(C) Cardiff University

Virtuelle Experimente könnten Chirurgen bald helfen, Ihre Kenntnisse zu verbessern, bevor sie mit lebenden Patienten arbeiten. Dies ist das spannende Forschungsziel von Stéphane Bordas, ERC Fellow und Professor in „Computational Mechanics“, der seit Ende 2013 an der Universität Luxemburg arbeitet.

Gemeinsam mit Mitarbeitern der Universität Cardiff in Großbritannien wurde Bordas 2012 für dieses Projekt ein renommiertes und mit 1,3 Millionen Euro dotiertes Stipendium „ERC Starting Grant“ gewährt (siehe Infobox). Er setzt nun seine Forschungsarbeit an der Universität Luxemburg fort, und bringt damit erstmals seit der Gründung der Universität ein ERC-Stipendium nach Luxemburg.

Echtzeitsimulatoren die Chirurgen ausbilden

Bordas‘ langfristiges Ziel ist es, Echtzeitsimulatoren – ähnlich wie Flugsimulatoren – zu entwickeln, die Chirurgen ausbilden, ihnen bei Operationen assistieren und dazu beitragen, OP-Pläne zu verbessern. Durch die Rekonstruktion virtueller Patientenmodelle in silico können solche Tools Fehler und postoperative Komplikationen verringern und möglicherweise zu einer robotergestützten und robotergeführten Chirurgie führen.

Virtuell chirurgische Eingriffe in Echtzeit durchführen

Das Projekt „RealTcut“ (für „reality cut“) entstand aufgrund der Entdeckung von Ähnlichkeiten zwischen der Struktur menschlicher Weichteile und hoch entwickelter technischer Anwendungen, wie sie beispielsweise für die Raumfahrtindustrie entwickelt werden. „Das Hauptziel ist es, zum ersten Mal chirurgische Eingriffe in Echtzeit durchzuführen, damit angehende Chirurgen ihre Fähigkeiten in einem virtuellen Umfeld verbessern können, bevor sie mit lebenden Patienten arbeiten“, erklärt Bordas.

Die größte Herausforderung des Projekts ist es, wirklichkeitsgetreue Echtzeitsimulationen von Phänomenen wie das Durchtrennen von Weichteilen, über die heutzutage immer noch wenig bekannt ist, durchzuführen. Dank dieses Forschungsprojekts, das noch bis 2017 laufen wird, konnte bereits der erste Echtzeitsimulator für fehlerkontrollierte Schnitte in Weichteilen entwickelt werden. Bordas ist optimistisch, dass das Gerät zu beträchtlichen und grundlegenden Fortschritten sowie medizinischen und gewerblichen Vorteilen führen wird.

Foto © Cardiff University

Infobox

ERC-Stipendien

ERC-Stipendien werden von der Europäischen Kommission zur Unterstützung vielversprechende Forscher verliehen, die das Potenzial haben, unabhängige Spitzenforscher zu werden und so neue Forschungsteams in Europa zu gründen.

Zur Person: Stéphane Bordas

Stéphane Bordas ist Ingenieurwissenschaftler, wurde in Paris geboren und kam an die Universität Luxemburg, um seine bahnbrechenden Forschungsarbeiten in einem Umfeld fortzusetzen, das er beschreibt als „eine junge Universität, die sehr offen für innovative Forschungsideen ist und qualitative Forschung unterstützt“. Vor seinem Umzug ins Großherzogtum Luxemburg war er seit 2009 Professor für Computational Mechanics an der Universität Cardiff, der er weiterhin angehören wird und wo er das Institut für Mechanik und Hochentwickelte Materialien leitete. Von 2006 bis 2009 war er Lehrbeauftragter am Institut für Hoch- und Tiefbau der Universität Glasgow. Er machte 2003 seinen Doktor in Theoretischer und Angewandter Mechanik an der Northwestern University (USA) und arbeitete anschließend an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (Schweiz). Seit 2009 arbeitet er mit Dr. Pierre Kerfriden von der Universität Cardiff am RealTcut-Forschungsprojekt.

Kontakt

T. + 352 46 66 44 6525

stephane.bordas@uni.lu

 

Porträt „Eine Errungenschaft für Luxemburg und unsere Forschungsgruppe“

Wissenschaftler des Luxembourg Institute of Health (LIH) wurden mit einem Prix Galien für ihren herausragenden Beitrag z...

LIH
Highly Cited Researchers Immer wieder gerne zitiert: Die multidisziplinäre Arbeit von Stéphane Bordas

Es gibt Wissenschaftler, auf deren Arbeiten in Publikationen besonders häufig Bezug genommen wird. Uni-Professor Stéphan...

Medizin Hypnose in einem medizinischen Umfeld, wofür und wie wirksam ist sie?

Die Hypnose wird immer häufiger eingesetzt, um beispielsweise Schmerzen zu lindern. Die Öffentlichkeit ist jedoch geteil...

FNR

Auch in dieser Rubrik

Handy in Schule
Screentime Smartphone-Verbot in Schulen: Was ist der Stand der Wissenschaft?

Sollen Sekundarschulen Handys in Klassenraum und Pausenhof verbieten oder nicht? Das diskutieren Eltern, Lehrer, Schüler und Politik in Luxemburg und weltweit. Ein Blick auf den Stand der Forschung.

Demenzerkrankungen Alzheimer: Wo steht die Wissenschaft?

Sie beginnt schleichend und ist bisher nicht heilbar: die Alzheimer-Krankheit. Prof. Dr. Michael Heneka, Direktor des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine, über Forschungsstand und Therapien.

Nobel Prize in Medicine 2024 Research in Luxembourg on the topic of microRNAs

Dr. Yvan Devaux from LIH works on the theme of the Nobel Prize awarded today to two American researchers for their work on microRNAs. He explains the importance of the discovery and his own research....

LIH
Sportwissenschaft Wie können Spitzensportler ihre Leistung steigern?

Es geht auch ohne verbotene leistungssteigernde Medikamente – z. B. mit Hitze, Kälte und Höhe. Frédéric Margue erklärt, wie ein Team am LIHPS Spitzensportler aus Luxemburg unterstützt.