FJSL

„Ich liebe Wissenschaften. Aber immer wenn ich mich über etwas informieren möchte, sind die Artikel entweder kinderleicht oder zu kompliziert. Ich habe also die Wahl zwischen nichts dazu lernen oder nichts verstehen.“ Théophile De Moncuit ist 12 Jahre alt und hat ein Problem, welches viele Wissenschafts-Enthusiasten seines Alters betrifft: Die Zielgruppe der Medien sind entweder Kinder oder Erwachse. Jugendliche werden einfach vergessen, klagt Théophile.

Lockdown Langeweile

Deswegen nimmt der Schüler aus der Europäischen Schule Luxembourg die Sache selbst zur Hand. Seine Idee konkretisiert sich während des ersten Lockdowns im März 2020. Nach dem Homeschooling und den Hausaufgaben bleibt ihm immer noch etwas Zeit übrig – Zeit, die er für sich nutzt, um an seiner Internetseite herumzubasteln. Das nötige Know-How holt er sich von Youtube-Videos.

„Erst versuchte ich meine Internetseite auf Wordpress zu gestalten. Da stieß ich schnell auf meine Grenzen. Mittlerweile gibt es aber ganz gute Apps, die das Webdesignen erleichtern“, erklärt der Jugendliche. Kaum ein Monat später veröffentlicht er seinen ersten Artikel. Er schreibt über die Evolution der Frösche, dann über Zellbiologie und Elementarphysik.

Thema gut, alles gut?

Seit über einem Jahr geht Théophile den Rätseln der Welt auf die Spur: Was ist schwarze Materie? Existiert Vakuum? Werden KIs unsere Intelligenz übertreffen? Ihm zufolge muss das Thema Einen in den Bann reißen, damit ein Artikel gut wird. Der Text: kurz. Die Sätze: prägnant. Die Fakten: präzise.

Um die Leserschaft von Kidado Sciences spielerisch einzubinden, werden die meisten Beiträge mit einem Quiz bestückt. So kann direkt nach dem Lesen das neu angeeignete Wissen überprüft werden. Ob das bei Jugendlichen gut ankommt, die von der Schule eh mit Klausuren geplagt werden? Das hat sich auch Théophile am Anfang gefragt. „Doch im Endeffekt kommen die Wissenstests ganz gut an. Viele Schüler nutzen die sogar, um sich auf den Unterricht vorzubereiten,“ antwortet er.

Kidado Sciences, ein Ein-Mann-Orchester

Der Gymnasiast ist sich aber auch der Lesemüdigkeit seiner Generation bewusst. Daher gibt es seine Texte auch im Audio-Format. Die Artikel, die Quizze, die Podcasts – man könnte sagen, Kidado Sciences wäre ein Ein-Mann-Orchester. Aber nicht für sehr lange.

Théophile will seine nächsten Podcasts gemeinsam mit seinen Freunden aufnehmen. Und er möchte auch Wissenschaftler einladen, um sein Medium professioneller zu gestalten. Eines Tages sollen die Interviews auch verfilmt werden. Denn der Schüler weiß aus eigener Erfahrung:  YouTube ist die ideale Plattform für jugendgerechten Wissenschaftsjournalismus.

Wenn die Bretagne inspiriert

Der Wissensdurst des jungen Erfinders ist nicht zu übersehen. Seine Zimmerwand ist voll beklebt mit Käferstickern, denn er „liebt Insekten über alles“. Seine Natur-Begeisterung führt uns an die Atlantikküste Frankreichs. Bei seinen Großeltern in der Bretagne verbrachte er unzählige seiner Urlaube. Das Umdrehen von Steinen im Garten und das Herumwühlen im Watt weckten seine Neugier.

Diese Begeisterung will er mit andern teilen. Daher auch die Idee, ein Medium für Jugendliche seines Alters zu entwickeln. Denn die Wissenschaft ist gerade für seine Generation von enormer Bedeutung. „Die Wissenschaft sollte die Gesellschaft verbessern und unser Leben vereinfachen. Und damit meine ich nicht, um bequemere Sofas zu erfinden“, witzelt der Luxemburger.

Und ja! Forschung kann unbequem sein. Manchmal muss man sich beim Steine-Umdrehen die Hände dreckig machen, manchmal verbringt man Stunden fürs Recherchieren. Théophile investiert viel Zeit in sein neues Medium, denn er ist davon überzeugt, dass die Wissenschaft der Menschheit aus seinen Krisen helfen wird. Und damit ist er nicht alleine ! Die Jury des nationalen Jonk Fuerscher Wettbewerbs der Fondation Jeunes Scientifiques Luxembourg (FJSL) waren von seinen Ideen vollkommen überzeugt. Vielleicht bildet sich ja eines Tages eine Zusammenarbeit zwischen science.lu und Kidado Sciences an. ;-)

Autor: Leonardo Kahn
Editor: Michèle Weber (FNR)

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