© Valérie Maquil
Die Forscherin Valérie Maquil vom LIST ermöglicht eine außerschulische »Informatikausbildung«
Frau Dr. Maquil, am Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) entwickeln Sie eine Computer-Leiterplatte (Platine) speziell für Kinder. Um was handelt es sich und wofür soll diese genutzt werden?
Unsere Plattform »Kniwwelino« ‑ eine Wortschöpfung aus luxemburgisch »kniwwelen«, also basteln und »lino«, in Anlehnung an das luxemburgische Wappentier, den Löwen ‑ besteht aus einer Platine und einem Programmierungstool. Mit dem Gerät wollen wir Kinder im Grundschulalter für das Programmieren und Basteln mit Elektronik begeistern.
Bereits im Grundschulalter? Das erscheint sehr früh. Die Kinder lernen ja gerade erst Lesen und Schreiben…
Die Programmiersprache, die wir benutzen, basiert auf Grafiken, also visuellen Bausteinen, die wie Puzzlestücke aneinander gehängt werden können. Auch jüngere Kinder können damit schnell Erfolge erleben und haben erfahrungsgemäß viel Spaß dabei. Wir unterstützen sie mit Einsteigerbeispielen, bei denen die Kinder nur wenige Sachen machen müssen, um etwas zu Programmieren. Mit zunehmendem Alter können dann komplexere Dinge dazukommen.
Was für Programmierungen können die Kinder beispielsweise machen?
Sie können lernen, wie man eine LED-Matrix programmiert, etwa mit einem Blinker für ihr Fahrrad, der anzeigt, ob man rechts oder links abbiegen will. Oder sie programmieren ein digitales Stein-Schere-Papier-Spiel, bei dem sie einen Zufallsfaktor generieren– etwas, das man auch im Informatik-Studium an der Uni lernt, nur einfacher zugängig. Ein digitales Freundschaftsband könnte eine weitere Idee sein, bei dem man seinem besten Freund oder seiner Freundin über das Internet vorher programmierte Symbole schicken kann.
Das klingt toll. Planen Sie auch, das Kniwwelino im Schulunterricht zu verwenden?
Wir wollen mit Schulen zusammenarbeiten, um so viele Kinder wie möglich zu erreichen, damit sie keine Angst vor Technologie und Wissenschaft entwickeln. Aber das Lernen soll außerschulisch stattfinden. Hierfür arbeiten wir eng mit dem Service National de la Jeunesse zusammen, der staatlichen Organisation, die in Luxemburg für die nonformale Bildung zuständig ist.
Wann ist das Kniwwelino einsatzbereit? Kann man es bereits kaufen?
Beim Science Festival, das gerade stattgefunden hat, haben wir bereits erste Workshops angeboten, bei denen die Kinder etwas programmieren konnten und auch die Eltern lernten, Hilfestellung zu geben. Auf dem »Maker-Fest«, das am 11. und 12. Dezember im Rahmen der FNR-geförderten Initiative »Bee Creative for Kids« stattfindet (http://bee-creative.lu/makerfest), werden wir es nochmal vorstellen. Parallel soll es dann auch in den Handel kommen. Ausserdem kommt es in den BEE CREATIVE "Makerspaces", einer Art ausserschulischen Kreativwerkstätte, zum Einsatz.
Wie geht es danach weiter?
Unser dreijähriges Projekt befindet sich nun am Ende des ersten Jahres. Wir werden das Kniwwelino verbessern, mit Zusatzsteilen erweitern und Projektideen herausbringen, die die Kinder in ihrer Kreativität und Spass am elektronischen Basteln möglichst gut fördern. Es gibt auch bereits Interesse aus dem Ausland und von Makerspaces, die es verwenden wollen: Das sind öffentliche Räume, wo möglichst viele Werkzeuge, Materialien oder auch 3D-Drucker stehen, mit denen jede(r) Interessierte eigene Projekte ausprobieren und realisieren kann. Die Arbeit geht auf jeden Fall weiter. Wo genau die Reise allerdings hingeht, kann man jetzt noch nicht sagen.
Mehr Infos über das Kniwwelino in der Infobox und auf der Kniwwelino-Internetseite.
Author: Tim Haarmann
Photo: Valérie Maquil
Infobox
Eine Besonderheit des Kniwwelinos ist seine WiFi-Schnittschnelle. So können mehrere Kniwwelinos miteinander verbunden werden um miteinander zu kommunizieren. Das Kniwwelino wird vom LIST im Rahmen des Projektes Bee Creative for Kids, in Zusammenarbeit mit SNJ und SCRIPT entwickelt und wird zusätzlich durch den FNR gefördert. Mehr Infos auf der Internetseite des Kniwwelino.