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Paulo Esteves-Verissimo ist seit 2014 Professor und FNR PEARL Chair am Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust (SnT) und der Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Kommunikation (FSTC). Dort leitet er die Forschergruppe für kritische und extreme Sicherheit und Zuverlässigkeit (CritiX).
Sensible Informationsinfrastrukturen und hochspezialisierte Hacker
Paulo Esteves-Verissimo glaubt nicht daran, dass digitale Netzwerke dauerhaft vor dem Zugriff von Hackern geschützt werde können. Früher oder später dringen sie in jedes sensible System ein. Wie beispielsweise 2017, als global tätige Unternehmen wie das US-Logistikunternehmen FedEx und die Deutsche Bahn mit der Logistiktochter Schenker von dem Schadprogramm WannaCry betroffen waren.
Wenn ein Eindringen nicht verhindert werden kann, müssen laut Paulo Verissimo die funktionalen Bestandteile des Netzwerks widerstandsfähiger werden. In Analogie zu anderen Bereichen will Verissimo Netzwerke mit zahlreichen Repliken von technischen Komponenten entwickeln.
Repliken und Wartungsprozesse sollen bessere Abwehr ermöglichen
Beispielsweise werden bei Flugzeugen die Klappen, die als Auftriebshilfe an den Tragflächen dienen, von mehreren Pumpen betrieben. Fällt eine der Pumpen aus, übernehmen die anderen ihre Aufgabe. In einem Computer könnten statt eines Prozessors mehrere Prozessoren installiert werden. Ein Hacker müsste mehrere von ihnen gleichzeitig manipulieren um seinen Angriff wirksam zu machen. Zusätzlichen Schutz plant Verissimo durch ständige Wartungsprozesse, bei denen Komponenten wie Prozessoren zurückgesetzt und mit frischer Software bespielt werden.
Sicherheit für Autonomes Fahren, Block Chains und medizinische Daten
Eine automatische Schutzreaktion von digitalen Systemen ist vor allem dann wichtig, wenn zeitnah auf einen Angriff reagiert werden muss. Bei autonomen Fahrzeugen ist das Bild eines Sicherheitsbeauftragten, der einen Hackerangriff registriert und dann Maßnahmen ergreift um ihn zu bekämpfen, laut Paulo Verissimo nicht mehr zeitgemäß. In solchen Szenarien muss die Reaktion ohne Zeitverzögerung erfolgen.
Weitere Anwendungsgebiete sind die Block Chain Technologie und der Schutz von persönlichen Daten in der Medizin. Bislang können biomedizinische Daten nur sehr eingeschränkt genutzt werden, da die Gefahr der Verletzung von Persönlichkeitsrechten zu groß ist. In einem EU-Projekt, das Verissimo zusammen mit dem Interdisziplinären Zentrum für Biomedizinische Systeme (LCSB) an der Universität Luxemburg beantragt, soll daher eine Methode für den sicheren Austausch von kritischen biomedizinischen Daten entwickelt werden.
Im Video spricht Paulo Esteves-Verissimo außerdem über die Abhängigkeit moderner Gesellschaften von digitalen Netzwerken und die Gefahr von Angriffen durch kriminelle Vereinigungen und feindseligen Staaten.
Zur Person
Paulo Esteves-Verissimo ist seit 2014 Professor und FNR PEARL Chair am Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust (SnT) und der Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Kommunikation (FSTC). Am SnT leitet er die Forschergruppe für kritische und extreme Sicherheit und Zuverlässigkeit (CritiX). Er ist außerdem außerordentlicher Professor an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh, USA. Bevor er nach Luxemburg kam, war er Professor und Vorstandsmitglied an der Universität von Lissabon und dort der Direktor des Large-Scale Informatic Systems Laboratory (LaSIGE).
Das FNR Förderprogramm PEARL
Mit dem Förderprogramm PEARL unterstützt der Fond National de la Recherche (FNR) ausgewiesene Wissenschaftler mit bis zu 5 Millionen Euro über einen Zeitraum von 5 Jahren. Die Förderung soll den Standort Luxemburg für Spitzenforscher attraktiv machen und innovative Projekte an akademischen Einrichtungen voranbringen.
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