(C) Luxemburger Wort/Tania Feller
Obwohl Rauchen als Risikofaktor für Lungen- und Kopf-Halskrebs allgemein bekannt ist, wissen wir nicht wieso manche Raucher Krebs bekommen und andere nicht. Wissenschaftler am Centre de Recherche Public Santé (CRP-Santé) und Ärzte am Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) haben genetische Veränderungen in der Lunge von Rauchern mit Krebs gefunden, die ein frühzeitiges Warnsignal für Lungen- oder Kopf-Halskrebs sein könnten.
Wie kann durch Rauchen Krebs entstehen?
Zigarettenrauch hinterlässt chemische Spuren in der Schleimhaut und im Gewebe, die zu unkontrolliertem Gewebewachstum und somit zu Krebs führen können. Normalerweise reagiert der Körper mit Schutzmechanismen gegen die im Zigarettenrauch enthaltenen Giftstoffe und deren Effekte auf das Gewebe. Bei Rauchern mit Krebs sind Gene, die diese Mechanismen steuern, verändert: Die Abwehr bleibt aus. So kann ein Tumor ungestört wachsen.
Risikokandidaten für Lungen- und Kopf-Halskrebs früher erkennen
Das Forschungsteam hat eine Gruppe von 15 Genen identifiziert – eine sogenannte genetische Signatur – die bei Rauchern mit Krebs verändert sind und bei Rauchern ohne Krebs nicht.
Für die Medizin könnte diese Erkenntnis ein Durchbruch sein: Anhand dieser Signatur könnten Ärzte in Zukunft mit Hilfe diagnostischer Tests Risikokandidaten für Lungen- und Kopf-Hals-Krebs möglicherweise früher erkennen und damit auch früher behandeln. Denn Lungenkrebs beispielsweise wird meistens viel zu spät entdeckt und ist deswegen weltweit eine der bösartigsten Krebsarten.
Das Besonderen an der Studie: Auffälligkeiten aufzeigen, ehe der Krebs ausbricht
Der Biologe Dr Eric van Dyck am CRP-Santé erklärt das Besondere an dieser Studie: „Bisher haben Forscher nach genetischen Unterschieden zwischen Tumorgewebe und gesundem Gewebe gesucht. Doch möglicherweise war das der falsche Ansatz: Dabei weiß man nämlich nicht, ob die genetischen Veränderungen im Tumorgewebe Ursache oder Folge vom Krebs sind.“
Die luxemburgischen Forscher haben daher einen anderen Ansatz gewählt: Sie entnahmen Gewebeproben weit entfernt von einem eventuell vorhandenen Tumor. Dies erlaubt nach genetischen Veränderungen im Gewebe zu suchen, die bereits vorhanden sind, bevor ein Tumor entsteht.
Welches Gewebe eignet sich am besten für einen diagnostischen Test?
In der Praxis würde sich Schleim aus den Atemwegen am Besten für einen diagnostischen Test eignen. „Wir hatten schon länger die Idee, dass man Schleim nach genetischen Veränderungen untersuchen könnte, aber zuerst mussten wir herausfinden, wonach wir suchen sollen“, erklärt Dr Marc Schlesser, Pneumologe am CHL.
Für diese Studie entnahm er Gewebeproben aus der Lunge von Patienten (Raucher mit oder ohne Lungen- oder Kopf-Halskrebs) und von gesunden Nichtrauchern. Eine weitere Studie könnte bestimmen, ob die gleichen genetischen Veränderungen auch in Schleimproben entdeckt werden können.
Insgesamt nahmen jedoch nur 34 Personen an dieser Studie teil. Die Resultate müssen zunächst in einer größeren Studie bestätigt und erweitert werden, bevor die Forscher weitere Studien durchführen und einen diagnostischen Test entwickeln können.
Autor: Michèle Weber
Photo © Luxemburger Wort/Tania Feller
(v.l.n.r.: Dr Eric van Dyck (CRP-Santé), Dr Marc Schlesser (CHL), Dr Guy Berchem (CRP-Santé/CHL))
Infobox
Eine genetische Signatur ist eine Gruppe von Genen, die gemeinsam charakteristisch für einen medizinischen Zustand oder eine Krankheit sind. Idealerweise ermöglicht eine genetische Signatur, Patienten in einem bestimmten Krankheitsstadium genau zu erkennen, und somit die Auswahl der Behandlung zu erleichtern.
Ein Pneumologe (auch Pulmologe oder Pulmonologe genannt) ist ein Facharzt der sich mit Lungenkrankheiten beschäftigt.