Cannabis Pflanze

Adobe Stock

Zahlreiche Länder diskutieren die Entkriminalisierung von Cannabis. Für einige Länder ist die Legalisierung eine Option, so wie es Uruguay, Kanada und etwa 15 US-amerikanische Bundesstaaten vorgemacht haben. Hier sind Verkauf und Erwerb von Cannabis legal.

In den Debatten tauchen immer wieder die Gefahren des Cannabis-Konsums auf, insbesondere wenn es darum geht, Argumente für oder gegen ein Verbot zu finden. An den Beispielen Alkohol, Schusswaffen oder Autofahren wird deutlich, dass mit Gefahren für die Einzelperson oder die Gesellschaft verbundene Güter oder Tätigkeiten erlaubt oder verboten werden können.

Einige glauben, dass die Risiken des Cannabis-Konsums begrenzt sind, vor allem im Vergleich zu anderen Stoffen wie Alkohol und Tabak. Andere führen die möglichen psychischen Probleme und die Abhängigkeit an, die der Konsum insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach sich ziehen kann.

Immer häufiger werden die Auswirkungen von Cannabis-Konsum auf das körperliche, psychische und soziale Befinden der Konsumenten in wissenschaftlichen Studien untersucht. Wir stellen im Folgenden vor, was die Wissenschaft über die Gefahren von Cannabis weiß – und was sie nicht weiß.

Eine solche Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse kann in den Debatten über den Umgang mit Cannabis hilfreiche Informationen liefern. Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen von der Null-Toleranz über die Entkriminalisierung oder Legalisierung des Konsums, die therapeutische Unterstützung oder Präventionskampagnen bis zur Schaffung eines komplett legalen Marktes.

In der Cannabis-Diskussion muss zwischen drei Aspekten unterschieden werden: der medizinische bzw. therapeutische Nutzen von medizinischem Cannabis, die gesundheitlichen und sozialen Folgen des Freizeitkonsums von Cannabis, und die Auswirkungen einer möglichen Legalisierung des Freizeitkonsums.

Die Gefahren des Cannabis-Konsums sind nur einer der Faktoren, die bei der Ausarbeitung eines gesundheitspolitischen Ansatzes berücksichtigt werden müssen. Ebenso gilt es die direkten und indirekten Folgen des Verbots in den Blick zu nehmen, sowie die Effizienz von Präventionskampagnen oder die Entwicklung des Risikobewusstseins in der Bevölkerung. Zudem ist die Kernfrage in der Diskussion um eine mögliche Legalisierung von Cannabis nicht, ob Cannabis schädlich ist oder nicht, sondern ob eine Legalisierung die schädlichen Folgen vergrößert oder mindert, denn Cannabis wird so oder so in der Bevölkerung konsumiert. Diese Fragestellungen werden in unserem Artikel „Fact check: Welche Folgen hat eine Legalisierung von Cannabis?“ thematisiert, wohingegen der vorliegende Artikel sich mit den gesundheitlichen und sozialen Folgen von Cannabis-Konsum beschäftigt.

Infobox

Wann kann man davon sprechen, dass ein Effekt „wissenschaftlich bewiesen“ wurde?

Epidemiologische Studien versuchen, Kausalzusammenhänge zwischen einem möglichen Grund (beispielsweise „rauchen“) und der Folge („ein erhöhtes Krebsrisiko haben“) herzustellen. Sogenannte Meta-Analysen stützen sich auf eine große Zahl Studien und können dadurch eine Aussage zur (fehlenden) Belastbarkeit dieser Kausalzusammenhänge treffen.

Meta-Analysen liefern beispielsweise verlässliche Beweise dafür, dass Cannabis-Konsum die Wahrscheinlichkeit erhöht, psychotische Störungen zu entwickeln. Im Gegensatz dazu sind die Nachweise für ein gesteigertes Risiko für Depression durch Cannabis-Konsum weniger belastbar. Zur Unterscheidung dieser unterschiedlichen Gewissheit nutzen wir in diesem Artikel das Präsens zur Beschreibung von Effekten, für die belastbare Beweise vorliegen („Cannabis ruft dies hervor“). Wenn die Belege weniger zuverlässig sind, verwenden wir Formulierungen, die diese Unsicherheit ausdrücken („Cannabis scheint dies hervorzurufen“).

Groß angelegte Studien können bestimmte Folgen widerlegen. So scheint Cannabis z. B. die Inzidenz von Lungenkrebs nicht über den Effekt des meist gleichzeitig gerauchten Tabaks hinaus zu erhöhen. In anderen Fällen wie Speiseröhrenkrebs konnten die aktuellen Studien keine klare Antwort liefern, was nicht bedeutet, dass der Zusammenhang nicht existiert, sondern dass die aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisse ihn nicht belegen oder widerlegen können. Es ist also wichtig, diese beiden Fälle zu unterscheiden: beweisen können, dass es eine Wirkung nicht gibt, und nicht beweisen können, dass es sie gibt.

Was ist Cannabis und wie wird es konsumiert?

Cannabis beschreibt gleichzeitig eine Pflanzenart - Cannabis sativa und indica - und deren psychoaktive oder medizinische Darreichungsform, wie etwa die getrockneten Blüten oder das Harz. Die Pflanzen enthalten mindestens 750 chemische Verbindungen, darunter mehr als 100 Cannabinoide. Für die Konsumenten am wichtigsten sind die Verbindungen THC und CBD: THC löst die gewünschte psychoaktive Wirkung aus, während CBD eine entspannende Wirkung hat.

Sowohl die Pflanzen als auch die Darreichungsformen unterscheiden sich stark in Hinblick auf ihren THC- bzw. CBD-Gehalt. Bestimmte Erzeugnisse, v. a. jene für die medizinische Nutzung, haben nur eine geringe psychoaktive Wirkung und einen sehr geringen THC-Gehalt und zusätzlich hohe oder niedrige CBD-Gehalte. Andere sind mit einem hoch konzentrierten THC-Gehalt sehr stark.

Der Wirkstoffgehalt der Erzeugnisse hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen: Der durchschnittliche THC-Gehalt von in den USA beschlagnahmtem Cannabis ist von ca. 2 % in den 1980er-Jahren auf 12 % im Jahr 2014 gestiegen. Zahlreiche Produkte, die heute auf dem Markt verfügbar sind, weisen einen Gehalt von 20 % oder mehr auf.

Cannabis wird hauptsächlich durch Inhalation des Rauchs getrockneter Blüten (Marihuana) oder des Harzes (Haschisch) konsumiert. Andere Konsumarten wie in Lebensmitteln („Space Cookies“, Öl) und Kartuschen für E-Zigaretten werden immer beliebter. Diese Entwicklung wird durch den Aufschwung legaler oder tolerierter Einkaufsmöglichkeiten in den USA, in Kanada und in den Niederlanden noch befördert. Auf eine Diskussion des Konsums von nur ein Cannabinoid enthaltenden (natürlichen oder synthetischen) Drogen soll hier verzichtet werden.

Der Artikel konzentriert sich auf die Folgen des Freizeitkonsums von psychoaktivem Cannabis, dessen Legalisierung in Luxemburg im Moment diskutiert wird.

Welche unmittelbaren Folgen hat der Konsum von Cannabis?

Durch das Rauchen oder die Aufnahme von Cannabis gelangen Cannabinoide ins Gehirn. Sie besetzen die Cannabinoid-Rezeptoren und beeinflussen die Freisetzung bestimmter Neurotransmitter, wodurch deutliche körperliche und psychische Reaktionen ausgelöst werden. Dazu gehören ein Rausch oder Hochgefühl, eine Steigerung der Sensibilität (z. B. für Musik), Kontaktfreudigkeit und des Appetits, oder auch ein abwesender, euphorischer oder entspannter Zustand.

Die möglichen negativen Wirkungen umfassen Angstgefühle, emotionale Verstimmung oder Traurigkeit, sowie Störungen der kognitiven Fähigkeiten (Gedächtnis, Aufmerksamkeit) und motorischen Funktionen (Gleichgewicht usw.). Aus diesen Gründen ist es schwer, unter Cannabis-Einfluss zu lernen. Arbeiten unter Cannabis-Einfluss kann gefährlich sein, und Autofahren ist verboten.

Kann man von Cannabis abhängig werden?

Ja. Dies ist eine Tatsache, die der in den 2000er-Jahren verbreiteten Meinung widerspricht, dass Cannabis keinerlei Gewöhnungseffekt nach sich zieht und kein großes Risiko für eine Abhängigkeit birgt.

Cannabis-Abhängigkeit kann unbestritten Leiden hervorrufen und soziale Probleme mit sich bringen. Sie ist als psychische Erkrankung anerkannt und wurde 2013 in das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM) aufgenommen. Aus klinischer Sicht zeichnet sich die Abhängigkeit durch Verhaltensänderungen oder problematischen Leidensdruck, steigenden, schlecht kontrollierten Konsum oder Konsum an unangemessenen Orten, Verzicht auf andere soziale Aktivitäten oder Entzugssymptome aus.

Schätzungen legen ein erhöhtes Risiko für Cannabis-Abhängigkeit nah: In den USA betrifft die Abhängigkeit etwa ein Zehntel der Konsumenten, und die Prävalenz in der allgemeinen erwachsenen Bevölkerung ist zwischen 1991 und 2001 um 1,2 % bis 1,5 % gestiegen. In Deutschland geht man davon aus, dass etwa 1 % der Bevölkerung zwischen 18 und 52 Jahren einen problematischen Cannabis-Konsum hat. Anderen Zahlen zufolge haben etwa 6 % der deutschen Bevölkerung in den vergangenen 12 Monaten Cannabis konsumiert. Dies würde bedeuten, dass etwa jeder sechste Konsument eine Abhängigkeit entwickelt.

Das Risiko für eine Abhängigkeit steigt mit der konsumierten Menge sowie mit einem frühen Beginn des Konsums bereits in der Kindheit oder Jugend. Zudem erhöhen Faktoren wie Tabakkonsum und männliches Geschlecht und vermutlich auch Konsum von anderen Substanzen wie Alkohol, Tabak und anderen Rauschmitteln das Risiko.

Der Zusammenhang zwischen einer Abhängigkeit und vorherigen psychischen Störungen ist nicht klar. Wahrscheinlich sind bipolare Störungen, Persönlichkeits- oder Angststörungen oder Aufmerksamkeitsstörungen keine Risikofaktoren für die Entwicklung einer Cannabis-Abhängigkeit, ebenso wenig wie Alkohol- oder Nikotinabhängigkeit. Auf der anderen Seite stehen Faktoren wie eine erfolgte psychiatrische Behandlung, eine schwere Depression, ein früher Konsum von Alkohol oder Tabak als Jugendliche*r oder Kind, oppositionelles Verhalten in der Familie oder sexueller Missbrauch. Diese Faktoren erhöhen das Risiko.

Kann Cannabis zu sozialen Problemen führen?

Ja. Abhängigkeit bedeutet per Definition, dass Leid entsteht und soziale Probleme ausgelöst werden. Die therapeutische Behandlung dieser Probleme wird von der Gemeinschaft getragen.

Ein früher Beginn des Cannabis-Konsums vor dem 15. Lebensjahr, oder der Konsum von großen Mengen bereits im jugendlichen Alter scheint in Zusammenhang mit schlechteren schulischen Leistungen zu stehen (hinzu kommen Schulabbruch und seltener begonnene und beendete Hochschulstudien). Cannabis-Konsum könnte mit einem erhöhten Risiko, arbeitslos zu werden, und einem geringeren Einkommen in Verbindung gebracht werden.

Erhöht es das Risiko für Verkehrsunfälle?

Ja. Schätzungen zufolge verdoppelt sich in etwa das Risiko für einen Verkehrsunfall nach Cannabis-Konsum. Zum Vergleich: Alkohol erhöht das Risiko um den Faktor 6 bis 15.

Beeinflusst Cannabis die kognitiven Fähigkeiten?

Ja. Nach Cannabis-Konsum sind die kognitiven Fähigkeiten – insbesondere Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Lernvermögen und Psychomotorik – deutlich verringert. Chronischer Cannabis-Konsum scheint mit einer langfristigen Verringerung dieser Fähigkeiten einherzugehen, wobei nach einer Phase der Abstinenz der Verlust nicht mehr fortzubestehen scheint.

Welche psychischen Erkrankungen kann Cannabis hervorrufen?

Regelmäßiger Konsum von Cannabis kann die Entwicklung von Angstgefühlen und psychischen Erkrankungen begünstigen, vor allem bei regelmäßigem Konsum großer Mengen.

Bei gelegentlichem Konsum kann sich das Risiko für psychotische Störungen wie Schizophrenie verdoppeln, bei häufigem und intensivem Konsum sogar verdreifachen. Da diese Störungen am häufigsten zwischen 15 und 25 Jahren auftreten, könnte Cannabis-Konsum im jugendlichen Alter das Psychose-Risiko sogar deutlicher erhöhen als der Konsum in späteren Jahren. Cannabis verschlimmert die Symptome nicht, wenn Menschen bereits unter psychotischen Störungen leiden.

Der Konsum scheint die Risiken für Angststörungen, Depression, suizidale Gedanken und Suizidversuche, bipolare Erkrankungen sowie soziale Phobien leicht zu erhöhen. Dies gilt insbesondere bei regelmäßigem Konsum großer Mengen. Die Wirkung des Cannabis-Konsums auf die Entwicklung von Depressionen oder posttraumatischem Stress konnte weder bestätigt noch widerlegt werden.

Welche negativen Auswirkungen hat Cannabis auf die körperliche Gesundheit?

Sehr häufig wird Cannabis zusammen mit Tabak geraucht, und es ist nicht leicht, die einzelne Wirkung der Stoffe getrennt zu bewerten. Studien deuten darauf hin, dass Cannabis-Rauchen langfristig das Risiko für Atemwegsprobleme wie Husten, Schleimbildung, Keuchen oder chronische Bronchitis erhöhen kann (einige Arbeiten sprechen von einer Verdopplung des Risikos). Dieses erhöhte Risiko kann rückgängig gemacht werden, wenn Cannabis nicht mehr konsumiert wird. Es ist unklar, ob Cannabis-Rauchen Asthma oder chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen fördert.

Cannabis wirkt auf das Herz-Kreislaufsystem, indem es den Blutdruck erhöht, den Puls beschleunigt und die Gefäße weitet. Studien konnten jedoch einen Zusammenhang mit Gesundheitsproblemen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall nicht bestätigen.

Einigkeit besteht im Moment darüber, dass Cannabis das Risiko für Hodenkrebs erhöhen kann (laut einiger Studien um etwa 100 %). Es ist schwierig, eine Aussage zu Lungen- oder Kehlkopfkrebs zu treffen, da meist gleichzeitig Tabak konsumiert wird. Das Risiko für diese Krebsarten scheint jedoch durch die Menge des gerauchten Cannabis nicht beeinflusst zu werden. Zusammenhänge zu anderen Krebsarten konnten weder belegt noch entkräftet werden.

Häufiger Cannabis-Konsum steht in Verbindung mit strukturellen Veränderungen der Hirnregionen, die viele Cannabinoid-Rezeptoren enthalten. Dies sind Amygdala und Hippocampus, also die Hirnregionen, die für die Gedächtniskonsolidierung zuständig sind. So kann die Verringerung der kognitiven Fähigkeiten physiologisch erklärt werden.

Cannabis-Konsum während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für ein geringes Geburtsgewicht des Babys und vermutlich auch das Risiko für eine Aufnahme in der Neonatologie. Unklar ist, ob der Konsum sich negativ auf die spätere Entwicklung des Kindes (Kognition, Schulerfolg, Missbrauch psychoaktiver Substanzen usw.) auswirkt.

Tödliche Überdosen aufgrund von Cannabis wurden praktisch nicht beobachtet. Vergiftungen können bei Kindern auftreten, die unabsichtlich Cannabis konsumieren, beispielsweise in Form von Lebensmitteln (Cookies). Dies ist häufiger in den Ländern oder Staaten der Fall, die Cannabis-Verkauf legalisiert oder entkriminalisiert haben.

Es ist unklar, ob Cannabis die Sterblichkeit allgemein erhöht.

Ist Alkohol schlimmer als Cannabis?

Ja.

Unter toxikologischen Gesichtspunkten ist Alkohol etwa 100 Mal gefährlicher als Cannabis, wenn man die gefährliche Dosis mit der üblicherweise konsumierten Dosis vergleicht. Einige auf übereinstimmenden Expertenmeinungen beruhende Arbeiten schätzen die negativen Folgen von Alkohol auf den Konsumenten auf fünf Mal höher als bei Cannabis und auf drei Mal höher in Hinblick auf die Wirkung auf andere.

Alkohol ist die Ursache für ungefähr 3 Millionen Todesfälle in der Welt jedes Jahr – mehr als 5 % aller erfassten Todesfälle – durch Alkoholvergiftungen sowie durch von ihm verursachte Unfälle und Krankheiten. Im Gegensatz dazu konnte nicht belegt werden, ob Cannabis die Sterblichkeit insgesamt erhöht. Alkohol erhöht das Risiko für einen Verkehrsunfall um den Faktor 6 bis 15 im Vergleich zu einer Erhöhung um den Faktor 2 bei Cannabis.

Alkohol-Konsum erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zahlreiche Krebsarten oder Leberschäden. Diese Risiken scheinen bei Cannabis-Konsum nicht vorhanden zu sein. Alkohol-Konsum während der Schwangerschaft führt zu Fehlgeburten, Totgeburten, Frühgeburten und geringem Geburtsgewicht der Babys. Er schädigt Kinder lebenslang. Diese negativen Folgen sind deutlicher und häufiger als bei Cannabis. Verstärkt werden die negativen Folgen des Alkohols dadurch, dass er meist mit Tabak konsumiert wird. Dies ist bei Cannabis ähnlich.

Das Risiko für einen Suizidversuch ist um den Faktor 7 bis 37 erhöht je nach der konsumierten Alkoholmenge. Alkohol macht sehr stark abhängig, was große gesellschaftliche Schäden hervorruft: Verlust des Arbeitsplatzes, wirtschaftliche Probleme, Fälle von häuslicher Gewalt oder soziale Isolation.

Welchen medizinischen Nutzen hat Cannabis?

In den Diskussionen um Cannabis wird häufig auch die Frage nach der Nutzung von Cannabis als Arzneimittel aufgeworfen, wobei dies als Argument für die begrenzte Schädlichkeit von Cannabis vorgebracht wird. Hier muss deutlich gemacht werden, dass bei legaler medizinischer Nutzung Produkte eingesetzt werden, die verschreibungspflichtig sind und staatlich kontrolliert werden.

Die Frage nach der Wirksamkeit von Cannabis als Therapeutikum wurde in einer wachsenden Zahl klinischer Studien untersucht. Möglich wurde dies seit dem Ende der 2000er-Jahre, als immer mehr Länder die Nutzung von medizinischem Cannabis legalisiert haben.

Die Studien zeigen klar den Nutzen von Cannabis, jedoch kann es nicht als das Wundermittel gesehen werden, an das einige glauben möchten. Bis zum heutigen Tag wurden in den USA vier auf natürlichem Cannabis oder synthetischen Cannabinoiden basierende Arzneimittel zugelassen; die Europäische Arzneimittel-Agentur vergab eine Zulassung.

Die Wissenschaftler sind sich im Moment darüber einig, dass Cannabis (oder einige Cannabinoide) wirksam ist bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, bei der Verringerung von durch Multiple Sklerose verursachter Muskelspastik (wenn vom Patient gemeldet), bei der Linderung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und bei der Schlafförderung in den oben genannten Fällen, außerdem bei Schlaf-Apnoe.

Cannabis könnte den Aids-bedingten Gewichtsverlust verringern, sowie die Ausprägung des Tourette-Syndroms, Angstzustände bei Menschen mit sozialer Phobie, posttraumatische Stress-Symptome und durch Multiple Sklerose verursachte Muskelspastik (wenn vom Arzt gemeldet).

Es scheint nicht wirksam zu sein bei der Behandlung von Demenz-Symptomen und Depressionen bei Patienten mit chronischen Schmerzen oder Multipler Sklerose. Ebenso wenig scheint Cannabis den Augeninnendruck bei Glaukom-Patienten zu verringern.

Aktuell ist unklar, ob Cannabis bei folgenden Beschwerden von Nutzen sein kann: Krebs, Epilepsie, Reizdarm, Amyotrophe Lateralsklerose, Chorea Huntington und Parkinson, Dystonie, Abhängigkeit und Schizophrenie.

 

Auteur: Daniel Saraga (Saraga Communications)
Editeurs: Jean-Paul Bertemes, Michèle Weber (FNR)

Infobox

Quellen

National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine, “The health effects of cannabis and cannabinoids: The current state of evidence and recommendations for research,” The National Academies Press, Washington, DC, 2017.

WHO, “The health and social effects of nonmedical cannabis use,” WHO, 72, 2016.

E. Hoch, C. Friemel and M. Schneider, “Kurzbericht von «Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse»,” 2019. Voir aussi E. Hoch, C. Friemel and M. Schneider, “Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse. 2019 (Springer).

W. Hall, “What has research over the past two decades revealed about the adverse health effects of recreational cannabis use?,” Addiction, 110(1), 19–35. , 2015.

J. R. D.W. Lachenmeier, “Comparative risk assessment of alcohol, tobacco, cannabis and other illicit drugs using the margin of exposure approach,” Scientific Reports 5, 8126, 2015.

L. K. L. P. D.J Nutt, “Drug harms in the UK: A multicriteria decision analysis,” The Lancet, pp. 376(9752), 1558-1565. , 2010.

WHO, “Global status report on alcohol and health.,” 2018.

Gediechtnes Firwat falen eis heiansdo Wierder einfach net an?

"D‘Wuert läit mir op der Zong“ – Jidderee kennt dat frustréierend Gefill en Wuert ze wëssen an et awer net ze faassen ze...

FNR
Videospiller Maache Ballerspiller aggressiv?

Politiker behaapten et, an de Medie liest een et och ëmmer nees: Videospiller mat Gewalt maachen aggressiv. Stëmmt dat w...

FNR
Oh Jëssess /Buuuhhh! Firwat si munch Mënsche méi fäertereg wéi anerer?

Wann op Halloween op eemol eng grujeleg Gestallt ëm den Eck geschlach kënnt, da kann ee sech emol e bëssen erféieren. Mu...

FNR

Auch in dieser Rubrik

Kommunikationsgeschichte Vorsicht, Fake News!

„Fake News“ sind kein neues Phänomen, doch vor den US-Wahlen haben sie Hochkonjunktur. Was macht sie so gefährlich? Ein Rückblick auf die Geschichte der Falschmeldung - und ein kritischer Ausblick.

SCIENCE CHECK Ziel mir keng: Nutzen und Zukunft von Wasserstoff 

Wenn wir von Gas, Öl und Kohle wegwollen, brauchen wir Alternativen. Wasserstoff hat hier viel Potenzial! Aber auch Nachteile. Wozu brauchen wir Wasserstoff? Und wo lohnt sich der Einsatz nicht?

FNR
Dekarbonisierung Klimaschutz: Was kann Wasserstoff leisten und was nicht?

Wasserstoff soll Probleme der Energiewende und Dekarbonisierung lösen und z. B. Dunkelflauten verhindern oder klimafreundlichen Flugzeugsprit liefern. Aber kann Wasserstoff alle Versprechen erfüllen?