Vom 16. bis 26. Mai treffen sich die 196 Staaten der „Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen“' in Bonn. Das Ziel dieser Verhandlungen besteht darin, den Grundstein für die Umsetzung des Pariser Abkommens zu legen.

Dieses internationale Abkommen zum globalen Klimaschutz wurde im Dezember 2015 angenommen und könnte schon nächstes Jahr in Kraft treten. Dr. Andrew Ferrone, Klimaforscher am „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) unterstützt die Verhandlungen als wissenschaftlicher Berater der Luxemburger Delegation.

2°C oder 4°C: macht das einen Unterschied?

Während der letzten Eiszeit war die globale Mitteltemperatur ungefähr 4°C niedriger als die Temperatur vor Beginn der industriellen Revolution. In dieser Zeit waren große Teile der nördlichen Halbkugel von kilometerdicken Eisschilden überzogen, von denen man heute noch die Spuren z.B. in Form der Fjorde in Norwegen sehen kann. Der Anstieg der Temperaturen um 4°C während ein paar tausend Jahren brachte das Antlitz der Erde in die Form die wir heute kennen, und das Schmelzen der Eischilde führte zu einem Anstieg des Meeresspiegels über 100 m. Ein paar Grad mehr oder weniger machen also sehr wohl einen Unterschied.

Ohne Klimaschutz: Voraussichtlicher Temperaturanstieg von 3-4,5°C bis 2100

In seinem aktuellsten Bericht aus dem Jahre 2015 hat der Weltklimarat festgehalten, dass sich die Mitteltemperatur der Erde ohne Klimaschutz bis zum Jahr 2100 um 3°C bis 4.5°C erhöhen kann. Wir stehen also aktuell vor der Entscheidung entweder einen ähnlichen Anstieg der Temperaturen innerhalb von 150 Jahren hervorzurufen, oder ihn auf 2°C zu begrenzen, wie im Pariser Abkommen vereinbart wurde.

Wir kennen das Ziel, doch wie wollen wir es erreichen?

Im Gegensatz zu vorhergehenden globalen Abkommen zum Klimaschutz, haben die Staaten im Pariser Abkommen im Artikel 4 auch einen Fahrplan festgelegt, der definiert wie das Temperaturziel erreicht werden soll: Der globale Ausstoß von Treibhausgasen soll so schnell wie möglich sein Maximum erreichen um anschließend zurückzugehen. Zusätzlich haben die Staaten festgelegt, dass die Menge an Treibhausgasen welche die Menschheit jährlich in die Atmosphäre ausstößt und die Menge die wieder aus der Atmosphäre herausgefiltert wird, nach 2050 ein Gleichgewicht erreichen soll.

2°C oder 1.5°C: Die Politik will mehr Informationen von der Wissenschaft

Zur Zeit der Publikation des fünften Berichtes des Weltklimarates gab es noch nicht ausreichend wissenschaftliche Literatur zu den Fahrplänen, welche es ermöglichen den Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf 1.5°C zu beschränken. Im Pariser Vertrag wurde festgehalten, dass die Staaten zusätzlich Anstrengungen unternehmen um zu versuchen das 1.5°C Ziel auch wirklich zu erreichen.

Daher arbeitet die wissenschaftliche Gemeinschaft momentan unter Hochdruck an der Analyse potentieller Fahrpläne um dieses Ziel zu erreichen. Gleichzeitig hat der Weltklimarat beschlossen Ende 2018 einen Sonderbericht zu publizieren, in welchem unter anderem diese potentiellen Fahrpläne und deren Kosten analysiert werden. Dr. Andrew Ferrone wird Luxemburg bei den Verhandlungen des Weltklimarates vertreten, in welchen dieser Bericht ausgearbeitet wird.

Autor: Dr. Andrew Ferrone

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