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Eine große Hürde im Kampf gegen Darmkrebs ist die Tatsache, dass er oft zu spät erkannt wird. Nämlich dann, wenn sich erste Symptome bereits zeigen. Bei derzeitigen diagnostischen Tests werden Stuhlproben auf Spuren von Blut untersucht. Diese Tests sind nicht sehr spezifisch und müssen durch eine Darmspiegelung, zum Nachweis möglicher Polypen, ergänzt werden.
Forscher der Uni Luxemburg haben 2 Proteine identifiziert, von denen im Krebsgewebe von Darmkrebspatienten weniger vorhanden sind als in gesundem Dickdarmgewebe. Bei der Darmkrebsdiagnose könnte also eine Messung der Menge dieser Proteine hilfreich sein.
Gesundes Gewebe zuverlässig von Tumorgewebe unterscheiden
Um die Früherkennung zu verbessern, brauchen Ärzte effiziente diagnostische Biomarker - also Moleküle, die gemessen werden können - um gesundes Gewebe zuverlässig von Tumorgewebe zu unterscheiden.
Die Forscher konzentrierten sich auf die sogenannten SOCS Proteine. Diese Proteine spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entzündungen, einem Prozess der auch mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht wird.
Bei Patienten mit Darmkrebs im Frühstadium fanden die Forscher außerdem einen Zusammenhang zwischen der Menge an SOCS2 und der Krankheitsprognose: bei Patienten mit weniger SOCS2 kommt der Krebs nach Behandlung schneller zurück als bei Patienten mit mehr SOCS2.
Zusammenarbeit zwischen Patienten, Chirurgen, der Biobank und Wissenschaftlern
Dies ist ein vielversprechender erster Schritt, der letztlich zur Entwicklung eines neuen Früherkennungstests für Darmkrebs führen könnte. Bis dahin müssen die Ergebnisse aber erst an einer größeren Anzahl von Patienten überprüft werden – und möglichst auch an leicht erhältlichen biologischen Proben wiederholt werden, wie etwa Blut oder Stuhl.
Für diese erste Studie, die von der Fondation Cancer finanziert wurde, stellten 75 Patienten freiwillig einen Teil ihres Tumors für die Forschung zur Verfügung. Die Gewebeproben wurden von Chirurgen im Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL) und dem Centre Hospitalier Emile Mayrisch (CHEM) gesammelt.
Anschließend wurden sie von Pathologen der IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg) weiterverarbeitet und diagnostiziert, bevor Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Serge Haan an der Uni Luxemburg die Proben für ihre Experimente nutzten.
Warum hat Darmkrebsgewebe weniger SOCS-Proteine?
Im Juli 2014 veröffentlichten die Forscher der Universität Luxemburg, der Klinischen Abteilung der IBBL, des Laboratoire National de la Santé und des CRP - Santé, ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift British Journal of Cancer.
Die Forscher wollten ebenfalls herausfinden, warum Krebsgewebe weniger SOCS-Proteine hat. Ihre Ergebnisse zeigen, dass in etwa 25% der Krebsgewebeproben die Aktivierung des SOCS2-Genes blockiert ist. Da das Gen somit nicht richtig aktiviert werden kann, können auch normale Mengen des entsprechenden SOCS2 Protein nicht hergestellt werden.
Darmkrebspatienten können bei neuem Projekt mitmachen
In luxemburgischen Krankenhäusern werden weiterhin Darmkrebspatienten für die Studie rekrutiert, damit die Forscher ihre Analyse weiter vertiefen können. Eines ist allerdings jetzt schon klar: Zusammenarbeit war der Schlüssel zum Erfolg.
Prof. Haan, der Studienleiter, fügt hinzu: "Die gemeinsamen Bemühungen aller Partner war nur ein erster Schritt, der es uns ermöglichte, eine produktive und erfolgreiche Kollaboration in der Darmkrebsforschung in Luxemburg aufzubauen. Durch diese Zusammenarbeit wurde bereits ein anderes, vielleicht sogar noch vielversprechenderes Darmkrebs-Projekt ins Leben gerufen. "
Autor: IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg)
Photo © IBBL
Infobox
Proteine sind Stoffe aus denen alle Zellen und Lebewesen aufgebaut sind und die nahezu alle wichtigen Funktionen in der Zelle oder dem Lebewesen ausführen. Gene in der DNA (dem Erbmaterial) enthalten den Bauplan für die Proteine.
Ein Polyp bezeichnet sowohl gutartige wie bösartige Geschwulste im Dickdarm.
Ein Biomarker ist ein natürlich vorkommendes Gen, Protein oder sonstiges biologisches Merkmal anhand dessen ein bestimmter körperlicher Prozess oder eine Krankheit identifiziert werden kann.
Der Pathologe ist ein Facharzt, der für die Untersuchung von Gewebe- oder Zellproben für diagnostische Zwecke zuständig ist. Nachdem ein Arzt oder Chirurg Gewebeproben von Patienten entnommen hat verarbeitet der Pathologe das Material und untersucht die Proben dann mithilfe eines Mikroskops. Der Pathologie gibt Auskunft über die Art und Schweregrad der Erkrankung.
E Letellier, M Schmitz, K Baig, N Beaume, C Schwartz, S Frasquilho, L Antunes, N Marcon, P V Nazarov, L Vallar, J Even, S Haan (2014) Identification of SOCS2 and SOCS6 as biomarkers in human colorectal cancer. British Journal of Cancer, Volume 111, Issue 4, Page 726-735 http://www.nature.com/bjc/journal/v111/n4/full/bjc2014377a.html.