(C) Michel Brumat / University of Luxembourg

Großkonzerne wie Siemens, Alcatel und Microsoft waren früher die Grundlage von Fortschritt, Wachstum und Wohlstand. Heutzutage, in unserem Zeitalter der Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT), basieren neue, innovative Geschäftsmodelle auf dem Ideenreichtum von Kleinbetrieben und Start-ups. Dies ist eine Veränderung, die rasch an Fahrt gewinnt und somit Innovationen vorantreibt sowie Arbeitsplätze schafft.

Für die Entwicklung wegbereitender Dienstleistungen oder Produkte bedarf es nicht notwendigerweise großer Labors oder Forschungsteams. Innovationen können in vielen verschiedenen Formen erfolgen, ob technisch, organisatorisch, sozial und finanziell.

„Durchschlagende“ Innovationen kommen oftmals aus Kleinbetrieben und manchmal sogar von Einzelpersonen - sei es die Einführung neuer Betriebssysteme mit globaler Reichweite (Linux), die Revolutionierung des gesamten Telekommunikationsmarktes (Skype) oder die Umgestaltung der Musikindustrie (Spotify). Die neue Art, wie Innovationen entwickelt werden, macht keinen Halt vor geografischen Grenzen, geregelten Arbeitsplänen oder Firmenhierarchien.

Was zählt, ist die Fähigkeit, sich anzupassen. Und zwar schnell.

Offenheit für technischen Fortschritt ist die einzige Garantie für wirtschaftlichen Erfolg. Es entsteht nach und nach ein wirtschaftliches Ökosystem mit zunehmendem Forschungs- und Entwicklungs-Outsourcing in Richtung dynamischer Kleinbetriebe: Sie sind in der Lage, hohe Risiken einzugehen, Teamkreativität zu nutzen, Unternehmergeist wirksam einzusetzen und schnell auf kleine, aber wachsende Märkte zu reagieren.

Viele ihrer Projekte schaffen es nicht bis zur Marktreife - aber dies ist ein notwendiger und natürlicher Prozess.

Was muss Europa tun, um die Möglichkeiten der digitalen Gesellschaft und dieser neuen Innovationskultur zu ergreifen?

Ideen können überall entstehen und Unternehmen suchen nach einem geeigneten Ort, um ihre Ziele schnell und mit dem größtmöglichen Erfolg zu verwirklichen. Nur ein Europa ohne Binnengrenzen wird im weltweiten Wettbewerb mithalten können, indem es ein Umfeld für eine schnelle Verbreitung neuer Produkte und Dienstleistungen schafft – ein Charakteristikum der sich rasch entwickelnden digitalen Wirtschaft.

  • Wir müssen die Fundamente für ein zukunftssicheres Innovationsmodell legen, die Entwicklung vernetzter Technologien und Dienstleistungen, die auf die weltweite Verfügbarkeit talentierter und kreativer Menschen angewiesen sind, vorantreiben und den Zugang zu Cloud-basierten Technologien erleichtern, die für Kostensenkungen sorgen.
  • Zudem muss in die Forschung und weiterführende Qualifikation von Arbeitskräften investiert werden. Ein gemeinsames Mindestmaß an Bereitschaft, was grenzüberschreitende Netzwerk- und Informationssicherheit angehen, gilt es zu definieren. Unsere traditionellen, nach innen gerichteten und protektionistischen Ansätze müssen zugunsten eines offenen Ansatzes fallen gelassen werden.
  • Wir brauchen eine adäquate Infrastruktur als Basis einer digitalen Gesellschaft. Dank digitaler Anschlussmöglichkeiten können Ideen, die irgendwo entstanden sind – in einem rumänischen Dorf, auf einer friesischen Insel oder auf einer Finca in den spanischen Pyrenäen –, in der ganzen Welt verbreitet werden, sofern kreative Menschen Zugang zum Internet haben.

Die digitale Gesellschaft spricht insbesondere die jüngere Generation an.

Know-how und Zugang zu Netzwerken sind von einer soliden Bildung und Ausbildung abhängig. Digitale Kenntnisse müssen systematisch in die Bildung unserer Kinder und die Weiterbildung von Erwachsenen aufgenommen werden. Auch hier bringt die Informations- und Kommunikationstechnologie mit einer Unmenge frei zugänglicher, die Hochschulbildung verändernder Online-Kurse (Massive Open Online Course, MOOCs) einen Bruch.

Indem wir uns für eine umfassende, interaktive Lehr- und Lernbeteiligung entscheiden, können wir faire Voraussetzungen für unsere Schüler und Studenten schaffen sowie das Niveau erhöhen, um mit der weltweiten Konkurrenz mithalten zu können.

Insbesondere in dem derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld müssen europäische Entscheidungsträger helfen, die richtigen Bedingungen für diese digitale Zukunft zu schaffen. Der Prozess der „beharrlichen Innovation“ wird zunehmend durch Kleinstorganisationen vorangetrieben. Wir müssen Wege finden, diese Player zu stärken und ihren Wettbewerbsvorteil zu steigern.

Wo steht Luxemburg?

Um diese Trends zu nutzen, ist Luxemburg gut positioniert. Dank einer in die Zukunft gerichteten Strategie wurde eine leistungsstarke ICT-Infrastruktur mit Datenzentren, Verbindungen mit hoher Bandbreite undCloud-Services geschaffen, die digitale Unternehmen von morgen anlockt. Mit Blick auf die Zukunft müssen wir dafür sorgen, dass die Humaninfrastruktur ebenfalls vorhanden ist: von allgemeinen E-Skills über gezielte Forschung und Innovationen, die in einem kreativen Umfeld gefördert werden und die die Wirtschaft mit neuen Ideen beleben und so Zugang zu größeren Märkten bieten.

Wenn wir ein auf Veränderungen basierendes wirtschaftliches Ökosystem akzeptieren, in dem unaufhörliche Innovationen zu durchschlagendem und optimistischem Denken führen, können wir die Grundlagen für dauerhaftes Wachstum und nachhaltigen Wohlstand schaffen.

Autoren: Neelie Kroes, Björn Ottersten

Foto: © Michel Brumat / University of Luxembourg

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