Kathleen Mommaerts, Yahaya Abubakar Yabo, Shubhra Acharya
Eine Doktorarbeit dauert in der Regel drei Jahre, umfasst häufig viele hundert Seiten und kann ganz schön komplex sein. Die Inhalte der Arbeit kurz und prägnant darzustellen ist daher keine einfache Angelegenheit. Den Preisträgern des diesjährigen „Three Minute Thesis“(3MT) Wettbewerbs aus Luxemburg ist dies dennoch ganz hervorragend gelungen. In, wie der Name schon sagt, maximal dreiminütigen Videos stellen die angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sowohl von einer Jury, als auch in den sozialen Medien zu den Gewinnern gekürt wurden, ihre Arbeiten vor. Ein Klick auf den Link zu den Videos lohnt sich auf jeden Fall, um Spannendes über die Forschung von Kathleen Mommaerts, Shubhra Acharya und Yahaya Abubakar Yabo erfahren. Sie sind drei der diesjährigen Gewinner des Wettbewerbs, der zum zweiten Mal von der Studentenvereinigung LuxDoc organisiert wurde.
Epidemiologische Forschung braucht gute Proben
Kathleen Mommaerts beschäftigt sich in Ihrer Doktorarbeit mit Probenmaterial, das in Biobanken lagert – z.B. Blut oder Urin, aber auch Gewebe von gesunden und kranken Menschen. Aus solchen Proben können Forschende eine Vielzahl von Informationen ableiten: Sogenannte Biomarker , wie etwa Glukose oder Cholesterol im Blut, geben Aufschluss über Erkrankungen und nicht erst seit der Corona-Pandemie benötigen Forschende die umfangreichen Probensammlungen, um epidemiologische Studien durchzuführen. Es gibt nur ein Problem: Nicht immer haben die Proben die gleiche Qualität und das kann zu Fehlern führen. Denn wenn die Parameter unterschiedlich sind, muss das kein Indikator für Krankheiten sein, sondern durch die Güte der Proben bedingt sein. Genau hier setzt die Doktorarbeit von Kathleen an: Sie untersucht an der IBBL (Integrated BioBank of Luxembourg) die präanalytische Variabilität der Proben, um diese langfristig zu verbessern. Ihr Fokus liegt dabei nicht auf Blutproben, sondern Proben der Zerebrospinalflüssigkeit, also der klaren und farblosen Körperflüssigkeit, die mit der Gewebsflüssigkeit des Gehirns in Verbindung steht.
Die Diagnose von Parkinson verbessern
Für Erkrankungen des Gehirns interessiert sich auch die zweite Preisträgerin, Shubhra Acharya vom Luxembourg Institute of Health (LIH), deren Forschungsschwerpunkt sich um die Parkinson-Krankheit dreht. In ihrem Video erklärt Shubhra, dass es keine einfachen Bluttests gibt, mit denen Parkinson nachgewiesen werden kann – und dass dies die Diagnose der Krankheit erschwert. Obwohl im Jahr 2016 6,1 Millionen Menschen weltweit an Parkinson erkrankt waren, gelingt die Diagnose bisher nur anhand von klinischen Symptomen oder MRT-Untersuchungen, wie Shubhra Acharya erklärt. In ihrer Doktorarbeit will sie das ändern. Sie untersucht, inwieweit lange Stränge sogenannter „non-coding RNA“ als Biomarker aus Körperflüssigkeiten genutzt werden können, um Parkinson zu detektieren und eventuell langfristig sogar therapeutisch nutzbar zu machen. „Non-coding RNA“ sind Ribonukleinsäuren, die nicht wie die mittlerweile bekanntere mRNA in ein Protein übersetzt werden, aber dafür z.B. bestimmte Gene an oder ausschalten können.
Warum Hirnkrebs so schwer zu behandeln ist
Auch Yahaya Abubakar Yabo beschäftigt sich in seiner Doktorarbeit am LIH mit dem Gehirn. Was ihn umtreibt: Krebserkrankungen, die zu Tumoren des Gehirns führen. Wie er in seinem Video erklärt, sind solche Tumore häufig nur sehr, sehr schwer zu behandeln, denn im Gegensatz zu anderen Krebserkrankungen lassen sie sich chirurgisch mitunter nur schwer entfernen. Und bei anderen Therapieformen, etwa einer Chemotherapie kommt es manchmal dazu, dass einige wenige Zellen die Behandlung überstehen und an anderen Stellen neue Tumore bilden. Wie es dazu kommen kann, dass einige Zellen gegen die Behandlung resistent sind, untersucht der Doktorand in seiner Arbeit und betont, dass eins klar ist: Es braucht wirksame Medikamente, um ausnahmslos alle Krebszellen auszulöschen, damit die Krankheit nicht nach einiger Zeit wieder neu auftritt. Zwar arbeiten alle drei Forschenden an unterschiedlichen Themen; was sie vereint ist aber die klare Perspektive, mit ihren Arbeiten Fortschritte in der Medizin anzustoßen, die Patientinnen und Patienten am Ende zu Gute kommen können. Und, dass das offensichtlich begeistern kann, wie man den Videos anmerkt. Drei mal drei Minuten, die sich lohnen.
Text: Tim Haarmann
Redaktion: Michèle Weber (FNR)
Infobox
Der 3MT®-Wettbewerb (Three Minute Thesis) feiert die spannende Forschung von Doktoranden. 3MT wurde von der University of Queensland (UQ) in Australien entwickelt und fördert akademischen, Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten der Studenten. Der Wettbewerb unterstützt ihre Fähigkeit, ihre Forschung in drei Minuten in einer Sprache, die für ein nicht spezialisiertes Publikum geeignet ist, effektiv zu erklären. Mehr Infos auf der Internetseite von LuxDoc, der Studentenvereinigung, die den Wettbewerb in Luxemburg seit 2020 organisiert.