Research Luxembourg
Die CON-VINCE Studie, ein nationales Forschungsprojekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Dynamik und Verbreitung der Krankheit COVID-19 in der luxemburgischen Bevölkerung zu untersuchen, wurde Anfang April unter Schirmherrschaft der Research Luxembourg COVID-19 Task Force gestartet. Nach der erfolgreichen Rekrutierung und ersten Testung von über 1800 volljährigen Teilnehmern, wurde nun eine erste Publikation als Preprint auf dem Server medRxiv (Referenznummer: MEDRXIV/2020/092916) hochgeladen und wird in Kürze zur Publikation bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift eingereicht.
Niedrige Zahl an Infektionen, allerdings mit Potential für unbewusste Ansteckungen
Bei allen Teilnehmern wurde bereits ein Nasen-Rachen-Abstrich und ein anschließender PCR-basierten Virus-Test durchgeführt. Die PCR-Analyse soll dabei Aufschluss über das Vorhandensein des SARS-CoV-2 Virus geben. Insgesamt wurden 5 Teilnehmer (0,3%) positiv auf das Virus getestet, die keine oder nur milde Symptome zeigten. „Basierend auf diesen ersten Ergebnissen lässt sich schätzen, dass unter den Einwohnern Luxemburgs ohne Einbeziehung der Grenzgänger bereits etwa 1449 Personen infiziert sind und dabei keine oder nur milde Symptome zeigen“, erklärt Prof. Rejko Krüger, Leiter der CON-VINCE Studie. „Sie könnten daher andere infizieren, ohne sich dessen bewusst zu sein.“ Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Test-Strategie in der Bevölkerung. Asymptomatische Virusträger sollten identifiziert und isoliert werden, bevor sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.
Knapp 2% der Bevölkerung hatte Kontakt mit dem Virus
Darüber hinaus unterzogen sich die Teilnehmer einem serologischen Test, der darauf abzielt, das Vorhandensein von Antikörpern gegen das SARS-CoV-2 Virus im Blut anzuweisen. So zeigte der serologische Test, dass 35 Personen (1,9 %) IgG Antikörper gegen das SARS-CoV-2 Virus ausgebildet haben, was darauf hindeutet, dass diese Personen in den letzten Wochen Kontakt mit dem Virus hatten. „Es ist wichtig zu betonen, dass das Vorhandensein von Antikörpern im Blut nicht automatisch bedeutet, dass die entsprechenden Personen immun gegen das Virus sind“, verdeutlicht Prof. Rejko Krüger. „Es ist noch nicht geklärt, wie lange die Antikörper sich im Blut befinden und wie effektiv sie das Virus bekämpfen können. Ein positiver serologischer Test ist daher keine Garantie für eine schützende Immunität.“
Mitteilung der Ergebnisse an die Teilnehmer
Im Falle eines positiven Befundes der PCR-Analyse oder des serologischen Tests wird ein an der CON-VINCE Studie beteiligter Mediziner den Teilnehmer sowie dessen Hausarzt benachrichtigen. Um die Anonymität der Teilnehmer und ihren Datenschutz im Rahmen der Forschung zu gewährleisten, wurde die Studie so konzipiert, dass nur dann ein Arzt der Studie auf die Daten des Teilnehmers identifizieren kann und somit Kontakt aufnehmen kann, wenn der zuvor definierte Fall eines positiven Testresultats vorliegt. Wenn die Teilnehmer hingegen nicht von einem Arzt der Studie kontaktiert werden, bedeutet dies, dass das Ergebnis ihres PCR-Tests (Rückmeldung innerhalb von 2 Tagen nach dem Laborbesuch) bzw. Serologie-Tests (Rückmeldung innerhalb von 2 Wochen nach dem Laborbesuch) negativ ausgefallen ist. Davon unabhängig werden die Teilnehmer an der Studie in regelmäßigen Abständen für einen Zeitraum von zwei Monaten sowie nach Ablauf eines Jahres nachuntersucht, um die Verbreitung und Übertragung des Virus in Luxemburgs Bevölkerung zu verfolgen.
Untersuchung einer statistisch repräsentativen Gruppe
Die Teilnehmer für die CON-VINCE Studie wurden aus einem Pool von 18.000 bestehenden Teilnehmern des Meinungsforschungsinstituts TNS Ilres ausgewählt, um die tatsächliche luxemburgische Bevölkerungsstruktur so gut wie möglich abzubilden. Die Studie wurde sorgfältig konzipiert, um sowohl den höchsten wissenschaftlichen Standards zu entsprechen als auch eine Durchführbarkeit in der aktuellen Notfallsituation zu gewährleisten. Hierzu liegen der Studie drei Kriterien zu Grunde, anhand derer die Teilnehmer ausgewählt wurden: Alter, Geschlecht und Wohnsitz.
“In jeder Studie müssen die Forscher Auswahlkriterien festlegen und diese in ihre Auswertung einbeziehen“, erklärt Prof. Ulf Nehrbass, Sprecher der Research Luxemburg COVID-19 Task Force. „Weitere Kriterien zur Auswahl in die Studie mit einfließen zu lassen, würde eine wesentlich höhere Anzahl an Teilnehmern erfordern. Daher können andere Faktoren wie Haushaltszusammensetzung, sozialer Status oder Lebensstil in Anbetracht des organisatorischen und finanziellen Rahmens der Studie nicht berücksichtigt werden.“ Die genaue Methodik wird in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und mögliche Limitierungen werden bei der Analyse der Daten berücksichtigt.
Erfolgreicher Start dank gemeinschaftlichem Einsatz
Der Entwurf und die Durchführung einer solchen umfassenden Studie in der gegebenen kurzen Zeit erfordert ein hohes Maß an Teamgeist und setzt sich aus vielen wichtigen Beiträgen der einzelnen Beteiligten zusammen. Ohne den Beitrag der über 1800 freiwilligen Studienteilnehmer wäre dies nicht möglich gewesen, ebenso wenig ohne die Expertise der luxemburgischen Forschungseinrichtungen - das Luxembourg Institute of Health (LIH), die Universität Luxemburg, das Laboratoire National de Santé (LN) – sowie den Beitrag zahlreicher Partner wie Centre Hospitalier de Luxembourg, TNS-ILRES, Ketterthill, Laboratoires Réunis und BioneXt Lab. Die CON-VINCE Studie wurde vom Fonds National de la Recherche (FNR) und der André Losch Foundation finanziert.
„Die Research Luxemburg COVID-19 Task Force möchten hiermit ihren herzlichsten Dank all denjenigen aussprechen, die zum erfolgreichen Gelingen der CON-VINCE Studie beitragen und diesem Projekt ihre Zeit widmen,“ sagt Rejko Krüger abschließend. „Besonderer Dank gilt den mehr als 1800 Teilnehmern, die dieses longitudinale Forschungsprojekt so großzügig und langfristig unterstützen. Ihre wiederholte Teilnahme bis ins Jahr 2021 ist von ausschlaggebender Bedeutung, um zu verstehen wie sich die Prävalenz und die Verbreitung des Virus in Luxemburg in den nächsten Monaten verändert.“
Autor: Research Luxembourg
Infobox
Research Luxembourg ist eine gemeinschaftliche Initiative der Hauptakteure der öffentlichen Forschung in Luxemburg: Luxembourg Institute of Health (LIH); Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER); Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST); Laboratoire National de santé (LNS); Luxinnovation; University of Luxembourg; Fonds National de la Recherche (FNR), koordiniert durch das Ministerium für Hochschulwesen und Forschung. Das Hauptanliegen dieser Initiative ist es, die wissenschaftliche Kooperation in Luxemburg zu unterstützen und die Arbeit des gesamten Sektors nach außen zu kommunizieren. www.researchluxembourg.lu