Conchita d‘Ambrosio ist FNR PEARL Chair an der Fakultät für Sprachwissenschaften und Literatur, Geisteswissenschaften, Kunst und Erziehungswissenschaften (FLSHASE) von der Universität Luxemburg. Dort leitet sie ein Team von Wissenschaftlern, die subjektive und objektive Faktoren untersuchen, die das Wohlergehen von Individuen bestimmen.
Lebenszufriedenheit hängt nicht von der Höhe des Einkommens ab
Es ist nicht das Einkommen in absoluten Zahlen, das die Zufriedenheit von Menschen bestimmt, sondern die Kluft zwischen dem, was jemand gerne hätte und dem, was er sich leisten kann. Das Gefühl von Ungleichheit und Ängste vor wirtschaftlichem Abstieg können daher in allen Schichten einer Gesellschaft auftreten.
Conchita d’Ambrosio zeigt mit ihrer Forschung nicht nur, welche objektiven Faktoren ökonomische Divergenzen begünstigen. Sie untersucht auch, warum die subjektive Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation Langzeiteffekte für das Individuum und letztlich die gesamte Gesellschaft hat.
Eine Mutter, die sich während der Schwangerschaft viele finanzielle Sorgen macht, bekommt mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Kind, das durchschnittlich weniger wiegt und einen kleineren Kopfumfang hat. Ein niedriges Geburtsgewicht korreliert später mit Einschränkungen in der Gesundheit und einem geringeren Bildungserfolg.
Die Abstiegsängste der Mittelschicht ernst nehmen
Dass Menschen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status stärker von wirtschaftlichen Ängsten geplagt werden und häufiger an gesundheitlichen Einschränkungen leiden, ist laut Conchita d’Ambrosio seit langer Zeit bekannt. Das Ergebnis ihrer Forschung zeigt aber auch, dass sich nach der Finanzkrise 2009 die Mittelschicht zunehmend unsicher fühlt. Und wer sich in unsicheren Verhältnissen wähnt, wählt mit größerer Wahrscheinlichkeit Parteien, die dem rechten Spektrum angehören.
Mit quantitativen Erhebungen und qualitativen Methoden, bei denen auch individuelles Empfinden und psychologische Faktoren untersucht werden, soll das Wohlergehen von Individuen möglichst genau erfasst werden. Damit ihre Forschungsergebnisse gesellschaftspolitisch wirksam werden können, organisiert Conchita d’Ambrosio Veranstaltungen mit Entscheidungsträgern in Luxemburg, beispielsweise in der Europäischen Investitionsbank. Im Video erklärt Conchita d’Ambrosio u.a. den Zusammenhang von wirtschaftlicher Unsicherheit und Wahlverhalten und stellt die von ihr initiierte Vortragsreihe an der Europäischen Investitionsbank vor.
Autor: scienceRELATIONS
Video: scienceRELATIONS
Das FNR Förderprogramm PEARL
Mit dem Förderprogramm PEARL unterstützt der Fonds National de la Recherche (FNR) ausgewiesene Wissenschaftler mit bis zu 5 Millionen über einen Zeitraum von 5 Jahren. Die Förderung soll den Standort Luxemburg für Spitzenforscher attraktiv machen und innovative Projekte an akademischen Einrichtungen voranbringen.
Zur Person
Conchita d‘Ambrosio ist Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Fakultät für Sprachwissenschaften und Literatur, Geisteswissenschaften, Kunst und Erziehungswissenschaften (FLSHASE). An der Universität Luxemburg ist sie außerdem Mitglied der interdisziplinären Forschergruppe Integrative Research Unit on Social and Individual Development (INSIDE). Bevor Conchita d‘Ambrosio 2013 als FNR PEARL Chair ans FLSHASE kam, war sie außerordentliche Professorin an der Università di Milano-Bicocca.