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Raumfahrttechnologie mit weniger Gewicht. Naoufal Bahlawane entwickelt am LIST eine so genannte „Super-Schwarz-Beschichtung für die Europäische Weltraumorganisation“
„BlackCoat“ heißt das von Naoufal Bahlawane am Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) für die ESA geleitete Projekt. Bei der „Super-Schwarz-Beschichtung“ handelt es sich um eine Alternative zu herkömmlichen Verfahren der Streulichtvermeidung bei optischen Geräten: „Um Streulicht und somit z.B. die Unschärfe von im All gemachten Aufnahmen zu unterdrücken, werden bislang Material-Innenwände angestrichen oder oberflächenbehandelt bzw. zusätzliche Spezialbleche integriert.“ Das fällt dann signifikant ins Gewicht – das nun folgerichtig künftig reduziert werden soll.
Vorteilhaftes Schwarz: Gewicht und Kosten sinken
Anwendung soll das „neue Schwarz“ im Weltraum vor allem in Teleskopen finden, wobei das von Naoufal Bahlawane geleitete Forscherteam künftigen Anwendern noch einen weiteren Mehrwert anbieten will: „Neben dem Gewicht werden auch die Kosten für die Beschichtung in Zusammenhang mit Streulichtunterdrückung sinken“, so der gebürtige Marokkaner, der 2011 nach Aufenthalten in Frankreich und Deutschland zum LIST kam, wo er seit 2015 als Forschungsleiter und Technologie-Berater tätig ist (siehe Info-Box).
Naoufal Bahlawane sieht in dem Projekt ein Paradebeispiel für internationalen Knowledge-Transfer: „Wir arbeiten bei BlackCoat mit spezialisierten Unternehmen wie MateriaNova aus Belgien und Thales Alinea Space aus Frankreich zusammen. Diese Kooperation mit führenden Wirtschaftsakteuern zeigt die Bedeutung des Projekts für die Praxis. Gewicht und Kosten sind auch im All relevante Faktoren, und wir sind uns sicher, bei den immer kleiner werdenden Teleskopen einen wichtigen Innovationsschritt leisten zu können.“
Vielseitiges Schwarz: Projekt rund um Energiegewinnung
Neben BlackCoat ist Naoufal Bahlawane auch an einem ganz irdischen Projekt rund um Schwarz-Beschichtungen beteiligt. Bis 2018 beteiligt er sich am FNR-Projekt „Black-Select“. Hier forschen Experten auf Carbon-Basis an wärmebeständigen Spezial-Beschichtungen für Solarabsorber, die zur Energiegewinnung eingesetzt werden. Naoufal Bahlawane: „Die Nanotechnologie hat im Bereich Materialwissenschaften zu ganz neuen Möglichkeiten geführt, die bereits in zahlreichen Forschungsfeldern genutzt werden.“
Nano-Technologie, also die ganz kleinen Teilchen vom Einzel-Atom bis zur Obergrenze von 100 Nanometern, ist am LIST ein zentraler Forschungsschwerpunkt, was seinerzeit auch der Grund für Naoufal Bahlawanes Karrieresprung nach Luxemburg war. Seitdem hat sich einiges getan, wie der 44-Jährige nicht ohne Stolz erzählt: „Wir haben in den vergangenen Jahren u. a. auch eine innovative Beschichtung mit entwickelt, die mittelfristig wesentlich zur Verbesserung der 3-D-Druck-Technologie beitragen dürfte.“
Autor: Sven Hauser
Foto: LIST
Infobox
Naoufal Bahlawane ist einer, der im positiven Sinne Grenzen überschreitet: Nach Erlangung des Diploms in Physik und Chemie in seiner marokkanischen Heimat, zog es ihn nach Lyon, wo er nach seinem zweiten Diplom in analytischer Chemie eine Promotion in Materialwissenschaft ablegte. Es folgten vier „Wanderjahre“ als Post-Doktorand an unterschiedlichen Institutionen in Japan sowie ein zehnjähriger Aufenthalt in Bielefeld, wo er sich im Jahr 2008 in physikalischer Chemie habilitierte.