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Weltweit steigen die Zahlen der Zuckerkranken. Im Jahr 2010 zählte man in Luxemburg 24.000 Diabetiker – fast doppelt so viele wie im Jahr 2003! Leider wissen wir aber immer noch recht wenig darüber, wie die Stoffwechselkrankheit sich entwickelt, wer sie bekommt, und was man dagegen tun kann.
Dr. Carine de Beaufort ist Kinder-Endokrinologin und -Diabetologin in der Clinique Pédiatrique am Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL). Seit mehr als zwanzig Jahren hilft sie Kindern und Jugendlichen mit Zuckerkrankheit umzugehen. Die Fachärztin ist auch leidenschaftliche Forscherin. Zwanzig Prozent ihrer Zeit verbringt sie an der Uni Luxemburg und untersucht ob die Darmflora eine Rolle in der Entwicklung von Diabetes spielt.
Immer mehr junge Diabetiker
Man unterscheidet Typ I und Typ II Diabetes (siehe Infobox). In beiden Fällen kann der Körper Zucker nicht richtig verarbeiten, weil das Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels, das Insulin, entweder im Körper fehlt oder nicht wirksam ist. Im schlimmsten Fall führt dies zu Herz- oder Nierenkomplikationen oder sogar Erblindung. Die Behandlung wird individuell angepasst: bei manchen Patienten reicht eine Ernährungsumstellung und Bewegung, andere brauchen Insulin oder sonstige Medikamente.
Carine de Beaufort macht sich besonders Sorgen um die steigende Anzahl von Typ II Diabetes bei Jugendlichen. Normalerweise tritt Typ II erst im Erwachsenenalter auf.
Der genaue Auslöser ist unbekannt
“Ernährung und Fettleibigkeit spielen ganz klar eine Rolle, besonders für Typ II, aber nicht alle Übergewichtige entwickeln Diabetes”, sagt de Beaufort. Man vermutet ein Zusammenspiel von Genen, Umwelteinflüssen, Entzündung, Veränderungen im Stoffwechsel – und vielleicht sogar Bakterien in der Darmflora.
“Ziel unserer Studien ist es besser zu verstehen, wie die Krankheit entsteht - und dieses Wissen zu nutzen um besser diagnostische Tests und Behandlungen zu entwickeln”, erklärt de Beaufort.
Sind Bakterien im Darm der Schlüssel?
Eine gesunde Darmflora besteht aus vielen verschiedenen harmlosen Bakterien. Die Darmflora von Diabetikern ist weniger vielfältig. Jetzt fragen sich Forscher weltweit, ob die Bakterien das fehlende Stück im Puzzle sind. Verändert die Krankheit die Darmflora oder wird man durch eine Veränderung in der Darmflora krank?
Carine de Beaufort untersucht gemeinsam mit Kollegen am Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) und der IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg) wie die Darmflora bei Neugeborenen entsteht. Neben Blut- und Stuhlproben von gesunden Neugeborenen und Risiko-Babys (Neugeborene mit geringem Gewicht oder von Diabetiker-Müttern) analysiert das Forscherteam unter der Leitung von Dr Paul Wilmes auch biologische Proben der Mütter, um so herauszufinden inwiefern Gene, Art der Geburt (vaginal oder Kaiserschnitt) und Fütterung (Stillen oder Flasche) zur Entwicklung der Darmflora und der Krankheit beitragen.
Autor: Michèle Weber
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Infobox
Eine Ärztin, die Spezialistin im Gebiet der Hormone (Endokrinologie) ist.
Eine Fachärztin, die sich um die Diagnose und Behandlung von Diabetes kümmert.
Bei Typ I Diabetes, die häufig bereits in der Kindheit auftritt, zerstört das eigene Immunsystem die Insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Typ I Diabetiker benötigen ihr ganzes Leben lang Insulinspritzen. Typ I wird meistens schnell erkannt. Symptome sind erhöhter Durst, häufiges Urinieren, Gewichtsverlust und Müdigkeit.
Typ II Diabetes tritt in der Regel erst bei Erwachsenen auf und entsteht, wenn Zellen eine Resistenz gegen Insulin entwickeln, d.h. Insulin wird zwar noch produziert aber ist nicht mehr wirksam. Die Krankheit tritt eher schleichend auf und Patienten haben nicht unbedingt Beschwerden. Ein überhöhter Blutzuckerspiegel wird oft erst spät erkannt. Übergewicht ist ein klarer Risikofaktor. Aufklärung, regelmäßige Bewegung und angepasste Ernährung sind die Hauptbehandlungsmethoden. Bei Bedarf werden Medikamente und Insulintherapie verordnet.
Insulin ist ein Hormon, das den Zuckerstoffwechsel im Körper reguliert. Es wird in den sogenannten Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Nach Aufnahme von Zucker in der Nahrung wird Insulin von den Beta-Zellen ins Blut ausgeschüttet um den Blutzuckerspiegel zu senken.