(C) Luxemburger Wort/Anouk Antony
Kleintiere wie Meerschweinchen oder Kaninchen sind beliebte Haustiere, aber die niedlichen Kuscheltiere lösen manchmal Allergien bei ihren Besitzern aus. Eine erfolgreiche Behandlung gibt es bisher nicht und oft muss das Tier weggegeben werden. Das könnte sich in Zukunft ändern: das Labor für Immunogenetik und Allergologie am Luxembourg Institute of Health (LIH, ehemals Centre de Recherche Public Santé) macht einen ersten wichtigen Schritt, um Kaninchen-Allergien besser zu erkennen und eventuell in Zukunft zu behandeln.
Die Forscher haben ein Allergen – einen Allergie-auslösenden Stoff – aus Kaninchenhaarproben isoliert, das in neuen, spezifischen Kaninchen-Allergietests eingesetzt werden könnte.
Kaninchen-Allergie genau erkennen
„In Haushalten mit mehreren Haustieren ist es mit den aktuellen Allergie-Tests schwer zu bestimmen, auf welches Tier ein Patient allergisch ist“, erklärt Dr François Hentges, Leiter des Labors am LIH. Es kommt vor, dass ein Katzenallergiker in einem Kaninchen-Test positiv reagiert, obwohl er in Wirklichkeit gar keine Probleme mit Kaninchen hat! Das liegt daran, dass die Tests mit einem Gemisch an Stoffen durchgeführt werden, die nicht immer spezifisch für das entsprechende Tier sind. Ein neuer Test, der nur das eine Kaninchen-Allergen beinhaltet, könnte dieses Problem lösen. Reagiert der Patient auf diesen Stoff, weiß man, dass er tatsächlich auf Kaninchen und nicht auf irgendein anderes Haustier allergisch ist.
Allergie-auslösender Stoff in der Tränenflüssigkeit
Tierallergien, wie alle Allergien, sind eine Überreaktion des Immunsystems. Der Körper reagiert gegen normalerweise harmlose Fremdstoffe (Allergene) aus der Umwelt mit einer Entzündung. Tierhaare sind oft die Ursache, aber im Grunde reagiert das Immunsystem gegen Eiweiße in Körperflüssigkeiten wie Tränen oder Speichel, die an den Haaren kleben. Das Allergen, das die Forscher entdeckt haben, ist ein Bestandteil der Tränenflüssigkeit bei Kaninchen.
Bis es den spezifischen Test in der Praxis gibt, wird es allerdings noch dauern. Zuerst müssen die Wissenschaftler lernen, große Mengen des Allergens im Labor herzustellen.
Tierallergien besser verstehen
In der Zwischenzeit wollen Dr Hentges und sein Team untersuchen, wie das Immunsystem auf das Allergen reagiert, und ob sie diese Immunantwort beeinflussen können. Rein theoretisch könnten Ärzte das Allergen in Zukunft nämlich auch in einer Immuntherapie einsetzen, bei der sie das Immunsystem des Patienten schrittweise an das Allergen „gewöhnen“, und den Patienten so von seiner Allergie befreien. Für Katzenallergiker gibt es bereits solche Therapien. Außerdem sucht das Labor nach spezifischen Allergenen bei anderen Kleintieren, z.B. Meerschweinchen.
Autor: Michèle Weber
Photo © Luxemburger Wort/Anouk Antony
Infobox
Tierallergien sind eine Überreaktion des Immunsystems. Der Körper reagiert gegen normalerweise harmlose Fremdstoffe aus der Umwelt (Allergene) mit einer Entzündung. Hauptsymptome einer Allergie sind triefende Nasen oder Augen, Hautauschlag oder Asthma. Meistens sind die Symptome mild bis schwerwiegend, können aber auch lebensbedrohlich sein.
Ein allergie-auslösender Stoff, meistens ein Eiweiß, das in Körperflüssigkeiten wie Tränen oder Speichel enthalten ist.
Eiweiße oder Proteine sind Stoffe aus denen alle Zellen und Lebewesen aufgebaut sind und die nahezu alle wichtigen Funktionen in der Zelle oder dem Lebewesen ausführen. Gene in der DNA (dem Erbmaterial) enthalten den Bauplan für die Eiweiße.
Beim „Prick-Test“ sticht (Englisch = to prick) der Arzt verschiedene Allergen-Extrakte mit einer kleinen Lanzette in die Haut des Patienten und überprüft nach einer halben Stunde bis zu ein paar Tagen ob sich Rötungen oder Quaddeln bilden. Das Problem bei diesem Test: die Extrakte enthalten ein Gemisch aus Eiweißen, die nicht immer spezifisch für das entsprechende Tier sind.
Denn eine erfolgreiche Behandlung gibt es gegen die meisten Tierallergien bisher nicht. Oft muss das Tier entfernt oder zumindest Kontakt vermieden werden. Doch die allergieauslösenden Hinterlassenschaften der Tiere bleiben oft noch jahrelang im Haushalt zurück. Dr Christiane Hilger, die das Forschungsprojekt leitete, fand das Kaninchen-Allergen auch in Staubproben aus Haushalten mit Kaninchen. „Man muss nicht unbedingt in direktem Kontakt mit Kaninchen sein, um allergisch zu reagieren“, erklärt Dr Hentges. Das Allergen haftet an Kleidung und Schuhen und kann so von zu Hause aus ins Büro oder in die Schule gelangen. Zur Zeit wird eine Studie in luxemburgischen Schulen durchgeführt die herausfinden soll, inwiefern Allergene auf diese indirekte Art und Weise verbreitet werden.