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Aida Nazariklorram und Pouyan Ziafati präsentieren den ersten sozialen Roboter in Luxemburg.

Forscher der Uni Luxemburg haben einen Roboter entwickelt, der leicht zu programmieren und deshalb vielseitig einsetzbar ist. Wie zum Beispiel bei Autisten.

Dass Roboter eigenständig den Rasen mähen und im Haus staubsaugen, daran haben wir uns längst gewöhnt. Die Vorstellung jedoch, sich mit einem Vertreter der Künstlichen Intelligenz zu unterhalten, fällt den meisten von uns schwer. Denn dafür sind uns die Roboter dann doch zu emotionslos. Wir erwarten von einer Unterhaltung meist mehr als nur die richtige Antwort auf eine Frage.

Es gibt allerdings auch viele Menschen, die darauf weniger Wert legen. Weil sie Schwierigkeiten haben, mit Emotionen umzugehen. Wie beispielsweise autistisch veranlagte Kinder. Möchte man ihnen in der Schule etwas beibringen, so kann dabei der Einsatz eines sozialen Roboters durchaus hilfreich sein. „Autisten haben oft Probleme, mit Menschen zu interagieren“, erklärt Dr. Pouyan Ziafati. „Und es hat sich gezeigt, dass Roboter eher einen Zugang bekommen.“

Soziale Roboter unterstützen Ausbilder, Lehrer und Therapeuten

Ziafati hat am Centre for Security, Reliability and Trust (SnT) der Uni Luxemburg seine Doktorarbeit zur Künstlichen Intelligenz und zu Robotics geschrieben.  Und er hat darauf aufbauend das Start-up-Unternehmen LuxAI gegründet. Das Unternehmen  befasst sich mit der Entwicklung und dem Bau sozialer Roboter.  Das sind Roboter, die mit Menschen interagieren und deshalb sehr schnell eine große Menge an Informationen verarbeiten und ihr Verhalten an die Interaktion anpassen, wie der Forscher erklärt.

Die Anwendungsbereiche sind vielfältig. So können soziale Roboter im Bildungs- oder Gesundheitssystem die Ausbilder und Therapeuten bei ihrer Arbeit unterstützen. Sie können mit Schlaganfallpatienten Übungen zur Rehabilitation praktizieren oder aber mit Kindern Vokabeln lernen. Darüber hinaus sind sie auch in der Lage, Kindern spielerisch richtige Verhaltensweisen näherzubringen, wie Aida Nazariklorram, Firmenmitgründerin und Chief Medical Officer, erklärt. „Durch Geschichten, die der Roboter erzählt, lernen Kinder zum Beispiel, in bestimmten Situationen Hallo oder Danke zu sagen“, so Nazariklorram.

Guten Noten für soziale Erscheinung, Emotionalität und Handhabung

„Soziale Roboter werden qualifiziertes Personal niemals ersetzen“, betont Ziafati . „Aber sie können das Personal unterstützen, weil sie grenzenlos Zeit haben und Routineaufgaben übernehmen können.“ So arbeitet LuxAI bereits mit der Fondation Autisme Luxembourg sowie mit drei Abteilungen der Uni an Anwendungen für die Therapie von Autismus sowie für Verhaltenstherapie, Geriatrie und Fremdsprachenunterricht in Kindergärten.

„Unser Roboter ist der erste soziale Roboter aus Luxemburg“, sagt Ziafati und verweist auf Praxistests, denen der Prototyp bereits unterzogen worden sei. Dabei habe er sehr gute Noten für seine soziale Erscheinung, Emotionalität und Handhabung bekommen, so der Start-up-Unternehmer. „Unser Roboter hat sehr charakteristische Eigenschaften und kann Gefühle zum Ausdruck bringen“, sagt Nazariklorram. „Und er ist der bislang einzige Roboter, den jeder programmieren kann.“

Spezielle Schnittstelle ermöglicht Programmierung durch Laien

Das letzteres der Fall ist, hängt mit der entsprechenden Schnittstelle zusammen: Das Herzstück eines jeden Roboters ist seine Software. Bei LuxAIs sozialem Roboter beruht sie auf einer so genannten Robot Agent Programming Language, die Ziafati für seine Promotion entwickelt und auf die Erfordernisse sozialer Roboter angepasst hat. Solche Programmierungen sind allerdings nur IT-Experten möglich. „Praktiker, die einem Roboter beispielsweise das Training von Schlaganfallpatienten beibringen wollen, können sich da nicht einarbeiten“, sagt Ziafati: „Sie brauchen eine Schnittstelle, mit deren Hilfe sie den Roboter intuitiv programmieren können.“

Genau diese Schnittstelle hat LuxAI in Zusammenarbeit mit dem Autonomous Robot Lab der Computer Science and Communications Research Unit (CSC) der Uni Luxemburg entwickelt. Die Technik basiert auf dem in Smartphones weit verbreiteten Android-System.  Und Ziafati ist davon überzeugt, dass der soziale Roboter damit für den Massenmarkt tauglich gemacht werden kann. „Die ersten Tests mit unserem Roboter haben IT-Laien gemacht. Sie konnten die Roboter innerhalb von 20 Minuten für ihre Zwecke programmieren“, erklärt er.

Konkrete Anwendungen von hohem gesellschaftlichem Nutzen

Für die Entwicklung des Roboters ist LuxAI, dessen vorangegangenes Forschungsprojekt vom FNR im Rahmen seines „Proof of Concept“-Programms gefördert wurde, bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. So hat das Team unter anderem im Juli den ersten Platz beim Mind & Market Forum in Luxemburg belegt.

Und auch Professor Björn Ottersten, Direktor des SnT, ist erfreut über den Erfolg und die Gründung des Unternehmens.   „LuxAI zeigt, dass unsere Anstrengungen, Forschungsergebnisse in konkrete Anwendungen von hohem gesellschaftlichem Nutzen zu überführen, zunehmend Früchte tragen“, sagt er. Im Fall des sozialen Roboters hängt das nicht zuletzt auch mit der Unterstützung durch den FNR zusammen. „Das hat uns erst die Produktion eines Prototyps ermöglicht“, sagt Ziafati. „Jetzt werden wir daraus ein erfolgreiches Produkt machen.“

Autor: Uwe Hentschel

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