© Félix Urbain
Herr Dr. Urbain, in Ihrer Dissertation haben Sie bei der Herstellung von Wasserstoff mit Hilfe von Sonnenenergie einen Rekord erzielt: Einen Wirkungsgrad von 9,5 Prozent. Nun sind Sie von Aachen nach Barcelona gezogen. Geht die Rekordjagd dort weiter?
Natürlich bin ich immer auf der Jagd nach Rekorden. In Barcelona gehe ich nun aber einen Schritt weiter. Während ich in meiner Doktorarbeit die reine Wasserspaltung untersucht habe, beschäftige ich mich nun mit der CO2-Umwandlung. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen kann durch diesen Prozess eine breitere Palette an regenerativen Brennstoffen gewonnen werden, wie Wasserstoff, Methan und aber auch flüssige Reaktionsprodukte wie Methanol oder Ethanol. Zum anderen recycelt man Kohlendioxid, was vor dem Hintergrund des Klimawandels wichtig ist.
Hierfür haben Sie sogar ein Stellenangebot des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston ausgeschlagen…
Eine Entscheidung, die mir nicht leicht gefallen ist. Denn das MIT hat einen ausgezeichneten Ruf. Allerdings hätte ich mich dort allein mit der Weiterentwicklung von Solarzellen beschäftigt. In Barcelona kann ich die Fragen meiner Doktorarbeit besser weiterverfolgen und weiterentwickeln. Ich hatte zudem auch bereits Kontakte in Barcelona und schätze das familiäre, sympathische Arbeitsumfeld sehr. Manchmal soll man sich eben für die Dinge entscheiden, die einem Spaß machen und nicht die, die vielleicht im Lebenslauf gut aussehen würden.
Liegt die Energieversorgung der Zukunft denn in der CO2-Umwandlung?
Dies als Zukunftsenergie zu betiteln, würde ich nicht wagen – dafür ist die Entwicklung zu schwer vorherzusehen. Was es vor allem braucht, sind - auf Grund schwankender Energiebereitstellungen – Reservekraftwerke, wobei die CO2-Umwandlung helfen kann. Und es zeichnen sich die gleichen Trends ab, wie bei der Wasserspaltung vor einigen Jahren: Die Effizienzen werden immer besser.
Wie sind Sie dazu gekommen, gerade in diesem Bereich zu forschen?
Mein Studium an der RWTH Aachen war bereits sehr interdisziplinär. In meiner Masterarbeit hat es mich dann beeindruckt, wie man photovoltaisch Energie verwenden kann, die umsonst zur Verfügung steht – die Sonne ist die größte uns zur Verfügung stehende Energiequelle und sie schickt außerdem keine Rechnung. Das ist ein großer Antrieb für viele junge Wissenschaftler, so auch mich. In der anschließenden Doktorarbeit war der Antrieb vor allem: Was macht man, wenn keine Sonne scheint? Dann braucht man vernünftige Zwischenspeicher für die Energie. Die Speicherung bezieht wieder viele verschiedene Forschungsfelder mit ein, was meine Arbeit sehr bereichert: Physik, Chemie, Katalyse und vieles mehr.
Wäre eine Tätigkeit in der Industrie nicht auch attraktiv für Sie?
Natürlich. Aber trotzdem macht es mir gerade viel Spaß, universitär an vorderster Front zu forschen, weil man dort mit Themen in Kontakt kommt, mit denen man ansonsten vielleicht eher zwanzig Jahre später konfrontiert wird. An der Arbeit des Wissenschaftlers gefällt es mir außerdem sehr, dass man in vielen verschiedenen Ländern arbeiten kann. Man kann hin- und herspringen und baut viele bereichernde Kontakte auf. Wenn man den örtlichen Wechsel mag ist das ein großer Vorteil.
Dr Felix Urbain hällt im Rahmen der 125 Jahre des Lycée de Garçons de Luxembourg am 5. Oktober um 18 Uhr in Limpertsberg im Physik-Auditorium des LGL (place Auguste Laurent) einen Vortrag. Thema seines Vortrags: Le CO2, une ressource à exploiter? Valorisation du principal gaz à effet de serre comme matière première. Hier der Link zur Veranstaltung.
Autor: Tim Haarmann
Foto: Félix Urbain
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Cycle de conférences "Les Glorieux Lycéens": Im Rahmen der 125 Jahre des Lycée de Garçons de Luxembourg spricht Felix Urbain am 5. Oktober um 18 Uhr in Limpertsberg im Physik-Auditorium des LGL (place Auguste Laurent). Thema seines Vortrags: Le CO2, une ressource à exploiter? Valorisation du principal gaz à effet de serre comme matière première.
Félix Urbain hat an der RWTH Aachen Materialwissenschaften studiert und im Anschluss am Forschungszentrum Jülich im Bereich der Photovoltaik promoviert, wo er für seine Arbeit mit dem Jülicher Exzellenzpreis ausgezeichnet wurde. Urbains Interessenschwerpunkt liegt im Bereich der Energieforschung. Zurzeit arbeitet er am »Catalonia Institute for Energy Research«.