Zum Asteroid Day am 30. Juni kommen drei Astronauten nach Luxemburg. Einer davon ist Dr. Ed Lu aus den USA, der für die NASA drei Mal im All war und sechs Monate an Bord der Internationalen Raumstation ISS verbracht hat. Lu spricht über Risiken und Chancen durch Asteroiden. 

Willkommen in Luxemburg, Mister Lu. Was führt Sie hierher?

Ich bin hier, um den Asteroid Day zu unterstützen – ein eintägiges Event, das jährlich stattfindet. Einer der Veranstalter ist die B612-Stiftung mit ihrem Asteroid Institute. Da bin ich Mitgründer und geschäftsführender Direktor.

Welches Ziel hat der Asteroid Day?

Mit diesem besonderen Tag wollen wir mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Asteroiden lenken. Einige dieser Objekte aus dem Sonnensystem könnten der Erde gefährlich werden, wenn sie sich ihr nähern.  Die B612-Stiftung setzt sich als Non-Profit-Organisation für den Schutz vor Asteroideneinschlägen ein. Wir wollen über Asteroide und mögliche Gefahren informieren und das Bewusstsein der Menschen für die Risiken schärfen.

Was lässt sich denn tun, um Asteroiden abzuwehren?

Dafür stehen uns etliche Techniken zur Verfügung. So könnte man einen bedrohlichen Asteroiden ein wenig schubsen, indem man ein kleines Raumschiff hinein rammt. In den meisten Fällen aber wird eine Kombination verschiedener Techniken zum Einsatz kommen – denn jede hat ihre Stärken und Schwächen. Erste testweise Demonstrationen plant die NASA in etwa vier Jahren.

Asteroiden bieten auch Chancen, etwa für den Abbau von Rohstoffen. Wie schätzen Sie das ein?

Vorhersagen darüber sind schwierig. Manchmal verlaufen Entwicklungen schnell und unvorhersehbar – das hat etwa die Erfindung des Internets gezeigt. Doch eines steht fest: Die Mengen an Materialien, die sich im Weltall finden lassen, sind gewaltig gegenüber dem, was es auf der Erde gibt. In Zukunft werden wir vielleicht gar keine andere Wahl haben als ins All vorzudringen, um die Ressourcen zu nutzen.

Ist das wirklich realistisch? Welche Rohstoffe könnte man finden?

Die Erforschung des Sonnensystems bietet der Menschheit große Chancen. Asteroiden sind voller verschiedener Ressourcen: zum Beispiel Wasser, das für Raketentreibstoff benötigt wird, und Metalle, die als Baumaterialien dienen können. Und ich bin überzeugt, dass in einigen Jahrzehnten Menschen zwischen den Planeten und Monden reisen werden.
Deshalb brauchen wir eine detaillierte 4-dimensionale Karte des Sonnensystems. Sie muss alle Objekte umfassen – einschließlich ihrer Bewegungen. Die Karte muss dynamisch sein: Das bedeutet „4-dimensional“. Sie wird uns durch das Sonnensystem leiten und helfen die Erde zu schützen.

Was halten Sie von der Luxemburger Ressourcen-Initiative?

Sie ist vernünftig. Auch wenn sich schwer vorhersehen lässt, welchen Wert Rohstoffe aus dem Weltraum bringen werden, muss einer vorangehen. Auch da lohnt sich der Vergleich mit dem Internet: Als es eingeführt wurde, war nicht klar, ob es eine gute Investition ist. Heute wissen wir: Es war eine.

Was unternehmen Sie konkret?

Die wichtigste Aufgabe ist es, zunächst eine detaillierte Karte des Sonnensystems zu erstellen. Dazu sammeln wir Unmengen an Daten, die frei zugänglich sind. Die Herausforderung besteht darin, sie so aufzubereiten, dass sie für jedermann nutzbar und zugänglich werden. Künftig werden wir vielleicht auch eigene Teleskope bauen.

Sie waren drei Mal im All, verbrachten eine lange Zeit auf der ISS und haben einen Weltraumspaziergang gemacht. Was war Ihr eindrucksvollstes Erlebnis?

Im Weltall überwältigte mich eine Fülle von Emotionen. Ich war Teil eines Weltraumprogramms, in dem viele bemerkenswerte Menschen mitwirkten: Ingenieure, Wissenschaftler, Astronauten ... Ich war einer der Glücklichen, die die Gelegenheit bekamen, ins All zu reisen. Doch vor allem habe ich gelernt, welche unglaublichen Dinge Menschen vollbringen können, wenn sie Hand in Hand in einem solchen Team zusammenarbeiten.

Welche Perspektiven hat die Raumfahrt?

Der Weltraum wird die nächste große Sache sein – wissenschaftlich und wirtschaftlich. Menschen werden ins All fliegen und dort leben. Wann es soweit sein wird, ist schwer abzusehen. Doch sicher ist: Es wird viele Vorteile bringen. Daher möchte ich den Entscheidern in Luxemburg raten: Seid mutig. Denkt größer als die anderen. Denn das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Autor: Science Relations/ Ralf Butcher
Foto: Shotshop

 

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