Mikroorganismen spielen trotz ihres schlechten Rufs als Krankheitserreger eine wichtige Rolle im Alltag. Für unsere Gesundheit sind sie gar unersetzlich.
Erstaunlicherweise leben mindestens so viele Mikroorganismen in und auf unserem Körper, wie dieser Zellen hat. Die Disziplin der Mikrobiologie erlebt daher im Moment eine Renaissance, zumal eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen mit diesen mikrobiellen Gemeinschaften, die zum Beispiel im Darm leben, in Verbindung gebracht wurden. Um mikrobiologisches Engagement in Luxemburg auf nationaler Ebene zu bündeln, wurde vor kurzem die Luxembourg Society for Microbiology (LSfM) gegründet.
„Es gab schon lange Bestrebungen, alle Akteure in der Mikrobiologie auf nationaler Ebene zusammenzubringen. Zu sehen, dass diese Anstrengungen nun als LSfM Früchte tragen, ist fantastisch”, sagt Dr. Joseph Even, Vorsitzender der Gesellschaft und ehemaliger Leiter der Abteilung Virologie am Laboratoire National de la Santé (LNS).
„In der neu gegründeten Gesellschaft wollen wir unsere Expertise auf nationaler Ebene bündeln. Dadurch können wir nicht nur in Luxemburg mehr erreichen, sondern auch international sichtbarer werden“, unterstreicht LSfM-Generalsekretär Dr. Christian Penny vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST). Zum Beispiel wird die LSfM Mitglied in verschiedenen internationalen Organisationen wie der Federation of European Microbiological Societies und dem International Human Microbiome Consortium.
Aufbau von Netzwerken unter Studierenden der Mikrobiologie fördern
Der Einsatz moderner Untersuchungsmethoden revolutioniert im Augenblick die Disziplin der Mikrobiologie, da Wissenschaftler erstmals in der Lage sind, Mikroorganismen direkt in ihrer natürlichen Umgebung, wie beispielsweise im menschlichen Körper, in Biogasanlagen oder in Lebensmitteln zu untersuchen. „Mikroorganismen sind absolut überall. Durch die neuen Methoden lernen wir viel über ihre erstaunlichen Fähigkeiten. Luxemburg hat Pionierarbeit in der Entwicklung verschiedener mikrobiologischer Methoden geleistet, die zur Zeit weltweit Anerkennung findet“, hebt Prof. Dr. Paul Wilmes vom Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) hervor.
Luxemburg braucht hochqualifizierte Arbeitskräfte mit spezialisierten Kenntnissen der Mikrobiologie, sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der Wirtschaft und im Gesundheitswesen. Ein wichtiger Teil der Arbeit der LSfM wird daher in der Einbeziehung und der Ausbildung von Studenten liegen. Dazu gehört auch, dass die LSfM den Aufbau von Netzwerken unter Studierenden der Mikrobiologie in Luxemburg aber auch ihre Anknüpfung an internationale Strukturen fördern will.
Anlaufstelle für Fragen zu mikrobiologischen Themen
Die LSfM möchte ein Forum sein für mikrobiologische Interaktion und Wissensaustausch. Die interdisziplinäre Expertise der neu gegründeten Gesellschaft könnte zum Beispiel bei neuen Infektionskrankheiten wie dem Ausbruch von Zika oder Ebola in den letzten Jahren zum Tragen kommen.
Daneben ist es ein grundsätzliches Anliegen der LSfM, den Bürgern die Bedeutung von Viren, Bakterien und anderen Mikroorganismen mit ihren gefährlichen und nutzbringenden Seiten nahezubringen. Die LSfM soll somit auch eine Anlaufstelle für Fragen zu mikrobiologischen Themen auf nationaler Ebene werden.
Foto © LIH
Infobox
Luxemburg hat eine lange Tradition in der Mikrobiologie, die zu der frühen Umsetzung der Erkenntnisse von Louis Pasteur und Robert Koch in der Medizin um die letzte Jahrhundertwende zurückreicht. Heute ist diese Disziplin an allen öffentlichen Forschungsinstitutionen in Luxemburg (dem Luxembourg Institute of Health, dem Luxembourg Institute of Science and Technology, dem Laboratoire National de la Santé, der Integrated BioBank of Luxembourg und der Universität Luxemburg) vertreten und wird darüberhinaus von öffentlichen, klinischen, kommerziellen und industriellen Einrichtungen betrieben. Die Expertise der einzelnen Einrichtungen soll nun von der neu gegründeten Gesellschaft vereinigt werden.