(C) Andy Genen
Ein guter Freund von Lizzies Vater hat neulich seine Arbeit verloren. Lizzie und Nouga hören zum ersten Mal, dass es in Luxemburg viele Menschen gibt, die keine Arbeit haben und wollen wissen, warum das so ist.
Nouga: Ich verstehe das nicht: Wenn ich beim Bäcker ein Baguette kaufe, dann bezahle ich ihn dafür, dass er das Baguette backen und die Zutaten kaufen kann. Und wenn ich eine Hose kaufe, dann werden auch Menschen dafür bezahlt, dass sie die Hose genäht haben. Warum gibt es dann Menschen, die keine Arbeit haben? Ich kaufe jeden Tag ein Baguette.
Lizzie: Mein Vater sagt sogar, in Luxemburg gibt es immer mehr Menschen ohne Arbeit. Früher wäre das anders gewesen. Herr Clément, sie forschen doch über Arbeit. Können sie uns erklären, warum das so ist?
Franz Clément arbeitet am Sozial- und Politikforschungszentrum LISER und kennt die Arbeitswelt in Luxemburg ganz genau.
Er erklärt den beiden, dass sich die Art und Weise, wie die Menschen arbeiten, in den vergangenen Jahren sehr stark verändert hat.
Franz Clément: Es stimmt. Vor 50 Jahren hatten in Luxemburg fast alle Erwachsenen Arbeit. Damals gab es bei uns eine starke Stahlindustrie und Betriebe, die den Stahl weiter verarbeitet haben. Stahl wurde überall gebraucht und so hatten wir in Luxemburg gut zu tun. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute wird weniger Stahl verwendet – dafür zum Beispiel mehr Plastik. Überlegt einmal, wie viele Dinge aus Plastik ihr in eurem Zimmer habt.
Lizzie: Meine Wanduhr, mein Skatebord, meine Inliner, mein Schulranzen – auch in unserem Auto ist viel Plastik und Mama hat Plastikschüsseln in der Küche. Und deswegen haben die Menschen ihre Arbeit verloren?
Franz Clément: Nicht alles, was du aufgezählt hast, war früher aus Metall. Aber Autos und Küchengeräte sind gute Beispiele. Tatsächlich hat sich durch Plastik viel verändert. Stahl war nicht mehr so gefragt, deshalb mussten viele Fabriken schließen und ihre Mitarbeiter entlassen.
Lizzie: Aber da ist doch schon ganz lange her.
Franz Clément: Richtig! Außerdem hatten wir in Luxemburg Glück. Wir haben neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen – zum Beispiel in Banken oder auch in unserer Universität.
Nouga: Und trotzdem gibt es noch Arbeitslose?
Franz Clément: Die Welt verändert sich ständig. In einigen Ländern werden geringere Löhne bezahlt. Viele Firmen und sogar Banken gehen deshalb lieber dort hin, als zu uns nach Luxemburg. Außerdem ersetzen heute viele Maschinen den Menschen.
Lizzie: Stimmt. Mama, sagt, dass man früher zum Kassenschalter gehen musste, um Geld von seinem Konto abzuheben. Heute holt sie das Geld aus einem Automaten. Verlieren jetzt auch die Bankangestellten ihre Arbeit?
Franz Clément: Einigen wird das vielleicht so gehen. Doch Firmen und Menschen sind heute flexibler geworden und können sich schneller auf neue Aufgaben einstellen. Die Welt verändert sich weiter. Aber wir sind darauf gut vorbereitet.
Autor: Sven Hauser, überarbeitet: scienceRELATIONS
Illustration: Andy Genen
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Forschung gibt es in Luxemburg erst seit 29 Jahren. Die Universität ist sogar erst 13 Jahre alt. Früher mussten deshalb junge Luxemburger, die studieren wollten, ins Ausland gehen. Heute kommen Studenten und Forscher aus der ganzen Welt, um in Luxemburg zu studieren und zu arbeiten. Forschung und Entwicklung sind für Luxemburg sehr wichtig. Die Universität ist ein bedeutender Arbeitgeber geworden. Ganz anders vor 150 Jahren. Damals sind viele Menschen aus Luxemburg weggezogen, zum Beispiel nach Amerika. Warum? Weil es bei uns nicht genug Arbeit gab. Fünfzig Jahre später machten dann die Stahlfabriken auf und Menschen – vor allem aus Italien und später aus Portugal – kamen hierher, um zu arbeiten. Menschen gehen also dorthin, wo Arbeit ist – und helfen mit, dass ein Land reich werden kann.
In der Steinzeit haben die Menschen noch getauscht. Das heißt, eine Ware wurde mit einer anderen Ware bezahlt. Und gekauft wurde auch nur, was man wirklich brauchte und was man nicht selbst hatte. Wenn zum Beispiel ein Bauer ein Schwein schlachtete, dann wurde das Fleisch erst einmal dazu verwendet, die eigene Familie zu ernähren. Was übrig blieb, wurde dann getauscht gegen Dinge, die der Bauer nicht selbst hatte. Das ging so lange gut, wie die Menschen immer am gleichen Ort – unter sich – blieben. Irgendwann fingen sie dann an, umher zu wandern und sich für andere Dinge zu interessieren. Tauschen allein reichte da nicht mehr, und das Geld wurde erfunden.