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Unzählige Kröten sind wieder auf ihren Weg zu ihren Laichgewässern. Was es damit genau auf sich hat, erklärt die Biologin Elisabeth Kirsch von natur&ëmwelt.

Frau Kirsch, Wie finden die Kröten eigentlich den Weg zu ihren Laichgewässern?

Wie den Tieren das gelingt, ist bis heute nicht genau bekannt. Es scheint aber so, als wirke der Geburtsort wie ein Magnet.

Und was machen Kröten, wenn ihnen dieser Weg verbaut ist? Beziehungsweise woher wissen, ob und wo es alternative Laichgewässer gibt?

Kröten sind extrem laichplatztreu und kehren oft ein Leben lang zum Laichen an das Gewässer ihrer Geburt zurück. Es ist ein evolutives Verhalten: Das Laichgewässer hat sich mit dem Überleben der jeweiligen Individuen als bewährt erwiesen, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Geburtsplatz noch immer zum Laichen geeignet ist.

Kröten lassen sich daher auch meist nicht von Straßen, Gräben und sonstigen Hindernissen beirren, die ihren Weg versperren. Sie laufen deshalb auch an einem Krötenzaun entlang, bis sie einen Ausstieg finden. Das ist dann meistens ein Krötentunnel oder aber ein Eimer. Diese Ortstreue kann in Folge von Hindernissen oder Gewässerzerstörung schnell zum Aussterben ganzer Populationen führen.

Warum wandern Kröten in Gruppen?

Fast alle Tiere einer Population wandern gleichzeitig, was dann zu Massenwanderungen führt. Bei den Kröten bestimmen meteorologische Faktoren wie Lufttemperaturen über fünf Grad und Regen, aber auch populationsspezifische Faktoren den Zeitpunkt der Wanderung. Erdkröten besitzen wahrscheinlich auch eine Art Innere Uhr. Es wird vermutet, dass die Geburtszeit den Zeitpunkt der Fortpflanzungsbereitschaft auf Grund einer Zeitprägung bestimmt.

Und warum wandern sie nachts?

Sie wandern vor allem zu Beginn der Nacht, in den ersten zwei, drei Stunden nach der Dämmerung. Dafür gibt  es mehrere Gründe. Neben der höheren Luftfeuchtigkeit spielt auch die reduzierte Anzahl an Fressfeinden wie zum Beispiel Graureiher und Ringelnatter eine Rolle.

Viele Kröten werden bei ihrer Wanderung überfahren. Viele sterben aber auch auf Straßen, ohne vom Reifen des Fahrzeugs erfasst zu werden. Woran liegt das?

Das hängt mit den Luftverwirbelungen zusammen, die fahrende Autos verursachen.  Auch wenn der Autoreifen die Kröte nicht erwischt, so stirbt sie oft durch den stoßartigen Druckwechsel: Vor dem Auto herrscht Überdruck, unter dem Auto Unterdruck. Das führt dazu, dass die inneren Organe aus Körperöffnungen austreten. Je schneller die Autos unterwegs sind, desto größer ist auch der Druckwechsel. Und selbst wenn sie das überleben, kann der anschließende Orientierungsverlust zum Tod führen.

Und welche Gefahren lauern sonst noch?

Da wäre zum einen der Tod im Gully. Wenn Kröten auf ihrer Wanderung auf eine Straße treffen, überqueren sie diese. Ist auf der anderen Straßenseite ein Bordstein, den sie nicht überqueren können, wandern sie so lang an diesem Hindernis entlang, bis sie in den nächsten Gully fallen. Und dort ertrinken sie meist.

Und dann ist da noch die Gefahr der Austrocknung: Wandern die Kröten in einer nicht allzu nassen Nacht, kann es passieren, dass Wiesen und Felder zwar feucht genug sind, eine große Straße aber trocken. Bei der Überquerung dieser Straße können die Kröten vertrocknen. Schließlich bewegen sie sich nur recht langsam fort. Männchen legen im Durchschnitt kaum mehr als 30 Meter pro Stunde zurück, Paare im Huckepack nur 20 bis 25 Meter.

Autor: Uwe Hentschel
Foto: Pixabay

 

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