(C) University of Luxembourg

Als verbeamteter Forscher am INRIA Nancy mit einer festen Professur hätte sich Radu State eigentlich zurücklehnen können. Wäre da 2012 nicht die Universität Luxemburg gewesen.

Was hat illegale Anzapfen von Strom in Brasilien mit der Forschung an der Universität Luxemburg zu tun?

Über sogenannte „Big Data Analysis“ entwickeln die Forscher am Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust (SnT) der Universität intelligente Software, die es der Choice Intelligence Luxembourg, der Luxemburger F&E Tochter eines brasilianischen Stromversorgers, ermöglicht aufzuspüren, wann und wo Strom schwarz abgezapft wird. Eine lohnenswerte Initiative angesichts des in Brasilien weit verbreiteten Problems.

Wesentlich an dieser Forschung beteiligt ist Radu State, Senior Forscher am SnT. Der gebürtige Rumäne hat nach dem Studium der Mathematik und Informatik einen zweiten Master in Science of Engineering an der John Hopkins Universität in Baltimore absolviert, bevor er an der Universität in Nancy promovierte und sich dort weiter der Forschung und Lehre verschrieb. Als verbeamteter Forscher am INRIA Nancy mit einer festen Professur hätte er sich eigentlich zurücklehnen können. Wäre da 2012 nicht die Universität Luxemburg gewesen. Eine unbefristete Stelle als Research Scientist ohne feste Karriereperspektive und  ein Umzug mit der Familie – das  alles einzutauschen gegen eine Beamtenstelle  - eine mutige Entscheidung. „Ich habe zunächst ein Sabbatical von drei Jahren beantragt, da ich anfangs hier nur einen befristeten Vertrag hatte“, erläutert State. „Als ich dann in Nancy gekündigt habe, wusste niemand, wie das geht. Ich war einer von den ganz seltenen  Beamten, der diesen Status aufgegeben hat.“

Wissenschaftlich relevante Lösungen für konkrete Probleme

Pro Universität Luxemburg sprechen für State insbesondere die Rahmenbedingungen der Forschung: die Herausforderung, an konkreten Problemen und Themenstellungen der Industrie zu arbeiten, die Nähe zu den Partnern in der Industrie und die gesicherte Finanzierung der Forschungsprojekte. „Wir bekommen seitens unserer Partner in der Industrie ein konzeptionelles Problem vorgestellt und suchen dann wissenschaftlich relevante Lösungen“, so State. Die Liste der Beispiele ist lang: Mit dem Partner Ola-Mobile Luxembourg werden Applikationen für das Internet entwickelt, die in Echtzeit, d.h. in weniger als 100 Millisekunden  entscheiden, ob bei einem Nutzer Werbung geschaltet wird oder nicht  („Mobile Advertising“). Gemeinsam mit Telindus wird im Bereich der Netzwerksicherheit geforscht. „Die Unternehmen bekommen durch unsere Forschung Kompetenzen, die sie sonst nicht hätten, und wir Forscher haben die Chance, nicht an abstrakten Themen, sondern sehr praxis- und lösungsorientiert zu forschen. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten,“ freut sich State.

Zusätzlich bekommt die lokale Wirtschaft kompetente und sehr qualifizierte Arbeitskräfte

Fast alle Postdocs und promovierte Doktoranden werden von den Industriepartnern abgeworben. „Sie verdienen in der Industrie sehr gut  und bekommen unbefristete Arbeitsverträge.  Für uns ist von daher eine enge akademische Vernetzung mit anderen Unis sehr wichtig, nicht nur mit Blick auf die Forschung, sondern auch mit Blick auf die Suche guter Absolventen für die Forschung.“

Die Entscheidung für Luxemburg hat State nicht bereut. Seine Kinder wachsen in einem internationalen Umfeld auf, das in dieser Form in Europa einmalig ist, und die Arbeit bietet tagtäglich neue Herausforderungen. „Die technischen Herausforderungen, denen ich mich täglich stellen muss, machen einfach Spaß,“ so State. Hinzu kommen flachen Hierarchien, schnelle Entscheidungen und die Nähe zu den politischen Akteuren. „Bei Bedarf reden wir gemeinsam mit unseren Industriepartnern direkt mit den Ministerien – dass diese Türen so offen stehen, kenne ich aus keinem anderen Land.“

Autor: Universität Luxemburg

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Artikelserie "Sie forschen an der Uni Luxemburg"

Dieser Artikel ist Teil einer Serie Forscher-Portraits, die im Luxemburger Wort veröffentlicht wurden

Traum Start-Up Gründung

Neben den mit industriellen Partnern aufgesetzten konkreten Forschungsprojekten beschäftigt sich State als Leiter der SEDAN Research Group mit den Herausforderungen von ständig steigenden Datenvolumina: das Management und die Sicherheit von Clouds stehen genauso im Fokus wie Kommunikation in Echtzeit. Trotz all der Herausforderungen als Forscher hat State noch einen Traum: die Gründung eines eigenen Start-ups. Zwei Patente hat er schon.

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