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Die Forscher aus dem LCSB erstellen zum ersten Mal eine „Parkinson-Landkarte“

Parkinson-Krankheit ist für Mediziner und Biologen nach wie vor ein Rätsel. Forscher des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg haben jetzt erstmals eine interaktive Darstellung des gesamten Wissens zu den genetischen und molekularen Ursachen der Parkinson-Krankheit veröffentlicht: eine „Parkinson-Landkarte“ oder englisch „PD-Map“ (PD für Parkinson´s Disease).

Die Publikation der LCSB-Forscher zur PD-Map ist in dem renommierten Fachjournal Molecular Neurobiology erschienen. Durch die neu gewonnene Übersichtlichkeit der vorhandenen Ergebnisse erleichtert. „Die Biomedizin hat zwar bereits jede Menge Erkenntnisse über Parkinson gewonnen“, sagt Dr. Marek Ostaszewski, der das PD-Map-Projekt am LCSB koordiniert: „Jedes Jahr erscheinen tausende wissenschaftliche Publikationen dazu – aber kein einzelner Mensch kann in dieser Informationsflut den Überblick behalten.“ Das Wissen muss sortiert, sinnvoll miteinander verbunden und zum Nutzen der Parkinson-Patienten weiterentwickelt werden.

Eine internationale Zusammenarbeit mit Forschern aus Tokyo 

Aus diesem Grund haben sich LCSB-Wissenschaftler gleich nach Gründung des Zentrums vor etwa vier Jahren daran gemacht, solch einen Überblick zu erarbeiten und ihn in einer interaktiven Darstellung für die Forschung in Labor und Klinik nutzbar zu machen. Dazu haben sie eng mit dem japanischen Systems Biology Institute (SBI) in Tokyo kooperiert: Die SIB-Wissenschaftler arbeiten schon lange an virtuellen Karten komplexer Stoffwechselprozesse und haben Erfahrung mit der systematischen Erschließung und Darstellung vorhandenen Wissens. Das LCSB hat diese Erfahrungen weiterentwickelt und – weltweit zum ersten Mal – für eine komplexe Krankheit eine solche Karte zu erstellt.

„PD-Map“ ergibt neue Forschungshypothesen nicht nur für LCSB, sondern auch für andere Forschungsinstituten

Den Nutzen der PD-Karte beschreibt Marek Ostaszewski: „Durch die Darstellung des gesamten Wissens zu PD macht die Map Verbindungen zwischen Puzzlesteinen deutlich, die bisher keiner gesehen hat – und aus denen sich ganz neue Forschungshypothesen ergeben.“ Für die Biowissenschaftler bedeuten nicht nur solche Forschungshypothesen Stoff für weitere, sehr zielgerichtete Laborexperimente: Die PD-Map zeigt natürlich auch, wo die weißen Flecken in unserem Wissen über Parkinson sind, wo also genetische und molekulare Mechanismen noch nicht ausreichend untersucht wurden – und dringend Nachholbedarf besteht.

„Die Map gibt uns am LCSB, aber auch vielen anderen Forschungsinstituten enorm viele Anregungen für weitere wissenschaftliche Untersuchungen“, sagt der Direktor des LCSB, Prof. Dr. Rudi Balling: „In der Scientific Community stößt sie bereits jetzt auf reges Interesse; andere Forschungseinrichtungen können und sollen davon profitieren und ihr Spezialwissen ebenfalls in die Karte einbringen.“ Ein wichtiges Gebiet, in dem sich die PD-Map etablieren muss, ist die klinische Forschung. Dabei erführt das LCSB starke Unterstützung durch die IBBL, die Integrated Biobank of Luxemburg. „IBBL bringt wichtige Expertise ein – bei der Entwicklung und dem Vorhalten von Technologien oder Infrastrukturen für die klinische Forschung“, sagt Ostaszewski: „Die Biobank erleichtert auch enorm den Dialog zwischen Grundlagenforschern und Klinikern.“
Dabei darf der neu gewonnene Überblick natürlich nicht verloren gehen, und es müssen geeignete Werkzeuge entwickelt werden, um weiteres Wissen in die Map zu integrieren. Für Ostaszewski liegt die Lösung im Crowd-Sourcing. Der Grundgedanke des Crowd Sourcing ist derselbe wie bei Wikipedia: Ein Internetportal, in dem Wissenschaftler ihre Erkenntnisse simultan einpflegen und in dem die Map deshalb viel schneller wächst, als wenn sich ausschließlich ein Institut wie das LCSB darum kümmert. Wichtig ist, dass die neuen Einträge überprüft und gewichtet werden.

Autor: Sven Hauser
Foto © LCSB

Infobox

Die Parkinson-Krankheit

Seit langem ist klar, dass Symptome wie Muskelzittern, Muskelstarre und schließlich die völlige Bewegungsunfähigkeit durch das Absterben bestimmter Gehirnzellen ausgelöst werden. Die Ursache für diesen Zelltod besteht aus einem komplexen Zusammenwirken genetisch-molekularer Prozesse sowie äußerer Einflüsse, von denen ebenfalls viele Details bekannt sind. Wie die zahlreichen Faktoren zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen, ist jedoch noch weitgehend unbekannt.

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