Zwischen dem 30. November und dem 5. Dezember haben wir auf science.lu eine Umfrage zum Impfen gegen Covid-19 durchgeführt. Die Hauptfrage lautete: Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie sich impfen lassen, wenn ein Impfstoff zum Schutz gegen das Coronavirus (Covid-19) zugelassen und bereitgestellt wird? Dazu haben wir noch zusätzliche Fragen gestellt und diese miteinander in Relation gestellt. 

Die Umfrage ist nicht repräsentativ. 2553 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen. Die UmfrageteilnehmerInnen haben via science.lu oder die science.lu-Facebook-Seite mitgemacht. Über facebook haben wir auch "sponsored posts" eingesetzt, regional auf Luxemburg (das Land) beschränkt. Der größte Teil der UmfrageteilnehmerInnen hat über diesen Weg mitgemacht. 

Die Umfrage wurde zusammen mit den Wissenschaftlern Ardashel Latsuzbaia vom LNS und Joel Mossong von der Direction de la Santé erstellt. 

Das Resultat:

  • Insgesamt 55% der UmfrageteilnehmerInnen lassen sich sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich impfen, wenn ein Impfstoff zum Schutz gegen das Coronavirus (Covid-19) zugelassen und bereitgestellt wird. 
  • 13% sind sich noch nicht sicher.
  • 32% lassen sich wahrscheinlich nicht oder sehr wahrscheinlich nicht impfen. 

Was sind die weiteren Resultate in der Übersicht?

  • Luxemburg gehört zu den Schlusslichtern im internationalen Vergleich, was die Impfbereitschaft anbelangt. 
  • Die Impfbereitschaft ist höher bei älteren Menschen als bei Jüngeren.
  • Die Impfbereitschaft ist höher bei Männern als bei Frauen (im Gegensatz zu einer Studie in Nature Medecine, wo die Impfbereitschaft bei Frauen leicht höher war)
  • Die Impfbereitschaft ist höher bei Menschen die sich gut über das Impfen allgemein oder den Covid-19 Impfstoff speziell informiert fühlen als bei Menschen, die sich nicht gut informiert fühlen.
  • Die Impfbereitschaft ist höher bei Menschen die allgemein positiv zum Impfen eingestellt sind und sich auch gegen andere Krankheiten impfen lassen als bei Menschen, wo das Gegenteil der Fall ist.
  • Was die Nationalitäten anbelangt, die in Luxemburg oder der Grenzregion wohnen, ist die Impfbereitschaft bei Deutschen und anderen Nationen am höchsten, bei Belgiern und Portugiesen am niedrigsten. Luxemburger und Franzosen liegen in der Mitte.
  • Die Umfrage wurde auf 3 Sprachen publiziert. Die Impfbereitschaft war am höchsten bei der Umfrage auf Englisch, am niedrigsten auf Französisch (Deutsch in der Mitte). 
  • Die TeilnehmerInnen fühlen sich in der Mehrheit gut informiert über das Thema Impfen allgemein, weniger gut zum Thema Covid-19 Impfstoff und noch weniger sind der Meinung, dass korrekt und transparent über potenzielle Risiken und Nebenwirkungen zum Thema Covid-19 Impfstoff kommuniziert wird. 

Virologen gehen davon aus, dass die Pandemie unter Kontrolle ist, wenn sich 60-70% der Bevölkerung gegen Covid-19 impfen lassen - unter der Voraussetzung, dass der Impfstoff für ein oder besser mehrere Jahre gegen Covid-19 schützt.

Nehmen wir an, diese 60-70% Immunität durch den Impfstoff wären das Ziel. Wären wir dann nah am Ziel?

Nein. Auf den ersten Blick scheint es zwar so  (es fehlen ja scheinbar nur 5-15%). Aber dies ist nicht korrekt. Denn es gilt hier, einen Aspekt zu berücksichtigen: Stand heute dürfen sich Menschen unter 16 Jahre nicht gegen Covid-19 impfen lassen. Die jungen Menschen unter 16 Jahre repräsentieren jedoch ca 17% der Bevölkerung (Statistik von Statec: 16,1% der Bevölkerung waren 2019 zwischen 0 und 14 Jahre alt). D.h. 17% der luxemburgischen Bevölkerung kann sich gar nicht gegen Covid-19 impfen lassen (zumindest nicht Stand heute. Moderna plant jedoch klinische Studien an Teenagern durchzuführen. Dies könnte sich also in Zukunft ändern). 

Es verbleiben also noch 83% der Bevölkerung. Von diesen müssten sich dann ausreichend impfen lassen, um insgesamt auf 60-70% zu kommen. Etwas genauer bedeutet dies:

  • Von den verbleibenden ca. 83% müssten sich ca. 84% impfen lassen, um auf den Wert von 70% der Gesamtbevölkerung zu kommen.
  • Falls der Wert von 60% der Gesamtbevölkerung das Ziel sein sollte, dann müssten sich ca 72% impfen lassen.

Laut dieser Umfrage sind zurzeit aber nur 55% dazu bereit. 

Wenn sich ca 55% der über 16-Jährigen impfen lassen würde und der Impfstoff wirksam und sicher ist, könnte dies zwar die Mortalität runterdrücken und die Krankenhäuser entlasten, aber noch nicht zu dem Zustand führen, dass der R-Wert allein durch Immunität in der Bevölkerung unter 1 gedrückt wird. Für letzteren Zustand wäre eine höhere Impfbereitschaft nötig. 

Es ist davon auszugehen, dass die Impfbereitschaft der Bevölkerung sich über die Zeit ändern wird, wohl immer mal wieder in die eine oder die andere Richtung. Dies wird davon abhängen, wie wirksam die Impfstoffe sind, wie viele Nebenwirkungen es geben wird und wie der mediale Umgang damit stattfinden wird, wie die Kommunikation geführt wird, wie viele Fake News und/oder untransparente Informationen zirkulieren werden, ob irgendwann Länder zur Einreise einen Impfpass verlangen werden, wie die Pandemie sich weiter entwickeln wird (wie hoch also der Nutzen eingeschätzt wird), ... und viele weitere Faktoren. 

Infobox

Weshalb diese viel zitierten 60-70% der Bevölkerung, die sich impfen lassen müssten, um die Pandemie "unter Kontrolle" zu kriegen?

Beim neuartigen Coronavirus geht man davon aus, dass im Schnitt - falls keine weiteren restriktiven Massnahmen unternommen werden und noch keine Immunität in der Bevölkerung vorhanden ist -  jede infizierte Person ca. 3 weitere Personen mit dem Virus ansteckt. Der R-Wert liegt bei 3. 

Wenn nun aber 2/3 der Bevölkerung (66%) immun sind (z.B. durch den Impfstoff) passiert folgendes: Eine Person die ansteckend ist, würde à priori noch immer 3 weitere Menschen anstecken. Von diesen 3 Menschen sind nun aber 2 immun. Im Schnitt steckt diese infizierte Person nun also nicht mehr 3 weitere Personen an, sondern nur noch eine weitere. Der R-Wert sinkt somit von 3 auf 1. Die Pandemie ist ab nun "unter Kontrolle".

Dies ist aber sehr theoretisch und das bedeutet nicht, dass es ab dann keine Infektionen mit dem Coronavirus mehr gibt. Innerhalb der 30% nicht-Infizierten sowie in geringem Masse auch unter den "Immunen" (der Impfstoff wird nicht zu 100% wirksam sein und bei der "natürlichen" Immunität ist es auch nicht ausgeschlossen, dass es zu Reinfektionen kommen kann) wird es weiterhin zu Infektionen mit Covid-19 kommen. Auf lokaler Ebene kann es sogar weiterhin zu Ausbrüchen kommen, wenn in einer bestimmten Region die Immunität weit geringer ist als diese 60-70%. 

Nun ist die Ansage 60-70% nicht sehr präzise. Weshalb diese vage Angabe? Es gibt Faktoren, die bewirken, dass tendenziell eher mehr Menschen Immunität erlangen müssten, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, und andere Faktoren die mit sich bringen, dass auch etwas weniger Menschen ausreichen würden. 

  • Je geringer die Wirksamkeit des Impfstoffs, desto mehr Menschen müssten sich impfen lassen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Je höher die Wirksamkeit, desto weniger Menschen würden ausreichen.
  • Auch muss zurzeit noch geklärt werden, ob Menschen, die den Impfstoff erhalten haben, keine weiteren Menschen mehr anstecken können. Sind Menschen trotzdem noch ansteckend, müssen tendenziell wohl eher mehr Menschen Immunität erlangen, um die Pandemie unter Kontrolle zu halten.
  • Auch ist noch nicht ausreichend geklärt, wie viele Menschen nach überstandener Krankheit immun sind. Je höher und langanhaltender diese "natürliche Immunität" ist, desto weniger Menschen müssten sich impfen lassen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. 

Wie man sieht: Diese Zahl der 60-70% ist ein Richtwert, der auf Schätzungen Stand heute beruht. Erst wenn noch weitere Fragen geklärt sind, kann man genauer einschätzen, wie viele Menschen Immunität erlangen müssen, um die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Allgemein gilt: 60-70% sind ein Minimalwert für ein gesellschaftliches Leben mit relativ wenigen Schutzmassnahmen. Je höher die Immunität innerhalb der Bevölkerung, desto weniger Schutzmassnahmen werden gebraucht. Ab einem gewissen Wert werden dann wohl gar keine mehr gebraucht. Wie hoch dieser Wert ist und ab wann dieses Szenario eintritt, weiß Stand heute aber noch keiner.

Die Resultate der science.lu-Umfrage im Detail

In den folgenden Abschnitten analysieren wir die Umfrageergebnisse im Detail. Vorerst aber mal die Angaben zu den TeilnehmerInnen. Insgesamt haben 2553 Menschen teilgenommen. Die überwiegende Mehrheit hatte die luxemburgische Nationalität (74%). Es haben mehr Frauen (54,6%) als Männer (45,2%) mitgemacht. Die ganz jungen sowie die ganz alten Altersgruppen waren unterrepräsentiert. 

Luxemburg im Ländervergleich

Die Frage nach der Impfbereitschaft wurde so gestellt, dass sie mit einer internationelen Studie von Kantar und einer Studie im Fachjournal Nature Medecine verglichen werden kann. Hier der Vergleich mit der Impfumfrage von Kantar, die im November durchgeführt wurde:

Wie man sieht ist die Impfbereitschaft unter den ausgewählten Ländern am höchsten in Italien. Wenn man die Aussagen "sehr wahrscheinlich" und "wahrscheinlich" zusammenzählt kommt man auf folgende Ergebnisse:

Italien: 78%

Australien: 76%

Großbritannien: 75%

Singapur: 73%

Deutschland: 67%

USA: 66%

Luxemburg: 55%

Frankreich: 54%

In diesem Ländervergleich ist Luxemburg das Land mit dem höchsten Anteil an TeilnehmerInnen, die mit "sehr unwahrscheinlich" geantwortet haben (22%).

Und Frankreich ist das Land mit dem höchsten Anteil an noch Unentschlossenen - mit 19% die angeben, dass sie es noch nicht wissen, ob sie sich impfen lassen werden. 

 

Hier dann die Resultate der Nature Medecine-Umfrage:

Copyright Nature Medecine (https://www.nature.com/articles/s41591-020-1124-9)

Im Vergleich zu dieser Umfrage, wäre Luxemburg hinter Frankreich und Polen vorletzter (55%), was die Impfbereitschaft anbelangt. Nur Russland wäre noch weiter hinter Luxemburg. In dieser Umfrage wird die höchste Impfbereitschaft in China, Brasilien und Südafrika.

Aber Achtung: Da es sich bei der science.lu-Umfrage nicht um eine repräsentative Studie handelt, sondern bloß um die Antworten von Facebook-Nutzern und science.lu-Lesern, kann diese Umfrage nur einen ungefähren Eindruck der Situation in Luxemburg und der Grenzregion vermitteln. 

Impfbereitschaft je nach Altersgruppe

Hier zeigt sich, dass je älter die TeilnehmerInnen, desto grösser ist ihre Impfbereitschaft (Antworten "sehr wahrscheinlich" und "wahrscheinlich"). 

Die Impfbereitschaft bei den :

13-34-Jährigen: 48% (vs 55% im Durchschnitt)

35-64-jährigen: 57% 

65-99-jährigen: 80%

Der Anteil der noch Unentschlossenen ist mit 12/13% in allen Altersgruppen quasi identisch. 

Impfbereitschaft je nach Geschlecht

Die Impfbereitschaft bei den männlichen Teilnehmern ist mit 60% höher als bei den weiblichen Studienteilnehmern (51%). Vor allem ist bei den weiblichen Teilnehmern der Anteil der Unentschlossenen höher (15% Frauen vs 9% Männer) und der Anteil derer, die "sehr wahrscheinlich" sich impfen lassen wollen niedriger (47% bei den Männern vs 37% bei den Frauen). 

Impfbereitschaft je nach Sprache der Umfrage

Wir haben die Umfrage in 3 unterschiedlichen Sprachen publiziert. Je nachdem in welcher Sprache wir die Umfrage publizierten, erhielten wir unterschiedliche Resultate. Hier die Impfbereitschaft (sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich) je nach Sprache der Umfrage:

EN: 67%

DE: 57%

FR: 37%

Durchschnitt: 55%

Impfbereitschaft je nach Nationalität 

Bei der Umfrage wurden die TeilnehmerInnen nach ihrer Nationalität gefragt. TeilnehmerInnen mit doppelter Staatsbürgerschaft wurden hier doppelt erfasst. Hier die Impfbereitschaft je nach Nationalität im Rahmen der science.lu-Umfrage:

DE: 64%

Andere: 64%

LU: 58% 

FR: 49%

BE: 47%

PO: 33%

Wie ist allgemein Ihre Einstellung zu Impfungen? Und lassen Sie sich gegen andere Krankheiten impfen?

Bei der Frage, was die Einstellung der TeilnehmerInnen allgemein zum Impfen ist, gaben zwei Drittel (66%) an, dass sie allgemein Impfungen gut und wichtig finden. Es finden also mehr TeilnehmerInnen Impfungen gut und wichtig als sich TeilnehmerInnen gegen Covid-19 impfen lassen wollen. Die Skepsis gegenüber dem Covid-19-Impfstoff scheint höher zu sein als gegen Impfungen allgemein. 

30% meinten dass sie nicht fundamental gegen Impfungen, aber skeptisch sind. Nur 3% gaben an dass sie Impfungen nicht gut und unnötig finden. 

Eine Skepsis gegenüber dem Covid-19-Impfstoff scheint sich auch in der nächsten Frage zu bestätigen. So geben 74% der TeilnehmerInnen an, sich gegen andere Krankheiten impfen zu lassen - gegenüber nur 55% die sich gegen Covid-19 impfen lassen wollen. 26% der TeilnehmerInnen lassen sich nicht bzw nicht mehr gegen andere Krankheiten impfen. Insgesamt haben 20% der TeilnehmerInnen im Laufe ihres Lebens ihre Einstellung zum Imfpen geändert. 

Fühlen Sie sich gut informiert?

Wir haben bei der Umfrage auch 3 Fragen gestellt, ob die TeilnehmerInnen sich gut informiert fühlen:

  • Allgemein über das Thema Impfen: 78% ja oder eher ja vs 22% nein oder eher nein
  • Über die Covid-19-Impfstoffe: 52% ja oder eher ja vs 48% nein oder eher nein
  • Über Risken und Nebenwirkungen: 41% ja oder eher ja vs 59% nein oder eher nein

Die TeilnehmerInnen fühlen sich also besser über das Thema Impfen allgemein informiert als über den Covid-19 Impfstoff. Auch ist die Mehrheit der TeilnehmerInnen der Meinung, dass nicht oder eher nicht korrekt und transparent über potenzielle Risiken und Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Covid-19 Impfstoffen kommuniziert wird. 

Wir haben zudem die fakultative Frage gestellt, ob die TeilnehmerInnen sich mehr Informationen auf science.lu wünschen. Hier antworteten 70% der TeilnehmerInnen mit ja. 

Wir haben auch gefragt, welche Themen sie sich wünschen würden. Wir sind noch daran, die Antworten auszuwerten. Aber die Antwort die am häufigsten auftauchte war die zu Risiken und Nebenwirkungen der Impfstoffe. Wir haben daraufhin einen Artikel zu den Risiken und Nebenwirkungen der Impfstoffe zum Schutz vor Covid-19 verfasst: 

Eine weitere Frage, die häufig gestellt wurde, war die, weshalb die Impfstoffentwicklung so schnell vonstatten gehen konnte - und ob das auf Kosten der Sicherheit ging. Auch hierzu haben wir einen Artikel verfaßt:

Und schließlich haben wir die Fragen zur allgemeinen Einstellung zum Impfen und zum subjektiven Gefühl informiert zu sein gegenübergestellt mit der Frage, ob sich die TeilnehmerInnen impfen lassen wollen. So zeigt sich, welche Faktoren bedingen, dass TeilnehmerInnen eher wahrscheinlich oder eher unwahrscheinlich sich impfen lassen wollen. 

Allgemeine Einstellung zum Thema Impfen vs Wahrscheinlichkeit, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen

Von den TeilnehmerInnen, die angaben, dass sie Impfungen gut und wichtig finden, gaben 75% an, sich gegen Covid-19 impfen lassen zu wollen. 14% der TeilnehmerInnen, die Impfungen allgemein gut und wichtig finden, wollen sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen. 

Bei den TeilnehmerInnen, die skeptisch gegenüber Impfungen allgemein sind, wollen sich dann 65% nicht gegen Covid-19 impfen lassen, gegenüber 17% die sich impfen lassen wollen. Der Anteil der Unentschlossenen ist in dieser Gruppe höher (18% vs 11%).

In der Gruppe, die Impfungen nicht gut und unnötig finden, ist die Sachlage ganz klar: 100% davon wollen sich nicht impfen lassen gegen Covid-19. Diese Gruppe stellt 3% der TeilnehmerInnen dar.

 

In der nächsten Frage haben wir dann analysiert, wie hoch die Impfbereitschaft gegen Covid-19 ist im Vergleich zur Impfbereitschaft gegen andere Krankheiten.

Bei denjenigen, die sich nicht oder nicht mehr gegen andere Krankheiten impfen lassen (26% der TeinehmerInnen), wollen 58% sich auch nicht gegen Covid-19 impfen lassen. 65%derjenigen, die sich gegen andere Krankheiten impfen lasen, wollen sich auch gegen Covid-19 impfen lassen. 

Die bei weitem höchste Impfbereitschaft gegen Covid-19 besteht bei den Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens umentschieden haben - sich anfangs nicht impfen ließen, mittlerweile aber doch (nur 4% die sich nicht impfen lassen wollen). Diese Gruppe stellt aber nur 1,02% der TeilnehmerInnen dar. 

Subjektives Gefühl informiert zu sein zum Thema Impfen vs Wahrscheinlichkeit, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen

Auf den nächsten beiden Graphiken, wo dargestellt wird inwiefern der Grad an Informiertheit über Impfen allgemein bzw über den Covid-19 Impfstoff speziell, einen Einfluss hat auf die Impfbereitschaft gegen Covid-19 zeigt sich, dass je besser die Menschen sich informiert fühlen, desto grösser ist ihre Impfbereitschaft. Und hier zeigt sich auch, dass die Impfbereitschaft vor allem dann hoch ist, wenn die TeilnehmerInnen sich gut über den Covid-19 Impfstoff informiert fühlen. Hier ist die Impfbereitschaft mit 75% bzw 80% höher als bei denen, die sich allgemein gut zum Thema Impfen informiert fühlen ((Impfbereitschaft von 68% bzw 60%). Interessant ist, dass unter den Menschen, die sich gut über den Covid-19 Impfstoff informiert fühlen, mehr Menschen den Impfstoff ablehnen als unter der Gruppe die sich eher gut über den Covid-19 Impfstoff informiert fühlen (22% Ablehnung gegenüber 13% Ablehnung). 

deutlich ist, dass die TeilnehmerInnen, die sich nicht gut über das Thema impfen allgemein sowie nicht gut über den Covid-19 Impfstoff informiert fühlen, die Impfung ablehnen (zu jeweils 79%). 

Ausblick und Einordnung der Resultate

Diese Umfrage ist wie bereits oben erwähnt nicht repräsentativ, sondern spiegelt die Meinung der TeilnehmerInnen dar. Einige Faktoren begünstigen tendenziell eine Verfälschung Richtung mehr Impfbereitschaft, andere tendenziell eine Verfälschung Richtung weniger Impfbereitschaft. Hier einige der Faktoren, die die Resultate eher in Richtung höhere Impfbereitschaft verschieben (nicht vollständig):

  • Die science.lu-Leserschaft: Zu Anfang der Studie, als wir keine Facebook-Werbung geschaltet hatten und nur science.lu-Leser und science.lu-Facebook Fans teilgenommen hatten, war die Impfbereitschaft höher. Als dann die sponsored posts geschaltet wurden und auch Internet-User erreicht wurden, die keine science.lu Leser oder Fans sind, ging die Impfbereitschaft runter. Die anfänglichen science.lu-Leser bzw -Facebook-Fans haben also das Resultat möglicherweise eher Richtung höhere Impfbereitschaft verschoben.
  • Da Franzosen, Belgier und Portugiesen unterrepräsentiert sind, diese aber scheinbar eine größere Skepsis gegenüber dem Covid-19-Impfstoff haben.

Es gibt aber auch Faktoren, die die Resultate in Richtung niedrigere Impfbereitschaft verschieben (nicht vollständig):

  • Da die alten Menschen unterrepräsentiert sind, diese jedoch eine hohe Impfbereitschaft an den Tag legen. 
  • Da Frauen überrepräsentiert sind, diese jedoch weniger Impfbereitschaft zeigen als Männer. 
  • Es gibt Hinweise darauf, dass die portugiesische Community in Wirklichkeit viel impfaffiner ist. Zumindest war dies das Ergebnis einer Studie von Joel Mossong und Ardashel Latsuzbaia, die ja auch bei dieser Umfrage mitgewirkt haben, zur Human Pappilomavirus Impfbereitschaft in Luxemburg. Dort waren die Portugiesen nämlich mit 80% die Nationalität, die am positivsten hinsichtlich Impfung eingestellt waren. Hier der Link zur Studie:  https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264410X18304109. Man kann davon ausgehen, dass wir nicht genügend Portugiesen erreicht haben und die die mitgemacht haben, nicht repräsentativ waren. 

Trotz all dieser Faktoren, ist die Anzahl an Teilnehmenden relativ hoch und die Effekte gehen in beide Richtungen. Somit vermittelt die Umfrage einen interessanten Eindruck, wie es ungefähr mit der Impfbereitschaft in Luxemburg steht.

Diese Umfrage stellt den Stand Anfang Dezember 2020 dar. Es ist davon auszugehen, dass die Impfbereitschaft der Bevölkerung sich über die Zeit ändern wird, wohl immer mal wieder in die eine oder die andere Richtung. Dies wird davon abhängen, wie wirksam die Impfstoffe sind, wie viele Nebenwirkungen es geben wird und wie der mediale Umgang damit stattfinden wird, wie die Kommunikation geführt wird, wie viele Fake News und/oder untransparente Informationen zirkulieren werden, ob irgendwann Länder zur Einreise einen Impfpass verlangen werden, wie die Pandemie sich weiter entwickeln wird (wie hoch also der Nutzen eingeschätzt wird), ...

Autor (Text): Jean-Paul Bertemes (FNR)
Autoren der Umfrage: Ardashel Latsuzbaia (LNS), Joel Mossong (Direction de la Santé), Jean-Paul Bertemes (FNR), Melanie Reuter (FNR)
Graphiken: 101 Studios

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