekten, um eine Verbindung zwischen unseren Genen, den Darmbakterien und Diabetes zu finden. Dies mit der Unterstützung der IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg) und des LCSB (Luxembourg Centre for Systems Biomedicine).
Es ist allgemein anerkannt, dass eine Kombination aus Umwelteinflüssen und Genen der Grund vieler Krankheiten ist. In den letzten Jahren ist nun ein dritter Faktor offensichtlich geworden: das Mikrobiom. Mit diesem Begriff bezeichnet man alle in einem bestimmten Umfeld, zum Beispiel dem Darm, lebenden Mirkoorganismen.
Gesund oder krank: Mikroorganismen in unserem Körper spielen eine wichtige Rolle
Da diese in der Anzahl den menschlichen Zellen haushoch überlegen sind, ist es wenig überraschend dass sie eine wichtige Rolle bei der Gesundheit spielen. So wurden in den letzen fünf Jahren Zusammenhängen zwischen der Darmflora und Krankheiten wie Clostridium difficile Infektionen, Reizdarm, Morbus Crohn und sogar Fettleibigkeit gefunden.
Auch wenn die Forschung im Bereich des menschlichen Mikrobioms große Fortschritte gemacht hat, ist dennoch nicht genau gewusst, wie und wieso bestimmte Mikroorganismen Krankheiten auslösen können. Es scheint allerdings als ob einerseits die Zusammensetzung der Mikroflora sowie andererseits das Gleichgewicht zwischen verschiedenen bakteriellen Spezies den Unterschied zwischen Gesundheit und Krankheit ausmachen können.
Je vielfältiger die Bakterien, desto gesünder ist man
Dies gilt besonders beim Mikrobiom. Hier gilt: je vielfältiger die Bakterien, desto gesünder ist man, jedenfalls was das Gewicht betrifft. Zwei im August 2013 veröffentlichte Studien des MetaHIT Konsortiums (www.metahit.eu) belegen nämlich eine Verbindung zwischen verminderter Vielfältigkeit im Mikrobiom und Fettleibigkeit sowie Entzündungen.
Außerdem zeigten sie, dass man durch eine Veränderung der Ernährung bei manchen übergewichtigen Menschen diese Vielfätigkeit verbessern kann.
Mikrobiom-Forschung: vielversprechend
Diese Studie ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie vielversprechend die Forschung um das Mikrobiom ist. Insbesonders weil die Darmflora relativ einfach durch Intervention (Diät, Probiotika, Fäkal-Transplantation) verbessert werden kann. Es ist jedoch wichtig das komplizierte Zusammenspiel zwischen bakteriellen und menschlichen Zellen noch weiter zu durchleuchten ehe diese Interventionen medizinisch umgesetzt werden können.
Daher unterstützt die IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg) zurzeit zwei Forschungsprojekte zum Mikrobiom, welche von Dr Carine de Beaufort (Centre Hospitalier de Luxembourg) und Dr Paul Wilmes (LCSB) geleitet werden. Die erste Studie konzentriert sich auf Familien, in denen mehrere Mitglieder an Diabetes erkrankt sind. Die Forscher vergleichen hier die Genetik und die Zusammensetzung des Mikrobioms der einzelnen Familienmitglieder.
In der zweiten Studie geht es genauer um die Art und Weise wie sich die Darmflora bei Neugeborenen aufbaut und entwickelt, und welche Einflüsse dies auf eine eventuelle Entwicklung von Diabetes im späteren Leben haben könnte. Neben der finanziellen Unterstützung, sammelt die IBBL für die Studie verschiedene biologische Proben, wie Blut und Stuhl, von Freiwilligen, mit der Hilfe vom Clinical and Epidemiological Investigation Center (CIEC) vom CRP-Santé.
Weitere Mikrobiomprojekte zwischen der IBBL und luxemburgischen Forschungsgruppen sind geplant, da die Forschung rund um das Mikrobiom Teil der Strategie der Biobank für die kommenden Jahre ist.
Schwangere Frauen oder Zuckerkranke die daran interesiert sind an einer der Studien teilzunehmen können die IBBL unter +352 27 44 64 - für weitere Informationen kontaktieren.
Autor: Sarah Weiler (IBBL)
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Infobox
Dr. Le Chatelier und ihre Kollegen haben die Zusammensetzung der Darmflora von 292 normalgewichtigen und fettleibigen Dänen untersucht. Die Studienteilnehmer wurden dann in zwei Gruppen aufgeteilt, jene mit einer sehr vielfältigen und jene mit wenig vielfältigen Darmflora. Die Ergebnisse der Analysen zeigen dass Teilnehmer mit einer weniger vielfältigen Mikroflora einen höheren Anteil an Körperfett, schlechte Blutfettwerte und erhöhte Insulinresistenz hatten. Durch die Kombination dieser Faktoren sind diese Menschen einem höheren Risiko für Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ausgesetzt. Es ist wohl auch wenig überraschend dass Teilnehmer mit wenig vielfältigem Mikrobiom auch eher Zeichen von Entzündung zeigten. So hatten vorhergehende Studien bereits auf eine Auswirkung des Mikrobioms auf Entzündungen hingedeutet. Chronische Gewebeentzündungen wurden ausserdem mit dem Auftreten einer Vielzahl von Krankheiten, von Krebs bis Diabetes, in Verbindung gebracht.
So genannte „regulatorische T-Zellen“ scheinen bei der Wirkung des Mikrobioms auf Bakterien und Entzündung eine Schlüsselrolle zu spielen. Es handelt sich hierbei um eine bestimmte Sorte weißer Blutkörperchen. Deren Rolle besteht darin das Immunsystem zu überwachen um übertriebene Immunreaktionen, besonders solche die gegen körpereigene Zellen gerichtet sind, zu vermeiden.
Neuen Forschungsergebnissen zufolge können verschiedene Stämme von Darmbakterien die Zahl der regulatorische T-Zellen bereichern und so eine entzündungshemmend Wirkung fördern. In Zusammerarbeit mit Dr Paul Wilmes vom LCSB (Luxembourg Centre for Systems Biomedicine) haben japanische Forscher herausgefunden, dass das Verabreichen von besonders entzündungshemmenden Bakterien eine gute Strategie ist um das Gleichgewicht im Mikrobiom wieder herzustellen und sogar bestimmte Entzündungskrankheiten zu bekämpfen. Die Forscher isolierten 17 Bakterienstämme welche am wirksamsten die Zahl der regulatorischen T-Zellen erhöhten. Oral verabreicht, verminderten diese Dickdarmentzündungen und allergischen Durchfall bei Mäusen.
Die IBBL (Integrated Biobank of Luxembourg) ist eine unabhängige, gemeinnützige Biobank deren Aufgabe es ist die Entwicklung einer fortschrittlichen medizinischen Forschung zu erleichtern und einen Beitrag zur Einführung einer neuen Generation von Gesundheitsversorgung in Luxemburg zu leisten. IBBL sammelt, lagert und analysiert biologische Proben und damit verbundene Daten, um diese Forschungsinstituten zur Verfügung zu stellen, die sich mit neuen Behandlungs- und Diagnostikmethoden beschäftigen. Weitere Informationen auf: www.ibbl.lu
Arnaud d’Agostini (Marketing & Communication Manager)
Sarah Weiler (Science Communication Officer)
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