(C) Uwe Hentschel
Das Ergebnis war ernüchternd. In einer Studie mit rund 250 Läufern wurde untersucht, welchen Einfluss die Dämpfung bei Laufschuhen hat. Ein halbes Jahr lang sind die Teilnehmer in präparierten Schuhen gelaufen und hatten dabei entweder Schuhe mit weicher oder härterer Dämpfung. Auf der Internetplattform tipps.lu mussten die Läufer dann alles eintragen: wann, wo und wie lange sie auf welchem Untergrund gelaufen sind und ob sie irgendwelche Beschwerden oder gar Verletzungen hatten. Dann wurde ausgewertet.
„Es gab keinen Unterschied“, sagt Daniel Theisen. Er ist Gruppenleiter des Labors für Sportmedizin am LIH (Luxembourg Institute of Health), das diese Studie durchgeführt hat. Theisen weiß, dass die Wahl des Schuhs Einfluss auf das Verletzungsrisiko haben kann. Doch: Wie groß ist dieser Einfluss? Und welche Eigenschaften muss ein Schuh haben muss, damit dieser Einfluss möglichst gut ist?
Weitere Eigenschaften von Sportschuhen auf dem Prüfstand
Seit Anfang der 70er Jahre die ersten modernen Laufschuhe auf dem Markt aufgetaucht sind, hat sich einiges getan. „Wir sind mittlerweile bei Schuhen, in denen 10 bis 20 Patente verarbeitet sind“, sagt Theisen. Sein Team möchte herausfinden, inwieweit diese Patente wirklich taugen und führt deshalb Laufschuh-Studien durch. Und jedes Mal wird eine andere Eigenschaft untersucht.
Bei der zweiten, noch nicht ausgewerteten Studie ging es beispielsweise um das so genannte Motion-Control-Feature in Laufschuhen, eine Art Stütze in der Innenseite des Schuhs, mit der ein verstärktes Einknicken des Fußes nach innen verhindert werden soll. Und vor kurzem ist schließlich die dritte Studie angelaufen, für die übrigens unter tipps.lu noch Teilnehmer gesucht werden. Diesmal wird untersucht, welchen Einfluss der Drop, also der Höhenunterschied der Sohle zwischen Ferse und Vorfuß hat.
Ein medizinisches und ökonomisches Problem
„Leider ist es so, dass sich die Hälfte der Läufer mindestens einmal pro Jahr verletzt“, erklärt der Forscher. Bei geschätzten 52000 Luxemburgern, die regelmäßig laufen, sind das jährlich 26000 Verletzungen. Und zu den körperlichen Schäden, die sowohl aus medizinischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht aufgrund der langwierigen Genesung ein besonderes Problem darstellen, zählen vor allem Knieverletzungen.
Die gesundheitlichen Schäden sind auch der Grund, warum die Studien jeweils über fünf bis sechs Monate laufen. „Wir brauchen Verletzungen, um einen Unterschied feststellen zu können“, erklärt Theisen. Was die Forscher darüber hinaus herausfinden wollen, ist, inwieweit Veränderungen im Laufschuh unter Umständen die Biomechanik, also die Bewegung des Läufers, beeinflussen und dadurch beispielsweise Kniebeschwerden verstärken oder aber minimieren.
Nicht jedes Patent ist sinnvoll
Daniel Theisen hat bei einigen Sportschuhpatenten starke Zweifel, dass diese wirklich eine Bereicherung sind. Er tendiert eher zum minimalistischen Ansatz, also zu Laufschuhen, die dem Barfuß-Konzept möglichst nahe kommen, und empfiehlt diese auch Neueinsteigern.
Doch ganz egal, aus wie vielen Patenten ein Sportschuh zusammengesetzt ist, ein Patentrezept hat auch Theisen bislang nicht. Dafür aber einen Ratschlag: „Leute, die gut in ihren Schuhen laufen und auch keine Beschwerden haben, sollten daran nichts ändern.“
Autor: Uwe Hentschel
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