
AdobeStock/StockPhotoPro
Anm. der Redaktion: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 7. Juli 2015 veröffentlicht und am 30. Juni 2025 aktualisiert. Die Abschnitte "40°C in der Sonne, 60°C im Auto - wieso?" und "Spielt das Wetter verrückt?" wurde weiter unten plaziert und mit Informationen zum Klima in Luxemburg aktualisiert.
Dass man sich bei hohen Temperaturen nicht immer sehr wohl fühlt ist klar. Unser Organismus erzeugt ja beständig Wärme. Und die muss nach außen abgegeben werden, wenn die Temperatur auf 37°C konstant bleiben soll.
Die Wärmeabgabe würde besonders gut funktionieren, wenn wir uns nackt in eine 0°C kalte Umgebung befänden. Je grösser die Temperaturdifferenz zwischen Organismus und Außenwelt, umso grösser die pro Sekunde an die Außenwelt abgegebene Wärme. Kleider verlangsamen diesen Wärmetransport.
Erreicht die Lufttemperatur 37°C, so haben Organismus und Außenwelt die gleiche Temperatur. Unter diesen Bedingungen findet kein direkter Wärmetransport mehr vom Wärmeren zum Kälteren statt. Wie kühlt denn nun unser Organismus?
Der menschliche Organismus kühlt durch Verdunsten von Wasser
Damit Wasser verdunstet, also vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht, braucht es Energie. Und es nimmt sich die Energie von den Flächen, die mit ihm in Berührung stehen. Diese Flächen geben also Energie an das Wasser ab. Und der entstandene Wasserdampf (= das unsichtbare Wasser in gasförmigen Zustand) entführt die aufgenommene Energie in die Umwelt. Jeder hat im Schwimmbad schon mal festgestellt, dass nasse Haut kühlt. Nicht weil das Wasser kühl wäre, sondern weil das Verdunsten von Wasser der Haut Wärmeenergie entnimmt.
Auch wenn wir es nicht merken, verdunstet bei normalen Temperaturen etwa ein halber Liter Wasser pro Tag auf unserer Haut. Schwitzen wir zusätzlich, so verdunstet weit mehr. Das meiste Wasser allerdings verdunstet in unseren Lungen. Haut und Lungenbläschen geben also Wärmeenergie an die Umwelt ab!
Übrigens: Diese „Verdunstungsenergie“ ist sehr hoch. Mit der Energie, die benötigt wird, um 1 mL Wasser zu verdunsten, könnte man ein Espresso zubereiten!
Und noch etwas: Je trockener die Luft ist, umso schneller verdunstet das Wasser in der Haut und in den Lungen, und umso stärker ist der Kühleffekt. Trockene heiße Luft ist daher gut verträglich.
Die Verdunstung auf der Haut, und somit der Kühleffekt, werden auch verstärkt, wenn die Luft in Bewegung ist (Durchzug, kleines Lüftchen, Ventilator).
Weshalb ist es in Städten wärmer als auf dem Lande?
In Ballungsgebieten wird viel Energie „verbraucht“, das heißt, in Wärme umgewandelt (Autos, Elektrogeräte, Beleuchtung, usw.). Kann sie nicht gut entweichen, weil z. B. kein Wind bläst, dann wird es etwas wärmer als auf dem Lande. Außerdem nehmen Gebäude und Asphaltflächen am Tag viel Sonnenenergie auf und strahlen sie unter Form von unsichtbarer infraroter Strahlung wieder ab. Diese Strahlung wird zum Teil von benachbarten Gebäuden oder Flächen wieder aufgenommen, so dass ein Teil der Energie „in der Stadt gefangen bleibt“ und nicht in Richtung Atmosphäre und Weltall entweichen kann. Auf dem Lande ist dieser Teil erheblich geringer.
Am Tag kann es daher in Städten 1°C bis 2°C wärmer sein. Und nachts kann es noch mehr sein.
40°C in der Sonne, 60°C im Auto - wieso?
Ein Auto in der Sonne ist ein Treibhaus. Die Sonnenstrahlen durchdringen mühelos die Windschutzscheibe und erhitzen das Autoinnere. Außerdem erwärmen sie die Karosserie, und die gibt wiederum Wärmeenergie ans Autoinnere ab. Kein Wunder, dass die Temperatur im Innern auf höhere Werte steigt als die Lufttemperatur draußen.
Ähnlich ist es, wenn wir uns „in der Sonne braten lassen“. Die Sonnenstrahlung wird zum Teil von den Kleidern und der Haut aufgenommen. Deren Temperatur ist demnach höher als die der Luft. Auch sonnenbeschienene Thermometer absorbieren Strahlungsenergie und zeigen höhere Werte an als die Lufttemperatur.
Die Lufttemperatur wird korrekt im Schatten gemessen, 2 m über Gras, fernab von Bäumen oder hohen Gebäuden. Das Thermometer ist dort im thermischen Gleichgewicht mit der Luft: seine Temperatur und diejenige der Luft sind gleich groß!
Übrigens: Die Lufttemperatur ist im Schatten genauso hoch als „in der Sonne“!
Wie übersteht man heiße Sommertage?
Besonders warme, feuchte, stehende Luft ist schwer zu ertragen. Wenn man dann auch noch den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, ist höchste Alarmstufe ausgerufen! Es drohen Sonnenstich und Hitzschlag!
Was also tun bei dieser Affenhitze?
1. Wasser zu sich nehmen: Genug trinken. Kein Alkohol. Der führt zu zusätzlichem Wasserverlust. Selbstgemachte Früchtesäfte sin ideal. Aber nicht eiskalt trinken, denn das führt zu zusätzlichem Schwitzen mit unnötigem Wasserverlust. Lauwarmer Tee ist auch sehr geeignet (Arabische Länder, Indien, usw.). Am besten Wasserhaltiges essen, wie (kalte) Suppen, rohes Gemüse, frische Salate, Obst.
2. Sich abkühlen durch Schwimmbad, kühle Dusche, kühle Fußbäder. Niemals eiskalt und im überhitzten Zustand, denn dies belastet den Kreislauf. Kaltes Wasser über Handgelenke laufen lassen. Anlegen kalter Wickel. Kopf und Nacken mit kühlem Wasser befeuchten.
3. Sich körperlich angemessen betätigen. Jede Muskelarbeit, sei es bei Sport oder Gartenarbeit, erzeugt im Körper Wärme. Und die muss zusätzlich abgeführt werden.
4. Haut und Körper vor übermäßiger Sonneneinstrahlung schützen (Sonnenhut und Schirm).
5. Leichte, weite und helle Sommerbekleidung tragen, möglichst aus Naturfasern (Baumwolle). Helle Flächen nehmen weniger Strahlungsenergie auf als dunkle.
6. Nicht zu spät zu Abend essen. Mit vollem Bauch schläft man schlecht ein. Fettes Essen belastet den Kreislauf.
7. Zuhause Wärme abstrahlende Geräte möglichst ausschalten. Jeder Computer, jeder Monitor gibt Wärme ab. Eingeschaltete Glühbirnen heizen den Raum zusätzlich.
8. Vorsichtig bei Klimaanlage. Der abrupte Wechsel von kalt auf warm und umgekehrt hat so seine Nebenwirkungen.
9. Nicht vergessen: Sich um das Wohlbefinden von älteren oder sonst wie gefährdeten Angehörige kümmern.
Mehr Infos auch auf dieser Internetseite: https://santesecu.public.lu/de/espace-citoyen/dossiers-thematiques/c/canicule.html
Spielt das Wetter verrückt?
Wird eine Hitzewelle von den meteorologischen Instituten angekündigt, wird in den (sozialen) Medien oft der Klimawandel dafür verantwortlich gemacht. Dabei ist es wichtig, Wetter nicht mit Klima zu verwechseln.
Während das Wetter die aktuellen meteorologischen Bedingungen draußen bzw. die Vorhersagen für die nächsten Tage oder Wochen beschreibt, muss man, um den Klimawandel zu messen, meteorologische Mittelwerte über lange Zeiträume miteinander vergleichen. Auf regionaler Ebene sollten dabei Zeiträume von 30 Jahren miteinander verglichen werden.
Meteorologen werden nicht müde, zu wiederholen, dass unser Wetter nun mal sehr variabel ist, und dass Extreme, von Ausnahmen abgesehen, normal sind. Anfang Juli 2015 betrug beispielsweise die Lufttemperatur an den wärmsten Orten des Gutlands während 5 hintereinander folgenden Tagen zwischen 34°C und 37°C. Zum Vergleich: Im August 2003 wurden knapp 41°C an der Mosel gemessen.
Hitzetage gab es auch schon vor 50 Jahren. Aber wie hat sich die Zahl der heißen Tage und Nächte in Luxemburg seit den 1960er Jahren entwickelt? Das haben wir vergangenes Jahr in einem „Ziel mir keng!“-Video thematisiert:
Im Zeitraum 1991-2020 ist die Zahl der Hitzetage, das heißt der Tage, an denen die Höchsttemperatur bei über 30 °C lag, im Vergleich zu den 30 Jahren davor von 2,8 auf 9,7 pro Jahr gestiegen. Sie hat sich also verdreifacht.
Die Zahl der sogenannten Sommertage und „warmen“ Nächte hat sich fast verdoppelt.
„Sommertage“ bezeichnen Tage, an denen die Höchsttemperatur 25 °C überschreitet. Mit „Hitzetagen“ werden Tage bezeichnet, an denen die Höchsttemperatur über 30 °C liegt. Tropennächte sind Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C fällt.
Autor: André Mousset
Redaktion: Michèle Weber (FNR)
Infobox
http://www.apotheken-umschau.de/Gehirn/Was-tun-bei-Sonnenstich-und-Hitzschlag-176389.html
http://www.apotheken-umschau.de/Umwelt/So-ueberstehen-Sie-heisse-Sommertage-54036.html
Zahlen zu Hitzetagen etc.: Service de la métérologie, Administration des services techniques de l'agriculture (ASTA).