Verstärkter internationaler Fokus, bessere Zusammenarbeit zwischen Uni und Centres de Recherche Publics (CRPs), mehr Investitionen in Infrastrukturen und das „Branding“ von Belval nicht vergessen: Dies sind einige der Empfehlungen des OECD-Berichts. Was läuft gut, was weniger? Michael Keenan, Co-Autor des Berichts, im Gespräch.
Michael Keenan, Sie haben Luxemburgs Forschungslandschaft 2006 kennengelernt. Wie war Luxemburg damals aufgestellt?
Weit nicht so professionell wie heute. Das System war noch unreif und schlecht organisiert, die Budgets waren zu klein. An der noch sehr jungen Universität spielte Forschung eine untergeordnete Rolle. Die Aktivitäten an den CRPs waren noch nicht auf dem Niveau von heute. Die Institutionen arbeiteten mehr für sich allein als miteinander.
2007 gab es den ersten OECD-Bericht. Was hat sich seither verbessert?
Allein die Tatsache, dass das Ministerium damals einen OECD-Bericht in Auftrag gab, war ein wichtiges Signal. Es zeigte den Willen zur Professionalisierung. Eine Hauptforderung des Berichts war die Einführung von Leistungsvereinbarungen („Performance Contracts“). Diese haben maßgeblich zu einer besseren Organisation und einer strategischeren Ausrichtung des Systems geführt. Die Fusion der CRPs Gabriel Lippmann und Henri Tudor folgt einer Empfehlung aus dem OECD-Bericht – sicherlich der richtige Weg.
Bei welchen Verbesserungsvorschlägen hat die Umsetzung nicht so gut geklappt?
Einer Empfehlung des letzten OECD-Berichts folgend hat die Regierung ein „Comité supérieur de la recherche et de l'innovation“ ins Leben gerufen. Der Impakt dieses Beratungsgremiums war allerdings beschränkt und ist schließlich auch nicht mehr zu Sitzungen zusammengetreten. Dafür mag es verschiedene Erklärungen geben.
Was sind die wichtigsten Empfehlungen des neuen OECD-Berichts (von 2015)?
Weiterhin eine bessere Vernetzung der Akteure untereinander. Es wäre wichtig, wenn die Ministerien mehr miteinander kooperieren würden. Neben Forschungs-, Bildungs- und Wirtschaftsministerium, wo dies ja bereits klappt, sollten auch Ministerien wie etwa das Gesundheits-, Infrastruktur- oder Umweltministerium stärker in die Forschungspolitik eingebunden werden. Luxemburg braucht unbedingt eine koordinierte nationale Forschungsstrategie, unter Einbindung aller Akteure! Belval ist eine weitere große Chance für die bessere Vernetzung der Akteure. Jedoch fehlen jetzt schon Räumlichkeiten. Luxemburg darf die Investitionen in weitere Infrastruktur nicht scheuen, sonst können die Visionen nicht umgesetzt werden. Auch das „Branding“ sollte nicht zu kurz kommen! Denn um Spitzen-Forscher und gute Firmen anzuziehen, braucht es neben gutem Renommee und top Infrastrukturen eine geschickte Vermarktung von Belval. Nicht zuletzt auch, um einer weiteren Empfehlung des Berichts Rechnung zu tragen: dem verstärkten internationalen Fokus.
Welche Empfehlungen des OECD-Berichts betreffen den FNR?
Da über den FNR die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefördert wird und er einen Impakt auf die strategische Ausrichtung der Forschungslandschaft hat, denken wir dass der FNR einen größeren Anteil am gesamten Budgets für Forschung als bisher erhalten sollte – etwa in der Größenordnung von 30%. Wir begrüßen z.B. die Initiative des FNR, das PRIDE-Programm für Doktoranden so umzuändern, dass die Institutionen strategischer vorgehen müssen. Des Weiteren schlagen wir vor, die Forschungsprioritäten des FNR mit Hilfe einer neuen Foresight-Studie anzupassen – eine Initiative, die jedoch vom Ministerium ausgehen sollte. Dann empfehlen wir, das OPEN-Programm wieder einzuführen. Denn neben einer klaren strategischen Linie, sollte in kleinem Maß auch Top-Forschung in Nischenbereichen eine Chance kriegen. Und schließlich ist es unserer Ansicht nach wichtig, dass sich der FNR und die luxemburgische Forschung allgemein mehr an die Wirtschaft annähern.
Wie soll dies geschehen?
Indem man Forschern in der Ausbildung Wirtschaftskompetenz vermittelt. Wichtiger noch als Patente und Kooperationen zwischen Privat- und öffentlicher Forschung, ist es meiner Meinung nach PhDs in Public-Private Partnerships (PPPs) auszubilden. Das bringt Innovation in die Wirtschaft. Außerdem sollte das Wirtschaftsministerium seine Fördergelder für Innovation strategisch selektiver an Unternehmen verteilen. Die Gelder sollten zu einem gewissen Teil kompetitiv über eine Förderagentur vergeben werden.
Autor: Jean-Paul Bertemes (FNR)